10.12.2024 10:37
London (epd). In Großbritannien steigt die Rundfunkgebühr im April 2025 um fünf Pfund auf 174,50 Pfund (209,40 Euro) im Jahr. Das gab die neue sozialdemokratische britische Labour-Regierung am 29. November in London bekannt. Die "TV licence fee" ist die wichtigste Finanzierungsquelle der öffentlich-rechtlichen BBC. Die Regierung von Premierminister Keir Starmer kündigte außerdem an, sie werde das Finanzierungsmodell prüfen. Das aktuelle Modell gilt noch bis zur Erneuerung der sogenannten Royal Charter im Jahr 2027, für die Zeit danach muss es neu ausgehandelt werden.
Die Gebührenerhöhung liegt beträchtlich niedriger als die ursprünglich geplante Erhöhung um 10,50 Pfund (12,60 Euro). 2022 war vereinbart worden, dass die Gebühr bis 2027 jährlich entsprechend der Inflationsrate steigt. Die Regierung erklärte nun, sie werde - anders als die konservative Vorgänger-Regierung von Premierminister Richi Sunak im Jahr 2023 - von einer jährlichen Inflationsrate ausgehen, nicht von einer monatlichen. Zudem werde der "Simple Payment Plan" (SPP) auf weitere 9.000 Haushalte ausgedehnt, sodass diese Haushalte mit finanziellen Schwierigkeiten die Jahresgebühr in vierzehntäglichen und monatlichen Raten bezahlen können.
Die neue Ministerin für Kultur, Medien und Sport, Lisa Nandy, erklärte in einer schriftlichen Mitteilung für das Parlament, es werde eine "ehrliche nationale Aussprache über die langfristige Zukunft des Rundfunks" geben. Die 45 Jahre alte Labour-Politikerin ist seit dem Wahlsieg der Labour-Partei Anfang Juli 2024 im Amt. Ihr Ministerium teilte mit, die Überprüfung des Finanzierungsmodells werde Ratschläge unabhängiger Experten, die Ansichten der Aktionäre und eine öffentliche Konsultation umfassen.
Ministerin Nandy erklärte, die BBC stelle dringend benötigte Programme für Haushalte im ganzen Land bereit, darunter Bildungsprogramme für Kinder, Unterhaltung und zuverlässige Nachrichten. "Ich möchte, dass das die nächsten Jahrzehnte so bleiben wird." Die Regierung statte die BBC nun mit einer Finanzierungssicherheit aus, während sie Tausende Haushalte mit finanziellen Problemen bei der Zahlung der Rundfunkgebühr zusätzlich unterstütze. Außenminister David Lammy kündigte außerdem an, 32,6 Millionen Pfund (39,12 Millionen Euro) zusätzlich für den BBC World Service, den BBC-Auslandsdienst, im Zeitraum 2025-26 aufzuwenden.
Die BBC befindet sich seit Jahren auf Sparkurs. Im vergangenen Juli hatte die Rundfunkanstalt den Abbau von 500 weiteren Stellen angekündigt.
Anfang November sprach sich der neue BBC-Vorsitzende Samir Shah, der noch von der konservativen Regierung ernannt wurde, in seiner ersten großen Rede seit seiner Amtsübernahme im März 2024 für eine schnellere Reform der BBC aus. In Leeds kritisierte der 72-jährige ehemalige Fernsehproduzent, dass es "eine fast ständige Überprüfung durch die Regierung" gebe. Das System der Erneuerung der königlichen Charta der BBC alle zehn Jahre sei "wirklich seltsam" und sollte abgeschafft werden, erklärte der BBC-Vorsitzende.
Zugleich sagte Shah in seiner Rede, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkorganisationen (PSB) wie die BBC seien "eine sehr britische Erfolgsgeschichte". ITV, Channel 4, Channel 5 und S4C gehören in Großbritannien zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunkorganisationen (PSB). Sowohl die Medien- und Kulturministerin als auch der BBC-Vorsitzende werden wichtige Rollen bei der Erneuerung der BBC-Charter 2027 spielen.
ebe
Zuerst veröffentlicht 10.12.2024 11:37
Schlagworte: Medien, Rundfunk, Finanzen, Rundfunkgebühr, BBC, ebe
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