15.03.2024 09:45
Stuttgart (epd). Die ARD hat seit Anfang 2023 nach eigenen Angaben insgesamt 140 Social-Media-Accounts eingestellt. Zum Dezember 2023 seien noch 659 Accounts bei Youtube, Instagram, Facebook, X (ehemals Twitter) und Tiktok gemeldet gewesen, wie der öffentlich-rechtliche Senderverbund auf epd-Anfrage mitteilte. Die Angebote von Funk, dem gemeinsamen Content-Netzwerk von ARD und ZDF, seien davon ausgenommen. Langfristiges Ziel im Sinne des Reformprozesses sei eine "deutliche Reduzierung" der Accounts.
Ende April vergangenen Jahres hatte die ARD erklärt, dass sie rund 800 Kanäle auf Social-Media-Plattformen betreibe und davon im Zuge des eingeleiteten Reformprozesses etwa ein Viertel der Accounts - also etwa 200 - einstellen wolle.
Auf Instagram, Facebook und Youtube sei die ARD derzeit am meisten vertreten, wobei die Anzahl der Accounts mit Ausnahme von Tiktok auf jeder Plattform sinke, erklärte der Senderverbund nun. Mit Plattformen wie Snapchat oder Pinterest werde derzeit nur in Einzelfällen experimentiert. Auf Twitch wiederum sei der ARD-Account "mit wenigen Ausnahmen der Hauptausspielweg" für die Formate aller Landesrundfunkanstalten.
zitat: Nicht immer sinnvoll
"Wir beobachten die Entwicklungen stets genau und wägen ab, inwieweit eine Präsenz auf den entsprechenden Plattformen sinnvoll und vertretbar ist", erklärte die ARD. Leitend bei den Entscheidungen seien "die Bedürfnisse und das Nutzungsverhalten der User". Zugleich räumte der Senderverbund ein: "Uns ist bewusst, dass unser Social-Media-Portfolio aufgrund der linearen Strukturen gewachsen ist. Wir sehen, dass dies nicht immer sinnvoll ist." Deshalb sei der Reformprozess angestoßen worden.
Derzeit könnten keine Angaben dazu gemacht werden, wie viele Accounts insgesamt in näherer Zukunft noch eingestellt werden sollen. Ziel sei es, die Anzahl der Accounts stetig zu reduzieren und dabei sicherzustellen, dass "ein Angebot für alle Nutzergruppen" entstehe. Über die mögliche Einstellung eines Accounts entscheiden demnach die Landesrundfunkanstalten.
Zum 1. März stellte etwa der Westdeutsche Rundfunk (WDR) seinen "WDR1Live"-Facebook-Kanal ein. Dies sei aus strategischen Gründen geschehen, wie der Sender mitteilte. Die von "1Live" adressierte Kernzielgruppe sei inzwischen vor allem auf anderen Plattformen aktiv, auf denen der Radiosender sein Engagement künftig stärken wolle. Die finanziellen Mittel, die durch das Ende des Facebook-Kanals frei werden, sollen dafür verwendet werden.
Eigenen Angaben zufolge betreibt allein der WDR derzeit rund 100 Social-Media-Accounts über alle Plattformen hinweg - darunter befinden sich allerdings auch gemeinschaftlich mit anderen Landesrundfunkanstalten betriebene Kanäle, etwa für die Formate "Weltspiegel" und "Sportschau".
"Im Rahmen des ARD-Reformprozesses wurden bereits WDR-Accounts geschlossen, dies werden wir auch in Zukunft fortsetzen", erklärte der Sender. Um welche es sich dabei handeln wird, ergebe eine fortlaufende Prüfung. Dabei sei vor allem ausschlaggebend, ob über den jeweiligen Kanal Zielgruppen erreicht werden, zu denen auf anderen Wegen nur wenig oder kein Kontakt besteht. Ebenfalls werde für jeden einzelnen Kanal überprüft, welche Bedeutung er für das Publikum habe, ob Aufwand und Nutzen in einem angemessenen Verhältnis stehen und ob der Betrieb des Accounts zur Erfüllung des Programmauftrags notwendig ist.
Das ZDF betreibt nach eigenen Angaben derzeit etwa 90 Social-Media-Kanäle. Der Sender betont, dass die Anzahl aufgrund strikter Überprüfungen stark schwanke. Im Jahr 2023 seien acht Kanäle geschlossen worden, darunter die Facebook-Seiten des Spartensenders ZDFneo und des Politmagazins "Frontal". So wie die ARD gibt auch das ZDF an, mit Social-Media-Kanälen die Menschen erreichen zu wollen, die es mit eigenen Plattformen nicht ausreichend erreicht. Auf Drittplattformen wende der Sender "klare Branding-Regeln und Rückführungsstrategien auf die eigenen Plattformen an", erklärte der Mainzer Sender.
Im Sommer vergangenen Jahres hatte das ZDF nach epd-Recherchen noch 101 Social-Media-Kanäle auf sieben Plattformen betrieben. Mehr als die Hälfte davon entfielen damals auf zwei Plattformen: Bei Youtube waren es 29 und bei Instagram 28 Kanäle.
cph
Zuerst veröffentlicht 15.03.2024 10:45 Letzte Änderung: 16.03.2024 12:35
Schlagworte: Medien, Internet, ARD, Social Media, ZDF, cph, NEU
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