16.10.2024 13:00
Köln/Verden (epd). Die Kampagnenorganisation Campact steckt hinter der "Maus-Entführung" aus Köln. Die Aktion mit der orangefarbenen WDR-Figur aus der "Sendung mit der Maus" richte sich vor allem an die Ministerpräsidenten, erklärte die Organisation am Mittwoch auf epd-Anfrage. Mit der von den Ländern geplanten Rundfunkreform würden wertvolle Bildungs- und Informationsangebote bedroht. Am Vormittag hatte die Statue, die eigentlich vor einem WDR-Gebäude in der Kölner Innenstadt steht, in Mainz Station gemacht. Die Reise werde weitergehen, "um ein Zeichen gegen die drastischen Kürzungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk" zu setzen, betonte Campact.
Campact-Geschäftsführerin Astrid Deilmann betonte, es sei "absurd, in Zeiten von Fake News und breit angelegten Desinformationskampagnen ausgerechnet das fundierte Informations- und Bildungsangebot des öffentlich-rechtlichen-Rundfunks zu kappen". Eine Reform sei nötig. "Aber sie darf die Axt nicht an faktenbasierte Formate legen." Sie forderte die Länderchefs auf, den unabhängigen Journalismus zu verteidigen, denn dieser sei "für eine gesunde Demokratie essenziell".
Auch der WDR erklärte, dass die Organisation für den Abtransport des Mini-Denkmals verantwortlich sei. Die Figur aus der "Sendung mit der Maus" steht normalerweise am sogenannten Vierscheibenhaus des WDR in Köln. Sie war am Dienstagmorgen verschwunden. Auf dem Instagramkanal "Die Reise mit der Maus" war am Mittwochmorgen ein Bild der Figur mit einem Schild "Keine Kürzungen bei ARD und ZDF" dann vor dem ZDF-Hochhaus zu sehen. Am Mittwochnachmittag waren die Inhalte auf dem Account nicht mehr abrufbar.
Der WDR betonte auf epd-Anfrage, die Maus-Statue sei ohne seine Zustimmung entfernt worden: "Auch wenn die Initiatoren mit dieser Aktion nach eigenen Angaben auf den Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hinweisen wollen, darf die Maus aus Sicht des WDR nicht für politische Kampagnen benutzt werden." Man gehe davon aus, dass die Maus "schnellstmöglich und wohlbehalten" wieder an ihren Platz zurückkehren werde. Daher sehe die Rundfunkanstalt noch keinen Anlass, einen Strafantrag zu stellen.
Auf dem Instagram-Kanal von Campact zur Maus-Reise wurde etwa auf Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) verwiesen, der stärkere Einschnitte im Programm gefordert hat, um Sparvorgaben umzusetzen. Einen höheren Rundfunkbeitrag lehnt er strikt ab.
Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hatte im Frühjahr empfohlen, den monatlichen Rundfunkbeitrag ab 2025 um 58 Cent anzuheben, auf dann 18,94 Euro pro Monat. Die Bundesländer müssen der Anhebung zustimmen, bisher gibt es aber keine Einigung unter den Ministerpräsidenten.
"Weil dem Reiner das Fernsehen zu teuer ist, will er ein paar Sendern das Geld streichen", hieß es im Stil der "Lach- und Sachgeschichten" der "Sendung mit der Maus" in einem Video auf dem Instagram-Kanal. Laut den Vorschlägen der Bundesländer für einen Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk soll die Zahl der Angebote sinken. Nach den Plänen der Rundfunkkommission könnten mindestens 16 ARD-Hörfunkkanäle und knapp die Hälfte der 10 Fernseh-Spartensender von ARD und ZDF wegfallen.
WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn hatte bereits am Dienstag betont, die Maus gehöre dem Publikum, "und es ist nicht in Ordnung, sie zu kidnappen - egal, was man damit machen will".
Kommende Woche Donnerstag und Freitag wollen die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten auf ihrer Jahreskonferenz über das Thema Rundfunkreform beraten. Der geplante Reformstaatsvertrag kann erst in Kraft treten, wenn nach der Unterzeichnung durch die Länderchefs auch alle 16 Landesparlamente zugestimmt haben. Dies wird vermutlich frühestens im Sommer 2025 der Fall sein.
lwd
Zuerst veröffentlicht 15.10.2024 18:27 Letzte Änderung: 16.10.2024 15:00
Schlagworte: Medien, Kinder, WDR, Maus, Schönenborn, lwd, Bundesländer, Maint, Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, NEU
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