NDR-Rundfunkrat weist Programmbeschwerde gegen "Klar" ab - epd medien

26.09.2025 15:21

Der NDR-Rundfunkrat führte am Freitag eine intensive Debatte über das Reportagemagazin "Klar", das von NDR und BR verantwortet wird. NDR-Intendant Hendrik Lünenborg räumte vor dem Gremium ein, es habe Fehler im Umgang mit dem Format gegeben. Eine Programmbeschwerde wies der Rundfunkrat ab.

NDR-Intendant Hendrik Lünenborg

Hamburg (epd). Der NDR-Rundfunkrat hat eine Programmbeschwerde gegen das Reportagemagazin "Klar" mit der konservativen Moderatorin Julia Ruhs zurückgewiesen. Das Gremium verabschiedete am Freitag mit 29 Stimmen mehrheitlich einen Beschluss, nach dem in der ersten Ausgabe des Formats mit dem Titel "Migration: Was falsch läuft" kein Verstoß gegen den NDR-Staatsvertrag und den Medienstaatsvertrag vorgelegen habe.

Mit dem Beschluss verband das Gremium auch den Hinweis, dass das Format "nicht vollumfänglich den Anforderungen an die Qualität eines Formats im NDR" entsprochen habe. Bemängelt wurden eine "beschränkte Perspektivenvielfalt" und "zu starke Emotionalisierung". Auch sei die Sendung überfrachtet gewesen. Der NDR produziert "Klar" gemeinsam mit dem BR.

Lünenborg will Debattenkultur verbessern

Zuvor hatte NDR-Intendant Hendrik Lünenborg vor dem Gremium Fehler des Senders beim Umgang mit dem Magazin eingeräumt. Diese seien bei der "Überführung des Formats in den Regelbetrieb" und bei der Kommunikation passiert, sagte Lünenborg. Es habe sich gezeigt, dass die "Debattenkultur" im NDR "nicht im besten Zustand" sei. Er kündigte an, dass er diese Kultur im Sender im Hinblick auf Perspektivenvielfalt verbessern wolle. Das sei eine "zentrale Aufgabe für den NDR", sagte er.

Programmdirektor Frank Beckmann sagte, der Sender habe die politische Wirkung der Ankündigung, dass der NDR "Klar" in den von ihm verantworteten Ausgaben ohne die Moderatorin Ruhs fortsetzen werde, nicht richtig eingeschätzt. Auch seien Fehler bei der Kommunikation passiert. Das Sendekonzept für "Klar" habe"immer mehrere Moderatoren und Moderatorinnen vorgesehen, unterstrich Beckmann: "Wir haben Frau Ruhs nie zugesagt, dass es weitergeht und dass alle Sendungen von ihr moderiert werden."

Gremium diskutierte länger als eine Stunde

Das Gremium diskutierte vor der Abstimmung länger als eine Stunde über das Magazin, das NDR und BR im April gestartet hatten. Es sollte laut Ankündigung des NDR "große Streitfragen" aufgreifen, "die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden". Vor allem an der Sendung "Migration: Was falsch läuft", die am 9. April gesendet wurde und seither in der ARD-Mediathek steht, hatte es viel Kritik im Sender, aber auch von außen gegeben. Die Ausgabe "Der Frust der Bauern" wurde am 11. Juni gesendet, die dritte Ausgabe "Hat Corona uns zerrissen?" folgte am 30. Juli.

Am 17. September hatte der NDR mitgeteilt, dass beide Sender das Format fortsetzen wollen, aber künftig nur noch die vom BR verantworteten Ausgaben von Julia Ruhs moderiert werden. Am 19. September gab der NDR bekannt, dass die ehemalige "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch die vom NDR verantworteten Ausgaben präsentieren wird. Die Zahl der Ausgaben pro Jahr soll von drei auf sechs verdoppelt werden.

Mehrere Unions-Politiker hatten kritisiert, dass der NDR die Zusammenarbeit mit Ruhs nicht fortsetzt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, die Entscheidung des NDR sei "kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit" im Sender. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann forderte, den Rundfunkbeitrag von derzeit 18,36 Euro pro Monat einzufrieren, "damit endlich Druck entsteht, damit Reformen passieren". In der Sitzung des Rundfunkrats verwahrten sich der Personalrat und einige Rundfunkräte gegen die Versuche der Politik, sich in Personalangelegenheiten des Senders einzumischen.

dir



Zuerst veröffentlicht 26.09.2025 15:08 Letzte Änderung: 26.09.2025 17:21

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Aufsicht, NEU

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