ARD startet neue "Tagesschau"-App mit weniger Text - epd medien

28.11.2025 15:25

Die ARD setzt den Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk um. Ab sofort will sie weniger Text in ihren Online-Angeboten unterbringen, bis 2027 fallen 16 Radiosender weg. Auch die TV-Spartenkanäle von ARD und ZDF werden reduziert.

Der ARD-Vorsitzende Florian Hager (Archivbild)

Frankfurt a.M. (epd). Die ARD startet am 1. Dezember eine neue Version der "Tagesschau"-App, die deutlich stärker auf audiovisuelle Elemente und weniger auf Text setzt. Hintergrund sind Vorgaben des Reformstaatsvertrags für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wie der ARD-Vorsitzende Florian Hager am Freitag in einem digitalen Pressegespräch erläuterte. Die Staatsvertragsnovelle, die am 1. Dezember in Kraft tritt, verschärft das Verbot der sogenannten Presseähnlichkeit öffentlich-rechtlicher Internetangebote.

Neben einer stärkeren Crossmedialität werde es auf den ARD-Webseiten auch mehr Verlinkungen auf die Online-Angebote privater Medien geben, kündigte Hager an. Der neue Staatsvertrag konkretisiert, welche Texte künftig neben dem Schwerpunkt Bild und Ton noch zulässig sind. Dazu zählen "Sendungstranskripte, Zusammenfassungen der wesentlichen Inhalte einer Sendung sowie solche, die der nachträglichen Aufbereitung von Inhalten aus einer konkreten, nicht länger als vier Wochen zurückliegenden Sendung einschließlich Hintergrundinformationen dienen".

Reichweitenverlust befürchtet

Die Neuregelung werde von der ARD akzeptiert, sagte Hager, der Intendant des HR ist. Sie werde aber auch zu einem Tempo- und Reichweitenverlust führen, zudem werde die Sichtbarkeit der ARD-Angebote in Suchmaschinen zurückgehen. Insbesondere die Zeitungsverleger hatten wiederholt eine Verschärfung des Verbots der Presseähnlichkeit gefordert. Zuletzt hatte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) das bei der EU-Kommission angestoßene Beihilfeverfahren ruhen lassen und auf konstruktive Gespräche mit der ARD verwiesen.

Die Intendantinnen und Intendanten der ARD gaben nach ihrer mehrtägigen Sitzung in München auch einen Überblick über die Radiowellen, die im Zuge des Reformstaatsvertrags wegfallen sollen. Neben dem Programm Puls für junge Zuhörer trifft es beim BR die terrestrisch verbreiteten Radioangebote Verkehr, Schlager und BR24live. Beim NDR entfallen Schlager, Blue und Info Spezial, beim MDR die Wellen Klassik, Tweens und Schlagerwelt. Beim WDR stehen die Radiosender Event und Die Maus auf der Streichliste.

"Soundzonen" für Kinder in der Audiothek

Darüber hinaus sollen die jungen Programme und die Infoprogramme im Südwesten über die bereits bestehenden Sendestrecken hinaus kooperieren. Der HR, der SWR und der Saarländische Rundfunk (SR) erarbeiteten dazu Konzepte, hieß es. Die Staatsvertragsnovelle schreibt vor, dass die ARD bis 2027 von den aktuell 69 terrestrisch verbreiteten Radiowellen nur noch 53 unterhalten darf. Kooperationsprogramme werden dabei nur noch als halbe Programme der jeweiligen Anstalten gezählt.

In der ARD-Audiothek will der Senderverbund ein Kinderprofil mit drei "Soundzonen" für Vorschule, Grundschule und Pre-Teens anbieten. Für Schlagerfans soll dort eine digitale Schlagerwelt entstehen. Dabei würden unter anderem Livestreams und Hitparaden miteinander verzahnt, kündigte die ARD an. Zudem werde die Audiothek Fans klassischer Musik eine "Klassikheimat" bieten. Unter anderem soll dafür der MDR Inhalte zum bisherigen Angebot BR Klassik beisteuern. Generell sollen die klassikorientierten Wellen stärker als bislang Inhalte austauschen.

"Konstruktive Gespräche" mit dem ZDF

Nach dem Reformstaatsvertrag sollen ARD und ZDF auch die Zahl ihrer TV-Spartensender reduzieren. Vorgegeben wird unter anderem eine engere Zusammenarbeit der Kultursender 3sat und Arte, daneben sollen von den vier Sendern Tagesschau24, Phoenix, ARD-alpha und ZDFinfo durch Bündelung nur noch zwei übrigbleiben. ARD und ZDF seien hierzu "in konstruktiven Gesprächen über ein gemeinsames Konzept", hieß es.

Der ARD-Vorsitzende Hager bezeichnete die Frage der TV-Spartenkanäle als "komplexes Problem". Es sei schon schwer, die ARD zu einen, nun müsse auch noch gemeinsam mit dem ZDF eine Lösung gefunden werden. Eine Entscheidung hierzu werde in der ersten Jahreshälfte 2026 fallen, damit die Änderungen wie vom Gesetzgeber gefordert zum 1. Januar 2027 in Kraft treten könnten.

Knapp 40 Aufträge abgeleitet

Mit Blick auf den Kinderkanal (Kika) von ARD und ZDF verwies Hager darauf, dass dieser TV-Sender noch bis 2033 als lineares Angebot beauftragt sei. Gerüchte, wonach ein schnelles lineares Aus drohe, seien falsch. "Aber auch wenn Petitionen geschrieben werden: Die lineare Nutzung des Kika geht zurück", fügte der ARD-Vorsitzende hinzu.

Insgesamt habe die ARD aus den Vorgaben des Reformstaatsvertrages bereits knapp 40 Aufträge abgeleitet, von denen die meisten schon in der Umsetzung seien, betonte der Senderverbund. Dazu gehöre auch, den Gesellschaftsdialog zu stärken. So habe sich die ARD vorgenommen, mehr mit den Menschen zu reden als über sie, "um zu verstehen, was sie wirklich bewegt". Es solle auch mehr Austausch zu den ARD-Angeboten ermöglicht werden, wie es bereits mit Formaten wie "Mitmischen! bei der tagesschau" praktiziert werde.

rid/cd



Zuerst veröffentlicht 28.11.2025 14:24 Letzte Änderung: 28.11.2025 16:25

Schlagworte: Medien, Rundfunk, NEU

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