"Die Passion": Verrat, Vergebung und Hoffnung auf großer Bühne - epd medien

28.03.2024 10:59

Kurz vor Ostern inszenierte RTL das Leiden und Sterben Jesu Live in der Kasseler Innenstadt, als würde die Geschichte heute passieren. Viele Stars wirkten mit, die Einschaltquoten waren aber geringer als bei der Essener "Passion" vor zwei Jahren.

"Die Passion": RTL hat erneut eine moderne Version der Leidensgeschichte Jesu inszeniert

Kassel (epd). Jesus trägt braunen Cord und Judas schwarzes Leder, seine Jünger reisen mit der Bahn an und sind mit E-Scootern unterwegs, zum letzten Abendmahl wird Pizza geordert und der Garten Gethsemane ist ein verfallenes Industriegelände: Mit großem Aufwand, deutschen Popsongs und einem Staraufgebot hat der TV-Sender RTL am Mittwochabend in der Kasseler Innenstadt eine moderne Version der Leidensgeschichte von Jesus Christus inszeniert, die live im Fernsehen übertragen wurde. Trotz des Regenwetters erlebten nach Angaben von RTL rund 8.000 Menschen vor Ort das über zweistündige Musikevent "Die Passion" über Verrat, Kreuzigung, Tod und Auferstehung.

"Jeder von uns hat ein Kreuz zu tragen"

Ein Jahrhunderte altes Geschehen werde zu neuem Leben erweckt, "um zu spüren, dass große Emotionen nicht einzuteilen sind in modern oder altmodisch, in jung oder alt", kündigte Schauspieler Hannes Jaenicke an, der als Erzähler fungierte. Er rief dazu auf, "sich von der größten Geschichte der Menschheit berühren zu lassen", die seit 2.000 Jahren die Menschen in ihren Bann ziehe und das Fundament des christlichen Glaubens bilde. Auch heute handelten "all unsere Geschichten von Freundschaft, Liebe, Verrat, Leiden, Vergebung und der Hoffnung, dass wir nie allein sind, wenn wir jemanden brauchen".

Die Gesellschaft drifte mit beängstigender Geschwindigkeit auseinander: Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, die Klimakrise bedrohten sie, führte Jaenicke aus. Die Menschen hörten einander kaum noch zu. Die Ostergeschichte habe das Potenzial, sie wieder zusammenzuführen: "Lassen Sie uns nicht danach suchen, was uns trennt, sondern nach dem, was uns eint." Kein Leben sei nur eine Aneinanderreihung großartiger Momente: "Jeder von uns hat ein Kreuz zu tragen."

Deutscher Pop als musikalische Begleitung

Erzählt wurden die letzten Tage im Leben Jesu auf einer Bühne und mit Einspielern von anderen Schauplätzen in Kassel. Beteiligt waren auch eine Band und ein Chor, die live auftraten. Die Hauptrolle des Jesus hatte der Sänger, Schauspieler und Moderator Ben Blümel übernommen. Daneben waren Jimi Blue Ochsenknecht als Judas, Timur Ülker als Petrus, Nadja Benaissa als Maria, Francis Fulton-Smith als Pontius Pilatus und Ralf Richter als Barabbas zu sehen. Weitere prominente Mitwirkende waren Stefanie Hertel, Mola Adebisi, Vincent Gross, Reiner Calmund und Jenny Elvers.

Untermalt wurde die Erzählung von bekannten deutschen Popsongs. So wurde der Verrat des Judas von Falcos letztem Song "Out of the Dark" begleitet, gesungen von Jesus und seinen Jüngern. Nadja Benaissa intonierte als Mutter Jesu unter anderem "Liebe ohne Leiden" von Udo Jürgens. Ebenso war zu hören "An Tagen wie diesen" der "Toten Hosen" und "Alles brennt" von Johannes Oerding.

Parallel zur Jesus-Erzählung auf dem Friedrichsplatz trugen knapp hundert Menschen, begleitet von einer Prozession, abwechselnd ein sechs Meter langes und 250 Kilogramm schweres leuchtendes Kreuz durch die Innenstadt zur Bühne und schilderten auf dem Weg, warum sie sich beteiligen. Sie erzählten ihre Geschichten von zerplatzten Träumen, Lebenswünschen, Schicksalsschlägen und erhörten Gebeten.

Weniger Fernsehzuschauer als vor zwei Jahren

Mit der Übertragung des Live-Events erreichte RTL 2,23 Millionen Fernsehzuschauer. Der Marktanteil lag bei 9,7 Prozent, sagte ein RTL-Sprecher am Donnerstag dem epd. In der für die Werbung relevanten Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen kam die Show auf 12,6 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen auf 12,4 Prozent.

Nicht inbegriffen in der Quote sind dem Sprecher zufolge Zuschauer, die die Übertragung per Internet oder Streaming verfolgten. "Wir gehen davon aus, dass sich die Zuschauerzahlen noch deutlich erhöhen werden", sagte er. Diese Zahlen lägen erst in einigen Tagen vor.

Bereits vor zwei Jahren hatte RTL "Die Passion" aufgeführt, damals live in Essen. Die Essener "Passion" verfolgten damals 2,91 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher, der Marktanteil betrug 11,1 Prozent. Bei den 14- bis 59-Jährigen lag die Quote bei 14,6 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte sie 14,1 Prozent. In der Essener Innenstadt verfolgten rund 5.000 Menschen die Show.

"Liebe ist alles"

Die evangelische und die katholische Kirche in Kassel begleiteten die Sendung mit einem Rahmenprogramm. So war die Karlskirche für Gespräche, Gebete und Segnungen geöffnet. Pfarrer Harald Götte, der für Gespräche bereitstand, verband mit dem Abend die Hoffnung, dass die Menschen "nicht nur ein schönes Event erleben, sondern auch den Glauben für ihr Leben entdecken". Außerdem wurden auf dem Friedrichsplatz 5.000 kleine Kreuze verteilt, verpackt in Tüten mit der Aufschrift "Liebe ist alles", dem Motto der diesjährigen RTL-Passion.

"Die Passion - Die größte Geschichte aller Zeiten" ist eine Produktion der Constantin Entertainment GmbH und von Mediawater Niederlande im Auftrag von RTL. Das erzählerische Konzept stammt aus dem niederländischen Fernsehen, wo das Event seit 13 Jahren zu Ostern fest im Programm ist und hohe Einschaltquoten erzielt.



Zuerst veröffentlicht 28.03.2024 11:59 Letzte Änderung: 07.05.2024 20:29

Helga Kristina Kothe

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kirchen, Ostern, KORR, NEU

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