05.12.2025 08:22
Hamburg (epd). Der Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Hendrik Lünenborg, will die Debattenkultur im Sender stärken. "Ich bin davon überzeugt, dass Debatten in der Redaktion der Grundpfeiler der Pressefreiheit sind", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Wenn wir keine geschützten Räume haben, in denen wir auch heftig miteinander streiten, werden die Produkte nie gut werden."
Zur Debatte um das Format "Klar" mit der Moderatorin Julia Ruhs, von dem der NDR in diesem Jahr drei Ausgaben produziert hatte, sagte Lünenborg: "Wir müssen Debatten über solche Formate zulassen, das gehört zum Kerngeschäft von Redaktionen. Aber wie debattiert wird, muss auch bestimmten Regeln folgen".
Vor allem wegen der Sendung "Klar - Migration: was falsch läuft", die am 9. April im NDR gesendet wurde und seither in der ARD-Mediathek steht, hatte es viel Kritik im Sender, aber auch von außen gegeben. Mehrere Programmbeschwerden gegen die Sendung gingen ein, die der NDR-Rundfunkrat am 26. September nach einer längeren Diskussion zurückwies. Lünenborg sagte dem epd, die Unruhe im Haus, die nach "Klar" entstanden sei, sei "nicht so aufgearbeitet worden, wie das zum NDR gut gepasst hätte".
Am 17. September hatte der NDR mitgeteilt, dass er "Klar" gemeinsam mit dem BR fortsetzen wolle, dass aber künftig nur noch in den vom BR verantworteten Ausgaben Julia Ruhs moderieren werde. Die vom NDR verantworteten Ausgaben soll künftig die ehemalige "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch präsentieren. Die Zahl der Ausgaben pro Jahr soll von drei auf sechs verdoppelt werden.
Dem NDR war von Kritikern vorgeworfen worden, es fehlten konservative Stimmen im Programm. Dem widersprach der Intendant: "Wir haben eine große Vielfalt an Meinungen und Stimmen, doch die öffentliche Wahrnehmung fokussiert sich bei uns auf das Erste und alle Sendungen nach 20 Uhr. Dabei gerät aus dem Blick, was wir jeden Tag in unseren Programmen leisten. Ich kann zum Beispiel bei NDR Info kein Vielfaltsdefizit erkennen."
Sein Thema sei nicht "links, rechts, konservativ, progressiv oder was auch immer", sagte Lünenborg: "Ich habe Journalismus immer als Handwerk gesehen. Und wenn Sie Handwerker sind, folgen Sie bestimmten Qualitätsstandards. Mein Thema ist: Haben wir genug Leidenschaft für die Wirklichkeit?" Im NDR gebe es Perspektivenvielfalt, aber "ich möchte, dass wir uns noch stärker damit auseinandersetzen, wie man Themen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten kann. Da haben wir an einigen Stellen Verbesserungsbedarf."
Lünenborg (53) ist seit Anfang September Intendant des NDR. Er hat in den 1990er Jahren beim NDR volontiert, war später Programmchef des NDR-Regionalsenders Hamburg 90,3 und ab Juli 2023 Direktor des Landesfunkhauses Hamburg.
Meldung aus dem epd-Basisdienst
Zuerst veröffentlicht 05.12.2025 09:22
Schlagworte: Medien, Rundfunk, INT
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