Funke legt im Bürgerreporter-Rechtsstreit Berufung ein - epd medien
17.02.2025 09:17
Essen (epd). Der Rechtsstreit der Funke Mediengruppe mit einem Lokalpolitiker über fehlerhafte Berichterstattung eines sogenannten Bürgerreporters geht in die nächste Runde. "Wir haben Berufung eingelegt", sagte ein Sprecher des Essener Medienkonzerns dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. Der Lokalpolitiker hatte im Eilverfahren vor dem Landgericht Essen erfolgreich auf Unterlassung geklagt. Mit Urteil vom 5. Dezember untersagte das Gericht Funke, in Bezug auf den Mann identifizierend über einen Verdacht der Beihilfe zum Kindesmissbrauch zu berichten (AZ: 4 O 244/24).
Der Bürgerreporter hatte auf dem Funke-Nachrichtenportal "Lokalkompass" im Oktober 2024 einen Artikel veröffentlicht, in dem der Lokalpolitiker der Beihilfe durch Unterlassung zum Kindesmissbrauch verdächtigt wurde. Diese Äußerung in dem Artikel sei unstreitig unzutreffend gewesen, erläuterte ein Sprecher des Landgerichts dem epd.
Kein redaktioneller Einfluss
Der Lokalpolitiker hatte demnach argumentiert, dass sich der Funke-Konzern als verantwortlicher Portalbetreiber den von dem Bürgerreporter veröffentlichten Beitrag zurechnen lassen müsse, weil er sich den Artikel zu eigen gemacht habe. Funke habe dagegen unter anderem geltend gemacht, dass das Unternehmen keinerlei redaktionellen Einfluss auf die veröffentlichten Artikel der Bürgerreporter habe und daher auch nicht für den Artikel verantwortlich sei.
Das Gericht urteilte, dass die Äußerungen unzulässig seien, da sie unwahr und die Voraussetzungen einer zulässigen Verdachtsberichterstattung dementsprechend nicht erfüllt seien. Das Portal habe sich zudem den Inhalt des Artikels zu eigen gemacht. Die Beiträge der Bürgerreporter stünden gleichrangig neben denen der redaktionellen Mitarbeiter, sodass optisch für den Leser kein Unterschied zu erkennen sei.
Zahlreiche Regionalzeitungen setzen Bürgerreporter für die Berichterstattung ein. Diese berichten unentgeltlich und ohne journalistische Ausbildung über Themen und Ereignisse aus ihrem Umfeld. Bürgerinnen und Bürger sollen so an öffentlicher Kommunikation partizipieren können.
nbl
Zuerst veröffentlicht 17.02.2025 10:17 Letzte Änderung: 17.02.2025 13:48
Schlagworte: Medien, Presse, Verlage, Justitz, NEU
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