12.03.2025 08:30
Frankfurt/Main (epd). Nach massiven Protesten hat der Sender Phoenix von der Ausstrahlung der Dokumentation "Inside Südkorea - Staatskrise im Schatten von China und Nordkorea" Abstand genommen. Zudem entfernte er den Beitrag aus den Mediatheken von ARD und ZDF. Eine erneute Prüfung habe ergeben, dass die Dokumentation dem eigenen journalistischen Anspruch nicht gerecht werde, erklärte der Sender, der als Gemeinschaftseinrichtung von ARD und ZDF betrieben wird, am 11. März auf epd-Anfrage.
Die Doku sollte die Vorgänge in Südkorea von Anfang Dezember beleuchten. Dabei sollte auch die bislang journalistisch weniger beleuchtete Perspektive der konservativen PPP um den suspendierten Staatschef Yoon Suk-yeol gezeigt werden. Yoon hatte damals im Zuge eines Haushaltsstreits überraschend das Kriegsrecht ausgerufen und sein Land damit in eine der größten politischen Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. Das Parlament machte umgehend von seinem Vetorecht Gebrauch und stoppte so das Kriegsrecht. Im Januar wurde der Politiker festgenommen.
Um die Deutung des Vorfalls tobt in Südkorea bis heute eine heftige Auseinandersetzung. Die eine Seite wirft Yoon einen Putsch vor, Anhänger sehen ihn dagegen als Opfer eines linken Komplotts, das unter Einfluss von China und Nordkorea die Zersetzung der südkoreanischen Demokratie plante. Für ein solches Komplott gibt es allerdings keine Belege. Dennoch gebe die Dokumentation vor allem Personen mit dieser Sichtweise Raum, monieren Kritiker.
Mit einem offenen Brief wandten sich mehrere zivilgesellschaftliche Organisationen an ARD und ZDF. Ihre Forderung: Die Sender sollten sich bei Korea und dem koreanischen Volk für den Beitrag entschuldigen.
In dem Film von Yaena Kwon und Angela Claren-Moringen kommt auch der Korea-Experte Eric J. Ballbach von der Stiftung Wissenschaft und Politik zu Wort. Er distanzierte sich laut "Spiegel" inzwischen von der Produktion. Das Magazin zitierte eine Stellungnahme der Stiftung, demnach ist die Dokumentation "im Ergebnis leider stark tendenziös und unkritisch, sowohl in der Auswahl der Informationen als auch einiger Interviewpartner". Dabei würden unbelegte Behauptungen gleichberechtigt neben die wissenschaftlich fundierten Aussagen Ballbachs gestellt.
Phoenix erklärte, man habe kritische Zuschriften von Zuschauerinnen und Zuschauern erhalten, die die Redaktion veranlasst hätten, die Dokumentation erneut zu prüfen. "Die redaktionelle Prüfung hat ergeben, dass der Film der Komplexität der politischen Lage in Südkorea und dem journalistischen Anspruch von Phoenix nicht gerecht wird", hieß es. Deswegen habe man den Film aus den Mediatheken von ARD und ZDF entfernt.
koe
Zuerst veröffentlicht 12.03.2025 09:30
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Phoenix, Südkorea, Dokumentation, koe
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