27.06.2024 17:13
Köln (epd). Die bisherige Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau wird zum 1. Januar 2025 neue Intendantin des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Der Rundfunkrat des größten ARD-Senders wählte die 51-jährige promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin am Donnerstag in Köln zur Nachfolgerin von Tom Buhrow. Die künftige WDR-Intendantin kündigte Reformen und mehr Transparenz an. Sie ist nach Monika Piel die zweite Frau an der Spitze des WDR und setzte sich in zwei Wahlgängen gegen drei männliche Kandidaten durch.
In der Stichwahl gegen "Tagesthemen"-Moderator Helge Fuhst erhielt Vernau 36 Stimmen, doppelt so viele wie Fuhst, es gab eine Enthaltung. Mit Blick auf den ersten Wahlgang sprach die stellvertretende Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats, Corinna Blümel, von einer "krimihaften" Wahl: WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn hatte im ersten Wahlgang 15 Stimmen erhalten, Fuhst 16 und Vernau 17. Außerdem stand der Leiter des ZDF-Studios in Washington, Elmar Theveßen zur Wahl, der sieben Stimmen bekam.
Mit Vernau habe man eine neue Intendantin gefunden, die bereits viel Erfahrung innerhalb und außerhalb der ARD gesammelt habe, sagte Blümel. Sie sei gut geeignet, den WDR "zukunftsfest" aufzustellen.
Vernau betonte, sie wolle die regionale Berichterstattung im WDR stärken - auch finanziell. Zudem rief sie in ihrer Vorstellung vor dem Rundfunkrat zu mehr Mut zu Veränderung und Transparenz auf: "Wir gehören der Allgemeinheit." Deshalb müsse die Öffentlichkeit offen darüber informiert werden, welche Schwerpunkte gesetzt würden, wie erfolgreich das sei und wie die Mittel verwendet würden.
Die Rundfunkanstalt müsse sich mehr zur Gesellschaft hin öffnen und stärker mit anderen kooperieren, betonte die künftige Intendantin. Strukturen müssten reformiert und wirtschaftliche Potenziale gehoben werden. So arbeite der WDR bereits daran, Flächen abzubauen und Strukturen in Technik und Verwaltung zu optimieren. Auch im Programmbereich werde es Veränderungen geben, kündigte Vernau an.
Die sechsjährige Amtszeit als Intendantin der größten ARD-Rundfunkanstalt beginnt am 1. Januar 2025. Buhrow steht seit 2013 an der Spitze des Senders. Der 65-Jährige gibt sein Amt Ende 2024 vorzeitig ab. Beim WDR und beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt stehen in den kommenden Jahren umfangreiche Reformen an.
Der scheidende Intendant Buhrow gratulierte seiner Nachfolgerin und bezeichnete sie als "völlig integre Person". Sie sei nicht nur eine "Zahlenfrau", sondern interessiere sich für den gesamten Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie bringe alles mit, was für den Job als Intendantin nötig sei.
Auch NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) sieht den WDR mit Vernau an der Spitze "gut gewappnet für die Zukunft". Mit der Ökonomin bekomme der WDR eine erfahrene Führungskraft als Intendantin. Er setze auf ein gutes medienpolitisches Miteinander, betonte der Minister - "für einen journalistisch unabhängigen und publizistisch starken WDR und öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt".
Der Deutsche Journalisten-Verband in NRW erklärte, Vernau könne die Herausforderungen für den öffentlich-rechtlichen Sender nur gemeinsam mit den Beschäftigten bewältigen.
Vernau hat bereits Erfahrungen als Intendantin einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt: Für ein Jahr hatte sie ab September 2022 das Amt beim RBB inne. Sie trat vorübergehend die Nachfolge von Patricia Schlesinger an, die nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft und Verschwendung entlassen worden war. Zur Intendantenwahl des RBB im Juni vergangenen Jahres wurde Vernau nicht als Kandidatin zugelassen.
Die Vergütung der Intendantenstelle wird ab 2025 niedriger sein als die des scheidenden Amtsinhabers Buhrow. Das Einstiegsgehalt werde "deutlich unterhalb des Gehalts des aktuellen Intendanten gesehen", sagte die WDR-Verwaltungsratsvorsitzende Claudia Schare Anfang März dem epd. Konkreter äußerte sie sich auch am Donnerstag nach der Wahl nicht. Buhrow ist der Top-Verdiener unter den Spitzenmanagern der ARD: Im Jahr 2022 erhielt er eine Gesamtvergütung von 433.200 Euro.
lwd
Zuerst veröffentlicht 27.06.2024 19:13 Letzte Änderung: 28.06.2024 10:10
Schlagworte: Medien, Rundfunk, Personalien, NEU
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