26.06.2024 09:25
Quito (epd). Die Lage für regierungskritische Journalisten in Ecuador verschärft sich. Die Autorin Alondra Santiago teilte am Dienstagabend (Ortszeit) im Onlineportal X (vormals Twitter) mit, dass ihr unbefristetes Visum entzogen worden sei. Als Begründung sei genannt worden, dass sie "gegen die öffentliche Sicherheit und die Struktur des Staates agiere". Hintergrund war vermutlich eine Parodie Santiagos auf die Nationalhymne, in der sie Gewalt in Ecuador und die Regierungsführung des rechtsgerichteten Präsidenten Daniel Noboa beklagte. Die 33-Jährige mit kubanischer Staatsangehörigkeit war im Alter von 13 Jahren nach Ecuador gekommen.
Die Journalistin soll nun innerhalb von 5 Tagen das Land verlassen. Sie führt in ihrer Online-Sendung namens "Ingo" - zuvor "Ingobernables” (die Unregierbaren) - Interviews mit politischen Persönlichkeiten über aktuelle Themen. In dem Video, in dem sie die Nationalhymne mit eigenem Text über die aktuelle politische Lage singt, kritisierte sie, dass Noboa die Schuhe fürs Regieren zu groß seien und er lieber per TikTok kommuniziere, "während eine Mutter um ihren toten Sohn weint". Sie bezog sich damit auf die Gewalt, die in Ecuador grassiert, das innerhalb weniger Jahre zum gefährlichsten Land Lateinamerikas geworden ist.
Santiago sprach von einem Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit. Die Regierung wolle sie um jeden Preis zum Schweigen bringen. Ihr Fall ist nicht der einzigen in jüngster Zeit. Erst Mitte Juni hatte der Journalist José Luis Cañizares auf X erklärt, dass seinem Team das kritische Fernsehprogramm "Irreverentes" (die Respektlosen) nach 17 Monaten auf Sendung auf Druck der Regierung entzogen worden sei. Die Stiftung "Journalisten ohne Ketten zählte bis Januar dieses Jahres zehn Medienschaffende, die aufgrund von Drohungen ins Exil gegangen seien.
In der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht Ecuador derzeit auf Platz 110 von 180 Staaten.
sgu
Zuerst veröffentlicht 26.06.2024 11:25 Letzte Änderung: 26.06.2024 12:13
Schlagworte: Ecuador, Medien, Alondra Santiago, Pressefreiheit, NEU
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