19.12.2024 09:33
Frankfurt a.M./Marl (epd). Das Problem der Schleichwerbung hat sich nach Beobachtung der Medienaufseherin Cornelia Holsten vom Fernsehen ins Internet verlagert. Die 2009 in Kraft getretene Regelung, wonach Produktplatzierungen in TV-Sendungen unter bestimmten Bedingungen erlaubt sind, funktioniere relativ gut, sagte die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt in der am Donnerstag veröffentlichten Folge des Medien-Podcasts "Läuft".
Sie sei überzeugt, dass es keine Akzeptanz beim Publikum finde, wenn Product-Placement nicht transparent gekennzeichnet werde. "Wenn ich mir vorstelle, 'Germany's Next Topmodel' hätte keinen 'Unterstützt durch Produktplatzierung'-Hinweis, da würde die eine oder andere Zuschauerin schon darüber stolpern, wenn eine Challenge in einem Jeans-Store stattfindet", sagte Holsten. Einzelne Verstöße gebe es allerdings weiterhin.
zitat: Wir finden auch Influencer, die beharrlich nicht kennzeichnen.
Ein größeres Problem sei das Influencer-Marketing in Sozialen Netzwerken, bei dem Influencer für Firmen als Markenbotschafter agieren. Die Landesmedienanstalten hätten Leitfäden herausgegeben, um darüber aufzuklären, was erlaubt sei und was nicht. "Wir haben lange Zeit gar keine streitigen Fälle gehabt, sondern wenn wir Influencer gefunden haben, die nicht kennzeichnen, haben die fast zu 100 Prozent nachgekennzeichnet", erklärte die Medienaufseherin. Laut Medienstaatsvertrag muss Werbung auch in Social-Media-Angeboten klar als solche erkennbar sein und gekennzeichnet werden.
Mittlerweile ändere sich das. "Wir finden auch Influencer, die beharrlich nicht kennzeichnen", sagte Holsten. Kennzeichnung bedeute "nicht das weiße Wort Anzeige auf einem weißen Hintergrund, sondern dass man es auf den ersten Blick sehen kann". Wenn Influencer auf Hinweise nicht reagierten, würden Verfahren eingeleitet. Holsten appellierte auch an die Werbetreibenden, das Thema besser im Blick zu haben: "Wenn die Unternehmen ihrerseits auch schon sagen, achte bitte auf die Werbekennzeichnung, dann wäre das Problem deutlich geringer."
Der Podcast "Läuft" befasst sich diese Woche mit dem Schleichwerbe-Skandal um die ARD-Vorabendserie "Marienhof", der vor knapp 20 Jahren vom Evangelischen Pressedienst (epd) aufgedeckt wurde. Der heutige Journalistik-Professor Volker Lilienthal, der damals als epd-Redakteur die illegalen Praktiken ans Licht brachte, berichtet in der "Läuft"-Doppelfolge über den Verlauf seiner Recherche. Am Dienstag erschien der erste Teil. "Läuft" ist eine Koproduktion des Fachdienstes epd medien und des Grimme-Instituts in Marl.
rid
Zuerst veröffentlicht 19.12.2024 10:33 Letzte Änderung: 19.12.2024 11:18
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Internet, NEU
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