Schriftstellerin Röggla: "Quotenfixierung" bedrängt Kultur in der ARD - epd medien

25.07.2024 04:07

München (epd). Die Schriftstellerin Kathrin Röggla wünscht sich einen höheren Stellenwert für Kultur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Röggla beklagt in einem Gastbeitrag in der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag) eine "Quotenfixierung und Instrumentalisierung der Jugend für die Abschaffung vermeintlich zu komplexer Formate". "Kunst darf nichts mehr mit Können und mit Wissen zu tun haben, sondern muss jeden gleichermaßen jederzeit 'abholen' können", schreibt die Österreicherin, die für die Berliner Akademie der Künste dem Rundfunkrat des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) angehört.

Vom Bayerischen Rundfunk (BR) bis hin zum Westdeutschen Rundfunk (WDR) sei ein "Abbau in den Programmformaten" zu bemerken. "Oft mit absurden Begründungen: Literarische Bücher dürfen nur einmal besprochen werden in der ARD, als wüsste man nicht, dass es um verschiedene Perspektiven und die Diskussion um Literatur geht, und nicht um eine Marketinginformation", kritisiert Röggla.

"Mainstreamisierung" der ARD

Hörspielplätze verschwänden seit Jahren, der Preis "Das Hörspiel des Monats" solle wegen zu weniger Neuproduktionen abgeschafft werden. "Dass jetzt die Hörspielförderung der Filmstiftung NRW abgesetzt wird und auch der Hörspielpreis der Kriegsblinden aussetzt, zeigt, dass diese Gattung, die seit der Gründung des Rundfunks besteht, zu Grabe getragen wird. Obwohl sie sich großer Beliebtheit erfreut, wie die Reichweitenanalyse zeigt", schreibt die Literatin.

Das Hörspiel sei nur ein Beispiel dafür, dass die akustische Welt flacher wird. Röggla beklagt: "Das Radio verlabert sich in reiner Gegenwärtigkeit." Mit dem Begriff der Digitalisierung gehe in der ARD eine "Mainstreamisierung" einher.

"Was früher eine breit gefächerte Redaktionsstruktur war, wird nun spürbar enger, und das betrifft auch Kulturpartnerschaften", schreibt Röggla: "Museen, Theaterhäuser, Opernhäuser. Denn die ARD ist nicht nur eine Sendeanstalt, sondern ein Produktionspartner und wichtiger Kulturvermittler für den gesamten deutschen Kulturbetrieb. Bricht das ein, steht nicht nur eine Plattform zur Disposition."

kfr



Zuerst veröffentlicht 25.07.2024 06:07 Letzte Änderung: 25.07.2024 09:27

Schlagworte: Medien, Rundfunk, Kultur, NEU

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