28.02.2025 12:43
Seoul (epd). Der umstrittene neue Intendant des südkoreanischen Rundfunks KBS, Park Jang-beom, hat zu Einheit und Zusammenarbeit unter den Mitarbeitern des Senders aufgerufen. "Angesichts nationaler Katastrophen und politischer Herausforderungen muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk unerschütterlich bleiben und eine Stütze des Vertrauens sein", erklärte er in einer Ansprache im Januar. "Unser Auftrag ist es, faire, würdige und verlässliche Sendungen zu liefern, die den Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen."
Park Jang-beom wird beschuldigt, einen Bestechungsskandal um First Lady Kim Keon-hee heruntergespielt zu haben. Während eines Interviews, das er 2024 noch als KBS-Nachrichtensprecher mit dem damaligen Staatspräsidenten Yoon Suk-yeol führte, beschrieb er eine Dior-Tasche als "Beutel" und als "eine kleine Tasche, die von einem ausländischen Unternehmen hergestellt wurde".
Kim Keon-hee wird vorgeworfen, die Dior-Tasche im Wert von 2.200 Dollar als Geschenk angenommen zu haben. Den Amtsträgern und ihren Ehepartnern in Südkorea ist es verboten, Zuwendungen im Wert von mehr als 750 Dollar anzunehmen. Wegen des Interviews startete die KBS-Pressegewerkschaft im Dezember eine Streikaktion am Tag der Amtseinführung des Intendanten. KBS bezeichnete den Streik als "illegale Handlung der Gewerkschaft".
Park Jang-beom war im November durch Präsident Yoon Suk-yeol als neuer Intendant für drei Jahre berufen worden. Er setzte sich gegen den seit November 2023 amtierenden Übergangs-Intendanten Park Min und gegen KBS-Nachrichtendirektor Kim Seong-jin durch. Park Jang-beom kündigte an, sich aktiv an Parlamentsdiskussionen über die Rundfunkgebühr zu beteiligen und effektiv daran zu arbeiten, die Zukunft von KBS zu sichern.
Der 55-jährige Park Jang-beom studierte Wirtschaftswissenschaften an der Yonsei-Universität in Seoul und Journalismus an der Universität London. Ab 1994 arbeitete er für KBS als Journalist im Bereich Nachrichten und aktuelle Programme. Er war Moderator der prominenten Programme KBS New 9, KBS News Plaza und Live Current Affairs Tonight. Von 2011 bis 2014 war er KBS-Korrespondent in London. Er sammelte auch Management-Erfahrung, unter anderem als Direktor des Sekretariats des KBS-Präsidenten.
Im September 2023 hatte Präsident Yoon Suk-yeol den damaligen KBS-Intendanten Kim Eui-cheol entlassen. Er war noch 2021 unter dem damaligen liberalen Staatspräsidenten Moon Jae-in gewählt worden. Nach Meinung südkoreanischer Medienbeobachter wurde dadurch das Rundfunkgesetz, das Freiheit und Unabhängigkeit des Rundfunks garantieren soll, ausgehöhlt.
Südkorea befindet sich in einer politischen Krise, die mit der plötzlichen Verhängung des Kriegsrechtes durch den konservativen Staatspräsidenten am 3. Dezember wegen "staatsfeindlicher Aktivitäten" und "Zusammenarbeit mit nordkoreanischen Kommunisten" begann. Nach heftigen Protesten vor allem der liberalen Opposition hob Yoon Suk-yeol das Kriegsrecht am 4. Dezember auf und löste auch das neu gebildete Kriegsrechtskommando auf.
Am 14. Dezember wurde gegen Yoon Suk-yeol ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet, der Präsident wurde durch das Verfassungsgericht suspendiert. Auch sein Interims-Nachfolger als Staatspräsident, Ministerpräsident Han Duck-soo, wurde am 27. Dezember angeklagt. Gegen ihn wurde ebenfalls ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Interims-Staatspräsident ist seither Vizepremier und Finanzminister Choi Sang-mok.
Am 15. Januar wurde Präsident Yoon Suk-yeol verhaftet. Er muss sich seit dem 20. Februar in Seoul in zwei Prozessen vor Gericht verantworten. Das eine, ein Amtsenthebungsverfahren, läuft vor dem südkoreanischen Verfassungsgericht. In dem anderen, einem Strafverfahren, werden ihm Aufruhr und Hochverrat vorgeworfen.
Das von Präsident Yoon Suk-yeol zwischenzeitlich verhängte Kriegsrecht sah auch die Suspendierung der freien Presse vor. Besonders sollten die liberalen, oppositionellen Tageszeitungen "Hankyoreh" und "Kyunghyang Shinmun" und die Rundfunksender MBC und JTBC von Elektrizität und Wasser abgeschnitten werden. Fast alle südkoreanischen Medien verurteilten die Verhängung des Kriegsrechts.
ebe
Zuerst veröffentlicht 28.02.2025 13:43
Schlagworte: Medien, Südkorea, Rundfunk, Regierung, Ebert, ebe, Park Jang-beom
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