"Tagesschau" bemüht sich um zugängliche Sprache - epd medien

25.02.2025 09:26

Die "Tagesschau" der ARD orientiert ihre Nachrichtensprache seit Anfang des Jahres stärker am gesprochenen Wort. Außerdem bemüht sich die Redaktion um mehr positive Nachrichten.

"Tagesschau"-Sprecherin Susanne Daubner hinter dem Moderationstisch im Studio

Hamburg (epd). Die "Tagesschau" der ARD will verständlicher werden. "Wir wollen die Nachrichten so formulieren, wie man sie der Familie beim Abendessen oder seinem Nachbarn am Gartenzaun erzählen würde", sagte Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, dem epd: "Deshalb orientieren wir uns zunehmend am gesprochenen Wort statt an der formellen Schriftsprache." Dies sei ein Ergebnis der Erkenntnisse aus qualitativen Zuschauerbefragungen. Das Publikum wünsche sich "eine authentische und zugängliche Sprache".

ARD-aktuell, angesiedelt beim Norddeutschen Rundfunk (NDR), produziert unter anderem die "Tagesschau"-Ausgaben und die "Tagesthemen"-Sendung im Ersten sowie die Nachrichten bei Tagesschau24. Seit Anfang des Jahres werden in der Hauptausgabe der "Tagesschau" um 20 Uhr die Nachrichten deutlich anders präsentiert. Die Einstiege in die Themen sind einfacher. Die gesprochenen Texte führen zum Thema hin, statt mit der eigentlichen Nachricht zu beginnen. Auch wird die sogenannte Medienwand im Studio stärker genutzt, zum Beispiel um grafische Erklärungen zu zeigen.

Viele empfinden den Tisch als Barriere zwischen Moderator und Publikum.

Die Moderatoren der "Tagesschau" stehen nun auch häufiger seitlich neben dem Tisch. "Viele empfinden den Tisch als Barriere zwischen Moderator und Publikum", sagte Bornheim mit Blick auf die Ergebnisse der Zuschauerbefragungen. Das Publikum wolle "mehr Nähe, direktere Ansprache, eine gewisse Lockerheit und eine Ansprache auf Augenhöhe". Das Feedback der Zuschauer zu den Veränderungen sei positiv. Im November 2024 hatte die "Tagesschau" bei der Hauptausgabe die Begrüßung verkürzt und den Teil "meine Damen und Herren" gestrichen.

Seit Januar versuche die Redaktion außerdem, mehr "Beiträge mit Reportagecharakter" in die Hauptausgabe um 20 Uhr einzubauen, erklärte Bornheim: "Reportagen bieten die Möglichkeit, sehr nah an das Geschehen zu kommen und das Publikum mitzunehmen." Im Februar gab es reportageartige Beiträge beispielsweise zum Einsatz von Wahlhelfern bei der Bundestagswahl oder zur Luftqualität in Deutschland, aber auch zu Auslandsthemen. Da ging es etwa um den Konflikt im Ostkongo oder das Thaipusam-Festival in Malaysia. Für solche Korrespondentenbeiträge aus dem In- und Ausland arbeite die Redaktion mit dem ARD-"Morgenmagazin" oder dem "Weltspiegel" zusammen, sagte Bornheim, "um das Ganze ressourcenschonend zu steuern".

Am Ende eine positive Nachricht

Darüber hinaus gibt es bei der "Tagesschau" inzwischen am Ende vor dem Wetterbericht häufiger eine positive Nachricht. Auch das habe sich das Publikum in den Zuschauerbefragungen gewünscht, sagte Bornheim: "Deswegen suchen wir verstärkt nach konstruktiven Geschichten, aber auch bunten und vielfältigen Themen, die vielleicht früher nicht in einer 20-Uhr-Ausgabe gewesen wären." Beispiele seien "eine skurrile Versteigerung" oder eine spannende wissenschaftliche Erkenntnis.

Kürzlich ging es am Sendungsende um eine Ausstellung in Berlin über das Werk des Comic-Zeichners Albert Uderzo ("Asterix") oder um in Teilen Deutschlands zu sehende nächtliche Lichtschweife, ausgelöst durch verglühenden Weltraumschrott.

Die "Tagesschau" um 20 Uhr ist die meistgesehene Nachrichtensendung in Deutschland. Im vergangenen Jahr schalteten nach Angaben des NDR im Schnitt täglich 9,6 Millionen Menschen die Hauptausgabe im Ersten und weiteren Programmen ein. Der Marktanteil belief sich auf durchschnittlich 40,6 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen waren es durchschnittlich 1,4 Millionen Zuschauer pro Sendung (Marktanteil: 30,2 Prozent).

vnn



Zuerst veröffentlicht 25.02.2025 10:26 Letzte Änderung: 27.02.2025 17:16

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Nachrichten, ARD, Tagesschau, vnn, NEU

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