13.02.2025 08:15
Hamburg (epd). Bei den am 14. Februar beginnenden Neuwahlen für die Geschäftsführung der Mitarbeiter KG des "Spiegels" gibt es nach epd-Informationen nur fünf Kandidaten. Damit gilt es als sicher, dass diese Personen im März auch in das fünfköpfige Gremium einziehen werden. Wirtschafts-Ressortleiter Markus Brauck und Verlagsmanager Manuel Wessinghage, die bereits in der laufenden Dreijahresperiode in dem Gremium sitzen, treten erneut an. Die weiteren Kandidaten sind Friederike Freiburg (Redaktion), Uwe Jürgens (Verlag) und Tobias Kaiser (Dokumentation). Bei früheren Wahlen überstieg die Zahl der Kandidaten oft die Zahl der Plätze.
Die Mitarbeiter KG hält 50,5 Prozent am Spiegel-Verlag. Weitere Gesellschafter sind der Medienkonzern Bertelsmann, der über die RM Hamburg Holding 25,5 Prozent der Anteile besitzt, und die Erben des Magazingründers Rudolf Augstein, die 24 Prozent halten. In allen wichtigen Fragen, etwa bei Investitionen oder der Besetzung von Führungspositionen, muss laut Gesellschaftervertrag eine Mehrheit von 76 Prozent unter den Eigentümern erreicht werden. Dies führt in der Praxis zu einem Einigungszwang zwischen Mitarbeiter KG und Bertelsmann, die Augstein-Erben haben mit ihren 24 Prozent formell kein Mitspracherecht.
Brauck ist seit September 2023 Vorsitzender der Geschäftsführung der Mitarbeiter KG, zuvor war er anderthalb Jahre lang stellvertretender Vorsitzender. In diese Zeit fiel ein Chefredakteurswechsel beim "Spiegel": Steffen Klusmann verließ - offiziell einvernehmlich - das Unternehmen und wurde durch Dirk Kurbjuweit ersetzt. Klusmann war nach epd-Informationen vorgeworfen worden, dass es unter seiner Führung keine klare publizistische Linie und kein Konzept für das weitere Zusammenwachsen von Print und Online gegeben habe.
In den epd vorliegenden Vorstellungstexten der Kandidaten für die KG-Geschäftsführung wird auch der Wechsel an der Redaktionsspitze thematisiert. So spricht Brauck von drei "aufreibenden Jahren" mit "weitreichenden und manchmal auch schweren Entscheidungen". Der KG-Geschäftsführung sei es wichtig gewesen, Entscheidungen zu treffen, die dem "Spiegel" langfristig nützten. "Das bedeutet in unserem Haus oft: manche Selbstblockade lösen." Die Selbstbeschäftigung mit internen Konflikten habe viel Kraft und Zeit gekostet. "Das müssen wir hinter uns lassen", mahnt Brauck.
Während die redaktionellen Ziele weitgehend erreicht worden seien, sei der "Spiegel" in der Vermarktung von Anzeigen zurückgefallen. "Diese Warnsignale müssen wir ernst nehmen und bei den Kosten rechtzeitig gegensteuern", so Brauck. "Die KG-Geschäftsführung muss nun vorausschauend agieren, damit der 'Spiegel' die Spielräume nutzen kann, die wir uns mit dem digitalen Bezahlangebot gemeinsam erarbeitet haben." Die Einnahmen aus diesem Geschäftsmodell stiegen Jahr für Jahr: "Diesen Erfolg dürfen wir nicht vertändeln."
Manuel Wessinghage, Leiter Verlagsobjekte im Bereich Produkt und Vertrieb, verwies in seinem Text auf "permanenten Transformationsdruck und ein wirtschaftlich schwieriges Umfeld". Zwar stehe der "Spiegel" im Vergleich mit Wettbewerbern relativ gut da. "Trotzdem mussten wir nach den sehr erfolgreichen Jahren 2021 und 2022 spürbare Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis hinnehmen."
Die Stärkung des News-Bereichs durch ein eigenes Ressort zahle sich gerade in den aktuell turbulenten Zeiten aus. "Allerdings beobachten wir auch, dass aufgrund der Vielzahl der Projekte einzelne Angebote und Themen nicht konsequent und fokussiert genug verfolgt werden können", so Wessinghage. "Es wird daher wichtig sein, begonnene Projekte zu einem erfolgreichen Ende zu führen und stärker als bislang zu hinterfragen, welche Dinge wir in Zukunft machen, welche wir beginnen - und welche eben nicht."
Seit 1974 sind Redakteure, Dokumentationsjournalisten und Verlagsangestellte dank einer Schenkung des "Spiegel"-Gründers Augstein Teilhaber des Verlags. Zuletzt wurde die KG schrittweise für die bisherigen Online-Redakteure des "Spiegels" geöffnet, die Fusion der zuvor getrennten Redaktionen von Print und Online war 2019 eingeleitet worden.
rid
Zuerst veröffentlicht 13.02.2025 09:15
Schlagworte: Medien, Spiegel, Mitarbeiter KG, Wessinghage, Brauck, Presse, rid
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