Küppersbusch: Fernsehen braucht "Todesmut der schrecklichen Quote" - epd medien

21.05.2024 09:22

Friedrich Küppersbusch

Frankfurt a.M./Marl (epd). Der Journalist und TV-Produzent Friedrich Küppersbusch wirft dem Fernsehen vor, keine gesellschaftlichen Debatten mehr zu vermitteln. Das Medium habe es sich angewöhnt, ergebnisoffene Diskurse "nicht wirklich stattfinden zu lassen", sagt der 62-Jährige in der am Dienstag veröffentlichten Ausgabe des Medien-Podcasts "Läuft". Auch der chaotischsten Talkshow liege eine Art Drehbuch zugrunde.

"Gespräche im Fernsehen sind das Nachtanzen, das Nachstellen von Debatten, die ganz woanders stattgefunden haben", kritisiert Küppersbusch. Digitale Formate böten andere Chancen, weil dort beispielsweise in Ruhe verfolgt werden könne, wie jemand einen Gedanken entwickelt. Dies sei prinzipiell auch im Fernsehen möglich. "Man muss dann den Todesmut der schrecklichen Quote am nächsten Morgen haben", so Küppersbusch.

Brandmauer zwischen Journalismus und Aktivismus

Mit Blick auf die Berichterstattung im Wahljahr 2024 betont Küppersbusch, Journalisten seien nicht dazu berufen, Wahlergebnisse zu korrigieren oder eine aktivistische Rolle einzunehmen. Das sei zwar auch in seiner Generation schon "sehr verführerisch" gewesen, doch zwischen Journalismus und Aktivismus müsse eine Brandmauer stehen. Es gehe darum, "dass ich auch damit lebe, gute Argumente zu hören, die mir überhaupt nicht passen."

Küppersbusch wurde in den 90er Jahren als Moderator der ARD-Magazine "ZAK" und "Privatfernsehen" bekannt. Für das Fernsehen arbeitet er heute vor allem als Produzent mit seiner Firma Probono. Seit 2003 schreibt er unter dem Titel "Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?" die wöchentliche Interview-Kolumne der "tageszeitung".

Der Podcast "Läuft" ist eine Koproduktion das Fachdienstes epd medien und des Grimme-Instituts in Marl. Er befasst sich mit aktuellen Themen aus der Medienbranche, nimmt aber auch Fernseh-, Radio- und Streaming-Produktionen sowie Podcasts und besondere Webangebote in den Blick.

rid



Zuerst veröffentlicht 21.05.2024 11:22 Letzte Änderung: 21.05.2024 11:26

Schlagworte: Medien, Fernsehen, NEU

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