11.11.2024 11:03
Ingolstadt (epd). Der Verbandstag des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) hat die Zeitungsverleger zur Bewahrung und Stärkung der Lokal- und Regionalberichterstattung aufgefordert. Einen entsprechenden Antrag beschlossen die rund 200 DJV-Delegierten am 10. November in Ingolstadt, wie die Gewerkschaft mitteilte. Anlass sei die Ankündigung der "Süddeutschen Zeitung", ihre Regionalberichterstattung aus Kostengründen einzustellen. Diese stelle nur das aktuellste Beispiel für das seit mehr als zehn Jahren andauernde Ausdünnen der deutschen Zeitungslandschaft dar.
DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster erklärte, es gebe einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen dem Rückzug von Zeitungen aus der Fläche und dem Anstieg extremistischer Wahlergebnisse. "Das kann sich die Demokratie nicht leisten. Die Verleger stehen in der Verantwortung", sagte er. Die Zeitungsverlage drängen ihrerseits seit Jahren auf eine staatliche Förderung. Einer Förderung der Zustellung gedruckter Zeitungen und Magazine hatte die Bundesregierung für diese Legislaturperiode eine Absage erteilt.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte in einer Videobotschaft zum 75-jährigen Bestehen des DJV, das im Rahmen des Verbandstags gefeiert wurde, "mehr denn je" komme es auf freie, unabhängige Medien an. "Keine KI kann nach einer schrecklichen Flut, wie gerade in Spanien, mit denen reden, die ihre Häuser oder ihre Liebsten verloren haben. Dafür braucht man Empathie und Zeit. Dafür braucht man auch in Zukunft Journalistinnen und Journalisten wie Sie", sagte Scholz.
Einfache Lösungen für komplizierte Probleme gebe es nicht. Die Aufgabe, dies der Öffentlichkeit zu vermitteln, nähmen idealerweise Politik und Medien auf ihre Weise wahr. "Politiker müssen wahr und ehrlich kommunizieren und keine Fake News verbreiten. Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit gehören zum politischen Diskurs. Das ist zumindest mein Ansatz", sagte der Bundeskanzler. Für die Medien heiße das: "Gesicherte Informationen, von verschiedenen Quellen bestätigt, sind absolut essenziell für die öffentliche Debatte." Dazu gehörten natürlich die öffentlich-rechtlichen Medien. "Sie sind ein Schatz, den wir gut hüten sollten", so Scholz.
Ähnlich äußerte sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beim Verbandstag. "Gerade in Zeiten von Fake News und Filterblasen in geschlossenen WhatsApp-Gruppen hat Qualitätsjournalismus von gut ausgebildeten Journalistinnen und Journalisten eine immense Bedeutung", sagte er laut Bayerischer Staatskanzlei. Journalismus müsse ausgewogen berichten und dürfe kein Aktivismus sein. Beim Erhalt einer vielfältigen und unabhängigen Medienlandschaft komme es besonders auf Regionalität an.
Der DJV-Verbandstag ist das höchste Organ des DJV und bestimmt die Richtlinien der Verbandspolitik. Hierzu beraten Delegierte der Landesverbände gemeinsam mit dem Bundesvorstand, den Vorsitzenden der Landesverbände sowie den Vorsitzenden der Fachausschüsse über eingereichte Anträge. Der zweitägige Verbandstag wurde am Montag fortgesetzt.
nbl
Zuerst veröffentlicht 11.11.2024 12:03 Letzte Änderung: 13.11.2024 12:40
Schlagworte: Medien, Verbände, Presse, DJV, nbl, Scholz, Söder, Beuster, NEU
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