ARD-Chef Hager: Verhandeln nicht über Mediathek-Embedding bei Joyn - epd medien

14.02.2025 11:35

HR-Intendant Florian Hager musste bei seinem ersten Pressegespräch als ARD-Vorsitzender vor allem Fragen zum aktuellen Streit mit ProSiebenSat.1 beantworten. Er bezeichnete das Embedding der ARD-Mediathek bei Joyn als "Anschlag auf das gesamte System" und bekräftigte, dass eine Unterlassungsklage vorbereitet werde. ProSiebenSat.1-Vorstand Markus Breitenecker lud am Freitag ebenfalls Journalisten zum Gespräch und verteidigte das Vorgehen des Konzerns.

Florian Hager, Intendant des Hessischen Rundfunks (Archivbild)

Frankfurt a.M. (epd). Die ARD wird mit dem Medienkonzern ProSiebenSat.1 keine Gespräche über ein sogenanntes Embedding der ARD-Mediathek beim Streamingdienst Joyn führen. "Dazu wird es keinen Termin geben", sagte der ARD-Vorsitzende Florian Hager am Freitag in Frankfurt am Main. Man sei aber weiter bereit, über ein Verlinkungsmodell zu sprechen. Die aktuell praktizierte Einbindung der gesamten ARD-Mediathek bei Joyn bezeichnete Hager als "modernes Raubrittertum", mit dem ProSiebenSat.1 eine Grenze überschritten habe.

Hager bekräftigte, dass die ARD - wie auch das ZDF - rechtlich gegen ProSiebenSat.1 vorgehe. Eine Unterlassungsklage sei in Vorbereitung. Auf der Webseite von Joyn sind die Mediatheken von ARD und ZDF in der Übersicht derzeit prominent über den eigenen Angeboten platziert. ARD und ZDF hatten Anfang der Woche erklärt, dass dieses Vorgehen nicht abgesprochen sei. ProSiebenSat.1 hält das Vorgehen für zulässig. Der Konzern verweist auf Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs und ein Gutachten im Auftrag von ProSiebenSat.1.

Breitenecker: Embedding rechtlich zulässig

Dieses Gutachten behandle das Thema Embedding nur allgemein und sei auf den aktuellen Streitfall nicht anwendbar, erklärte Hager, der Intendant des Hessischen Rundfunks (HR) ist. Er verwies zudem darauf, dass das Vorgehen von ProSiebenSat.1 auch Zweitverwertungsrechte von Urhebern und Lizenzgebern tangiere und somit ein "Anschlag auf das gesamte System" sei.

ProSiebenSat.1-Vorstandsmitglied Markus Breitenecker bezeichnete das Embedding in einem Pressegespräch am Freitag als "besondere Form der Verlinkung". Es sei keine Verwertungshandlung. Breitenecker wies darauf hin, dass der Besitzer der Inhalte beim Embedding auch weiterhin der Besitzer der Inhalte bleibe. Zudem zähle es durch eine technische Anpassung nicht zur Reichweite von Joyn, wenn dort Inhalte der ARD- oder ZDF-Mediathek angeschaut würden. Die Reichweite komme stattdessen weiter den öffentlich-rechtlichen Sendern zugute. Ein Vorteil für diese sei es, mit Joyn jüngere Zielgruppen zu erreichen, die sie sonst nicht erreichen würden.

"Wir wollen Kooperation und keine Konkurrenz", sagte Breitenecker. Das Embedding sei zweifelsfrei rechtlich zulässig. Wie es zum aktuellen Streit kam, wisse man "nicht so richtig". Es sei kein Abkommen für das Embedding notwendig. "Aber eine Duldung wäre schön gewesen", so Breitenecker. Im vergangenen Jahr habe es mehr als zwei Dutzend Termine mit Intendantinnen und Intendanten zum Thema Embedding gegeben, wobei die Reaktionen "vorsichtig positiv" bis positiv gewesen seien.

Reformmaßnahmen: Konkretisierung im April

Der 48-jährige Hager ist seit Jahresbeginn Vorsitzender der ARD. In dieser Woche fand in Frankfurt die erste Sitzung der Intendantinnen und Intendanten unter seiner Leitung statt. Beschlossen wurde nach Hagers Worten ein erster Fahrplan zur Umsetzung der Vorgaben aus dem neuen Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Dabei geht es etwa um das Federführungsprinzip, mit dem Doppelstrukturen in der ARD vermieden werden sollen, und um eine gemeinsame technische Plattform mit ZDF und Deutschlandradio. Details zu Inhalten oder Zeitplänen nannte Hager nicht. Im April würden diese Fragen weiter konkretisiert, sagte er. Der fertige Reformstaatsvertrag soll im März von den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten unterschrieben werden. Anschließend müssen alle 16 Landesparlamente zustimmen.

Die Intendantinnen und Intendantinnen hätten sich außerdem darauf verständigt, dass es für jede "programmliche Einheit" künftig eine klare Veranwortlichkeit gebe, die in Krisenfällen kommuniziere, sagte Hager. Damit reagiere man auf den Vorgang um die zurückgezogene Berufung des umstrittenen Journalisten Thilo Mischke zum Moderator der Sendung "ttt - titel thesen temperamente". Es sei "schlecht" gewesen, wie die ARD hier um den Jahreswechsel herum agiert habe, so Hager. Derzeit arbeite eine Gruppe um ARD-Chefredakteur Oliver Köhr den Fall auf.

rid/cph



Zuerst veröffentlicht 14.02.2025 12:35 Letzte Änderung: 14.02.2025 16:21

Schlagworte: Medien, Rundfunk, ARD, Hager, Joyn, Medienpolitik, rid, NEU

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