31.05.2024 13:46
Hamburg/Stuttgart (epd). Das Recherche-Format "STRG_F" des öffentlich-rechtlichen Onlinekanals Funk reduziert nach Kritik seinen Output. Künftig würden statt 43 nur noch 30 Videos pro Jahr produziert, teilte die beim NDR angesiedelte Redaktion am Freitag auf der Funk-Webseite mit. "Das fällt uns nicht leicht, aber so haben wir künftig mehr Zeit für Recherchen, Prüfverfahren und Quellentransparenz."
Nach einem Streit mit dem Youtuber Rezo hatte "STRG_F" seit Dezember keine neue Folge mehr veröffentlicht. Das nächste Video ist nun für Sonntag angekündigt. Die Redaktion habe sich in den vergangenen Monaten "intensiv mit Rezos Vorwürfen" auseinandergesetzt, hieß es in dem Statement. "Es ist klar geworden: Wir haben Fehler gemacht und unser Umgang damit war schlecht."
Im November 2023 hatte "STRG_F" eine Reportage zum Nahrungsergänzungsmittel-Unternehmen More Nutrition veröffentlicht. Das Stück mit dem Titel "More Nutrition: Wie ehrlich sind die Versprechen?" setzte sich kritisch mit den Produkten des Unternehmens auseinander. In der Reportage kam auch Rezo in einem Nebenaspekt vor, der für die Firma in der Vergangenheit Werbung gemacht hatte.
Nach der Veröffentlichung kritisierte Rezo die Macher der Reportage massiv. Er warf der Redaktion unter anderem vor, "bewusste Unwahrheiten" verbreitet zu haben. Dabei thematisierte er auch eine Anfrage der Redaktion an ihn selbst und kritisierte etwa die kurzen Fristen, die ihm gesetzt worden seien, um Fragen zu beantworten.
"STRG_F" entschied im Januar, den insgesamt rund 80 Sekunden langen Aspekt zu Rezo ganz aus dem Film herauszuschneiden. Die Redaktion gab eine interne und externe Prüfung der Vorwürfe in Auftrag. Wie aus dem am Freitag veröffentlichten Abschlussbericht hervorgeht, haben die freien Journalisten Sabrina Winter, Sebastian Meineck und Aiko Kempen die interne Aufarbeitung begutachtet und kommentiert.
Neben der Reduzierung des Outputs zieht "STRG_F" nun weitere Konsequenzen: Zusätzlich zum Faktencheck durch die Autorinnen und zur Abnahme durch den Sender würden die Videos künftig vor der Veröffentlichung einem zusätzlichen journalistischen Faktencheck unterzogen. Dafür sei dann ein Kollege zuständig, der nicht an der Recherche beteiligt war, schrieben Redaktionsleiter Lutz Ackermann und der Leiter "Team Stories", Dietmar Schiffermüller, in dem Statement.
Außerdem würden die Quellen, auf die sich die Recherchen stützten, künftig in einem Recherchedokument transparent gemacht. Presseanfragen würden nach Möglichkeit mit mehr Vorlauf gestellt, für Kritik und den Umgang mit Fehlern nehme man sich mehr Zeit.
rid
Zuerst veröffentlicht 31.05.2024 15:46 Letzte Änderung: 31.05.2024 15:52
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Internet, Rezo, Funk, NDR, Ackermann, rid, NEU
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