Heftige Kritik an Elon-Musk-Gastbeitrag zur AfD - epd medien

29.12.2024 12:27

Der Tech-Milliardär Elon Musk nennt die AfD in einem Gastbeitrag den "letzten Funken Hoffnung" für Deutschland. Die "Welt am Sonntag" steht wegen der Veröffentlichung des Textes in der Kritik - die Leiterin des Meinungsressorts kündigt.

Elon Musks Gastbeitrag in der "Welt am Sonntag" vom 29. Dezember 2024

Frankfurt a.M. (epd). Ein Gastbeitrag von Elon Musk in der "Welt am Sonntag" mit Werbung für die AfD hat heftige Kritik und eine Debatte über eine Einmischung des umstrittenen US-Unternehmers in den Bundestagswahlkampf ausgelöst. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch nannte es "inakzeptabel, dass ausländische Milliardäre versuchen, unsere politische Landschaft zu beeinflussen, und dabei Parteien unterstützen, die unsere demokratischen Werte untergraben". Kritik gab es auch an der Entscheidung der Zeitung, den Beitrag zu veröffentlichen. Die Leiterin des "Welt"-Meinungsressorts erklärte, sie habe deswegen gekündigt.

Musk schreibt, Deutschland taumele am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs: "Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land." Der Tech-Unternehmer hatte in einem Post auf der Plattform X bereits kurz vor Weihnachten die AfD als "einzige Hoffnung für Deutschland" bezeichnet. Nun schrieb er unter anderem: "Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler?"

Miersch: Springer-Entscheidung "beschämend"

Der SPD-Politiker Miersch sagte dem "Handelsblatt", es sei "beschämend und gefährlich", dass der Springer-Verlag Musk "eine offizielle Plattform bietet, um Wahlwerbung für die AfD zu machen". Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb auf X: "Dass man sich politische Macht jetzt immer einfacher kaufen kann wird der Demokratie noch sehr schaden. Wenn Zeitungen mitmachen schaufeln sie ihr eigenes Grab".

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) mahnte: "Deutsche Medien dürfen sich nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen lassen." Bei dem Beitrag handele es sich um "als Journalismus verpackte Wahlwerbung für eine rechtsextreme Partei", erklärte der DJV-Vorsitzende Mika Beuster.

"Welt"-Spitze verteidigt Beitrag

Der Beitrag sorgte auch für Streit in der "Welt"-Redaktion. Die Leiterin des Meinungsressorts, Eva Marie Kogel, erklärte am Samstag auf X: "Heute ist in der Welt am Sonntag ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht." Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Konstantin von Notz äußerte auf X Respekt: "Ich glaube, das ist ganz im Sinne von Axel Springer, der sicher auch niemandem so einen Platz eingeräumt hätte, um für die NPD zu werben."

Der scheidende "Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt und sein designierter Nachfolger Jan Philipp Burgard verteidigten die Veröffentlichung. Sie erklärten am Samstag: "Die aktuelle Diskussion um den Text von Elon Musk ist sehr aufschlussreich. Demokratie und Journalismus leben von Meinungsfreiheit. Dazu gehört es, sich auch mit polarisierenden Positionen auseinanderzusetzen und diese journalistisch einzuordnen. Das wird auch künftig den Kompass der Welt bestimmen." Man werde die "Welt" noch entschiedener als "Forum für solche Debatten entwickeln":

Erwiderung von Burgard

Burgard setzte Musk in der "Welt am Sonntag" eine Erwiderung entgegen, in der es heißt: "Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch." Die Partei sei "eine Gefahr für unsere Werte und unsere Wirtschaft. Auch ein Genie kann sich irren."

Die "Welt" veröffentlichte im Meinungsressort auch einen Text von Franziska Zimmerer, Ressortleiterin Community & Social, mit dem Titel "Warum ich diesen Beitrag nicht gedruckt hätte". Darin heißt es: "Viele Kollegen argumentierten gegen eine Veröffentlichung, so auch ich." Der "Spiegel" und der Fachdienst "Medieninsider" berichteten, es habe vor der Veröffentlichung des Musk-Beitrags hitzige Debatten in der "Welt"-Redaktion gegeben.

Der Politikberater Johannes Hillje schrieb bei X: "Selbst wenn die WELT in jeder Ausgabe bis zur Wahl eine Gegenmeinung zu Musk abdruckte, würde das den unbezahlbaren Wert der Wahlwerbung für die AfD nicht mindern."

ug



Zuerst veröffentlicht 29.12.2024 13:27 Letzte Änderung: 30.12.2024 09:37

Schlagworte: Wahlen, Medien, Parteien, Rechtsextremismus, Musk, AfD, ug, NEU

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