Medienaufsicht will neue Struktur bei domradio.de rechtlich prüfen - epd medien

22.07.2024 13:15

Der Streit um geplante Strukturänderungen beim Kölner Bistumssender domradio.de geht weiter. Der Programmbeirat wirft dem Erzbistum vor, es strebe unkritische Berichterstattung an. Die Landesmedienanstalt kündigt eine medienrechtliche Prüfung an.

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki (Archivbild)

Köln/Düsseldorf (epd). Die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) will die geplante Umstrukturierung beim Kölner Sender domradio.de medienrechtlich prüfen. Eine formale Anzeige des zum Erzbistum Köln gehörenden Senders zu etwaigen Veränderungen der Gesellschafterstruktur liege aber "bislang noch nicht vor", teilte die Medienanstalt am Montag auf epd-Anfrage in Düsseldorf mit. Die LfM habe die Verantwortlichen um eine entsprechende Anzeige gebeten.

Unterdessen bekräftigte das Erzbistum Köln die Pläne für eine Umstrukturierung des Mediums und rechtfertigte den bevorstehenden Chefredakteurswechsel. Zuvor hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" über einen "Brandbrief" des Programmbeirats des Senders an die LfM berichtet.

Unkritische Berichterstattung befürchtet

Im März waren Pläne bekannt geworden, der bisher beim Bildungswerk des Erzbistums angesiedelte Sender solle in eine gemeinnützige GmbH überführt werden. Der Programmbeirat von domradio.de hatte daraufhin vor einem Verlust der Sendelizenz aufgrund der Strukturänderungen gewarnt.

Anfang Juni hatte der Bistumssender mitgeteilt, dass Ingo Brüggenjürgen, Mann der ersten Stunde, als Chefredakteur zum 1. September in den Ruhestand geht. Auf seinen Posten folgt bereits am 1. August der Journalist Renardo Schlegelmilch.

Die LfM, die als Aufsichtsorgan für den privaten Rundfunk auch für die Vergabe von Sendelizenzen zuständig ist, bestätigte dem epd am Montag den Eingang eines Schreibens des Programmbeirats. Laut dem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" hatte der Vorsitzende des Beirats, Jürgen Wilhelm, darin die Befürchtung geäußert, die Bistumsleitung strebe eine unkritische Berichterstattung über das Erzbistum, den Erzbischof Rainer Maria Woelki und kirchenpolitische Fragen an. Wilhelm forderte demnach die Landesanstalt zu einer "kritischen Prüfung der Umstrukturierung" auf.

Erzdiözese: Profil bleibt erhalten

Dazu erklärte die Pressestelle der Erzdiözese epd-Anfrage, das "anerkannte journalistische Profil" von domradio.de bleibe erhalten und solle ausgebaut werden. Der bisherige Chefredakteur Brüggenjürgen habe dafür professionelle Standards gesetzt, denen der Sender auch künftig verpflichtet sei. Eine inhaltliche Neuausrichtung des Senders sei nicht beabsichtigt, erklärte das Erzbistum.

Dies zeige sich auch mit dem Wechsel auf der Position des Chefredakteurs. Der Nachfolger Brüggenjürgens, Renardo Schlegelmilch, sei bereits seit 15 Jahren in unterschiedlichen Funktionen für den Sender tätig und habe zuletzt als Sprecher der Redakteursversammlung die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen vertreten.

"Für einen dynamischen Wachstumskurs aufgestellt"

Zu den konkreten Vorwürfen des Programmbeirats äußerte sich das Erzbistum nicht. Das Gremium des kirchlichen Senders hatte unter anderem kritisiert, nicht in die Neubesetzung der Chefredakteursstelle einbezogen beziehungsweise nicht vorab informiert worden zu sein.

Zu dem geplanten Trägerwechsel hieß es in der Stellungnahme des Erzbistums lediglich, mit der Umstrukturierung werde domradio.de "für einen dynamischen Wachstumskurs aufgestellt". Der Programmbeirat hatte laut "Kölner Stadt-Anzeiger" die Befürchtung geäußert, dies werde "die Möglichkeiten der Einflussnahme durch das Erzbistum weiter vergrößern".

domradio.de versteht sich als multimedialer katholischer Sender, der über christliche, ethische und soziale Themen berichtet.

lwd



Zuerst veröffentlicht 22.07.2024 13:01 Letzte Änderung: 22.07.2024 15:15

Schlagworte: Medien, Kirchen, Domradio, Woelki, Beirat, Jürgen Wilhelm, Brüggenjürgen, Schlegelmilch, lwd, NEU

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