05.02.2025 09:02
Berlin (epd). Eine Kennzeichnung bearbeiteter Fotos in sozialen Netzwerken kann zu einer gesteigerten Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führen, weil markierte Inhalte intensiver betrachtet werden. Das ist das eines Gutachtens des Leibniz-Instituts für Medienforschung/Hans-Bredow-Instituts (HBI) in Hamburg im Auftrag der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), das am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Statt auf eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht hinzuarbeiten, könne es vielversprechender sein, bei den Algorithmen der Plattformen anzusetzen, hieß es.
Social-Media-Plattformen beeinflussten durch ihre Empfehlungsalgorithmen das Körperbild junger Menschen, indem sie ähnliche, oft unrealistische Schönheitsideale verstärkt präsentierten. In der gezielten Anpassung dieser Algorithmen könnte eine wirksame Gegenmaßnahme liegen, um realistischere Körperdarstellungen zu fördern. Plattformen könnten dies freiwillig oder im Rahmen des Digital Services Act (DSA) als Maßnahme einsetzen, etwa mittels Hinweisen bei einseitiger Inhaltsauswahl. Zentral sei dabei, eine Balance zwischen Kinder- und Jugendmedienschutz und Informationsfreiheit zu finden.
Der DSA schreibt unter anderem vor, dass Internet-Plattformen wie soziale Netzwerke Maßnahmen ergreifen müssen, um Nutzer vor rechtswidrigen Inhalten zu schützen. Außerdem werden die Plattformen zu mehr Transparenz verpflichtet und die Verbraucherrechte gestärkt. Die KJM - ein Organ der Landesmedienanstalten - kündigte an, auf Basis der Ergebnisse Gespräche mit Plattformen und Gesetzgebern zu führen, um die Erkenntnisse des Gutachtens vorzustellen.
Der KJM-Vorsitzende Marc Jan Eumann erklärte: "Mit großer Reichweite geht auch große Verantwortung einher. Algorithmen greifen dort an, wo das Gehirn junger Menschen noch nicht ausgereift ist, und lösen Dopamin-Ausschüttungen aus." Angesichts der weitreichenden gesellschaftlichen Auswirkungen stelle sich die Frage, ob die Haftungsprivilegierung von Plattformen im Jahr 2025 noch zeitgemäß sei. "Ich antworte mit einem klaren Nein", sagte der Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz. "Es ist an der Zeit, dass Plattformen aktiv Verantwortung für Inhalte übernehmen."
ema
Zuerst veröffentlicht 05.02.2025 10:02 Letzte Änderung: 05.02.2025 11:51
Schlagworte: Medien, Internet, Fotos, Jugend, KJM, HBI, Eumann, ema, NEU
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