"Initiative 18" will freie Medien zum UN-Nachhaltigkeitsziel machen - epd medien

06.09.2024 10:26

Ein neues Bündnis aus verschiedenen Akteuren rund um die Medienbranche will sich für eine gesunde Medienlandschaft einsetzen und formuliert politische Forderungen. Große Tech-Unternehmen und Fake News werden als besonders problematisch angesehen.

Magazine in einem Zeitschriftenladen

Köln (epd). Mit der "Initiative 18" hat sich ein neues Bündnis von Personen aus der Medienbranche und deren Umkreis gegründet, das "die Aufnahme freier, sicherer und nachhaltiger Medien als das 18. Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen" fordert. Damit solle die Bedeutung einer pluralistischen und unabhängigen Medienlandschaft anerkannt werden, heißt es in dem online veröffentlichten Manifest des Bündnisses, das sich am 4. September erstmals präsentierte.

Einige der aktuellen Bedrohungen für Demokratie und Gesellschaft seien noch nicht absehbar gewesen, als die 17 aktuellen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Jahr 2015 veröffentlicht wurden, erklären die Verfasser.

Fake News und Misstrauen

Der unabhängige Journalismus sei derzeit stark davon betroffen, dass die Dominanz großer digitaler Plattformen stetig zunehme. Die Investitionen vieler großer Werbetreibender zeigten einen stark zunehmenden Trend hin zu wenigen globalen Technologie-Unternehmen, was journalistisch unabhängige Medien von notwendigen Erlösen abschneide.

Das Bündnis beobachtet darüber hinaus die "ansteigende Verbreitung von polarisierender und manipulativer Desinformation und Fake News, die Fakten ignorieren und Emotionen nutzen, um Hass, Angst und Misstrauen zu schüren und die gesellschaftliche Spaltung zu vertiefen". Desinformation und schädliche Inhalte sollten bekämpft werden, indem die Verbreitungskanäle - damit dürften vor allem große Tech-Anbieter wie Meta oder X gemeint sein - verantwortlich gemacht werden, so das Manifest.

Zudem sei die wichtige Vielfalt von unterschiedlichen Medien und Stimmen bedroht: "In einigen Ländern ist dies bereits stark spürbar. Insbesondere lokale und regionale Berichterstattung findet gar nicht mehr oder nur eingeschränkt statt".

Akteure aus der Medienbranche

Mitgründer und Vorsitzender von Initiative 18 ist Manfred Kluge, Chairman des Kommunikationsunternehmens Omnicom Media Group und Vorstandsmitglied des Verbands "Die Mediaagenturen". Das Bündnis beschreibt sich als "Gruppe engagierter Menschen, die sich besorgt zeigen über die fortschreitende Erosion von demokratischen Strukturen weltweit und sich daher für die Freiheit und Unabhängigkeit von Medien einsetzen".

Die handelnden Akteure kommen den Angaben zufolge aus der Medienwirtschaft, dem Journalismus, der Werbewirtschaft, der Forschung und Lehre "sowie aus vielen weiteren Bereichen, die die Entwicklung der Medien und des Journalismus in den letzten Dekaden erlebt und begleitet haben". Der Privatsender-Verband Vaunet erklärte, die Ziele der Initiative 18 zu unterstützen.

Forderungen an die Politik

Die Initiative 18 fordert angesichts der Probleme unter anderem konkret die Anerkennung "einer vielfältigen Medienlandschaft, die valide und qualitativ hochwertige Inhalte bereitstellt, als Eckpfeiler der Demokratie". Diese Medienlandschaft solle die Informationsfreiheit fördern und zur nachhaltigen Entwicklung als auch dem zum Schutz der Menschenrechte beitragen. Das Bündnis möchte "sicherstellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem sozialen oder wirtschaftlichen Status, Zugang zu verlässlichen und fundiert recherchierten Informationen haben".

Zu den Zielen des Bündnisses gehört außerdem, dass die Presse- und Rundfunkfreiheit "durch Implementierung und Durchsetzung von Gesetzen, die Journalisten und Medienorganisationen vor Einschüchterung, Gewalt und rechtlicher Verfolgung schützen", sichergestellt wird. Die Medienvielfalt selbst solle durch die Förderung hybrider Geschäftsmodelle, "die datengesteuerte und werbefinanzierte Ansätze integrieren", erhalten werden.

Verantwortungsvolle Verteilung von Werbegeldern

Weitere Ziele sind die Förderung von Medienkompetenz in allen Altersgruppen und sozialen Schichten, die Förderung von Gerechtigkeit im Medien- und Werbeumfeld durch einheitliche Datenschutzbestimmungen und gerechte Besteuerung aller Marktteilnehmer sowie die Anerkennung urheberrechtlich geschützter journalistischer Leistungen und Sicherstellung fairer Vergütung für deren Nutzung.

Darüber hinaus sollen Werbeinvestitionen verantwortungsvoll eingesetzt werden. Dafür sollten traditionelle Werbemetriken durch nachhaltige Indikatoren ergänzt werden, "die den gesellschaftlichen und demokratischen Wert von Medieninhalten berücksichtigen", fordert das Bündnis.

cph



Zuerst veröffentlicht 06.09.2024 12:26 Letzte Änderung: 06.09.2024 12:38

Schlagworte: Medien, Internet, Initiative 18, cph, NEU

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