27.03.2024 10:14
London (epd). Der BBC-Generaldirektor Tim Davie hat am 26. März drei Leitlinien für die Zukunft des Medienhauses vorgestellt: "Die Wahrheit ohne Agenda verfolgen", durch furchtlose und faire Berichterstattung, "das beste britische Storytelling fördern", durch Investitionen in heimisches Talent und Kreativität und "Menschen zusammenbringen", indem "alle durch unverzichtbare Inhalte" miteinander verbunden werden. Mit seiner Rede, in der er die Bedeutung der britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt hervorhob, wandte sich Davie nach Angaben der BBC an Branchenexperten, Partner des Unternehmens und Angestellte weltweit.
"Wir stehen an einem entscheidenden Punkt", sagte Davie. Die Zukunft des Vereinigten Königreichs sei aus demokratischer, sozialer und kultureller Perspektive bedroht. Um erfolgreich zu sein, müsse sich die BBC noch stärker auf das fokussieren, was die Zuschauer als "einzigartigen Wert" des Unternehmens sehen. "Jetzt ist es an der Zeit, gemeinsame Entscheidungen zur raschen Modernisierung und zum Investment in wertvolle Institutionen wie die BBC zu treffen, sonst werden diese verkümmern", sagte Davie.
Die BBC werde noch stärker auf Multimediamarken wie "BBC Verify" setzen, sagte Davie. "BBC Verify", ein Faktencheck solle weltweit ausgespielt werden. Auch zwei neue Marken sollen etabliert werden. Eine soll tiefgehende Analysen und lange Artikel bieten, die mehr Kontext zu Nachrichten bereitstellen. Um Zuschauern mehr Orientierung innerhalb der investigativ-journalistischen Angebote zu ermöglichen, solle zum zweiten eine "BBC investigations"-Marke geschaffen werden, die sämtliche Inhalte vereint. Zurzeit werde ein neues Netzwerk aus mehr als 70 Investigativ-Reportern in England gestartet. Für die Stärkung der Lokalberichterstattung würden 130 weitere Journalistinnen und Journalisten eingestellt.
"Einzigartige ethische Algorithmen" sollen laut Davie die Personalisierung der Digital-Angebote dramatisch erhöhen, dabei aber auch sicherstellen, dass bei den Nutzern Neugierde auf andere Inhalte geweckt wird. Auch die nach Meinung der BBC-Editoren wichtigen Geschichten sollen eine Rolle im personalisierten Algorithmus spielen.
Im vergangenen Jahr seien die zehn meistgesehenen Programme im United Kingdom Geschichten aus dem Vereinigten Königreich gewesen, sagte Davie. Sieben davon habe die BBC produziert: "Die BBC investiert aktuell mehr in britische Originalinhalte als alle anderen." Im Jahr 2026 soll mehr als 60 Prozent der Fernsehproduktion außerhalb Londons stattfinden, Musik und Radio sollen im Jahr 2027 zu 50 Prozent außerhalb Londons produziert werden.
Davie sagte, die BBC spiele eine zentrale Rolle bei der Sicherung einer gesunden Demokratie, einer starken und kreativen Wirtschaft und eines stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalts im Vereinigten Königreich. Zugleich hätten hohe Kostensteigerungen über die vergangenen Jahre einen starken finanziellen Druck aufgebaut. Daher sei es nötig, Ressourcen gezielt einzusetzen und eine "schlankere, fokussierte BBC" zu schaffen.
Der BBC-Generaldirektor sagte, die Finanzierung der BBC müsse reformiert werden. Die Rundfunkanstalt werde sich anschauen, wie die Rundfunkgebühr nach dem Jahr 2028 weiterentwickelt werden soll. Im kommendem Jahr werde sie die größte öffentliche Nutzerbefragung in ihrer Geschichte starten.
Das Finanzierungsmodell für die BBC muss für die Zeit ab 2028 neu ausgehandelt werden. Die britische Regierung überprüft derzeit das bisherige Finanzierungsmodell. Medienministerin Lucy Frazer hatte die Rundfunkgebühr im britischen Parlament als "zunehmend anachronistisch" bezeichnet. Generaldirektor Davie und der neue Vorsitzende des BBC-Boards Samir Shah führen die Verhandlungen für den Sender. Ab April soll die jährliche Rundfunkgebühr um 10,50 Pfund (11,72 Euro) auf 169,50 Pfund (197,30 Euro) steigen. Die BBC hat im Geschäftsjahr 2022/23 3,74 Milliarden Pfund (4,36 Milliarden Euro) aus Rundfunkgebühren eingenommen. Insgesamt hatte sie Einnahmen von 5,72 Milliarden Pfund (6,67 Milliarden Euro). Im vergangenen Jahr hat sie ihr Programmbudget um 1.000 Stunden gekürzt.
infobox: Tim Davie (56) ist seit September 2020 Generaldirektor der BBC. Er arbeitet seit 2005 in verschiedenen Funktionen bei dem Sender. Von 2005 bis 2008 war er Direktor für Marketing, Kommunikation und Zuschauer, von 2008 bis 2013 Direktor für Audio und Musik. Seit 2008 war er auch Mitglied des BBC-Exekutivkomitees. Bis zur Übernahme des Generaldirektorenamtes fungierte er als Vorstandsvorsitzender der BBC Studios, des kommerziellen Arms der Sendeanstalt. Er wird dem konservativen Lager zugerechnet.
cph/dir
Zuerst veröffentlicht 27.03.2024 11:14 Letzte Änderung: 27.03.2024 15:13
Schlagworte: Medien, UK, BBC, Internet, Fernsehen, Rundfunk, Davie, Rundfunkgebühr, cph, NEU
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