Zwei Journalisten in Hongkong wegen Aufruhrs verurteilt - epd medien

29.08.2024 11:12

Der Journalist Chung Pui-kuen betritt am Donnerstag das Gericht in Hongkong

Hongkong (epd). In Hongkong sind zwei Journalisten wegen der Veröffentlichung aufrührerischer Inhalte schuldig gesprochen worden. Chung Pui-kuen und Patrick Lam, die beim pro-demokratischen Nachrichtenportal "Stand News" tätig waren, könnte nun eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren drohen, wie der britische Sender BBC am Donnerstag berichtete. Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" (RSF) mit Sitz in Paris verurteilte den Schuldspruch scharf.

Laut BBC bezeichnete Richter Kwok Wai-kin das Nachrichtenportal "Stand News" in einer schriftlichen Stellungnahme als "Gefahr für die nationale Sicherheit". Die Unterstützung Hongkongs lokaler Autonomie sei Teil der redaktionellen Leitlinie gewesen. Das Medium sei ein Werkzeug zur Verleumdung der zentralen Behörden in Peking geworden.

"Sehr gefährlicher Präzedenzfall"

Wie der öffentlich-rechtliche Sender weiter berichtete, habe "Stand News" vor allem während der pro-demokratischen Proteste im Jahr 2019 an Bekanntheit gewonnen. Cédric Alviani, Direktor des Asien-Pazifik-Büros von RSF, mahnte, das Urteil schaffe einen "sehr gefährlichen Präzedenzfall" für Journalisten. Wer über Fakten berichtet, die nicht mit der offiziellen Erzählung der Behörden übereinstimmen, könne nun wegen Aufruhrs verurteilt werden.

Chung Pui-kuen und Patrick Lam waren laut RSF bereits fast ein Jahr in Haft. Die Gerichtsverhandlung sei schon Ende Juni vergangenen Jahres beendet worden, der Urteilsspruch habe sich aber mehrfach verschoben.

Durchsuchung in der Redaktion

Ende Dezember 2021 war die Redaktion nach RSF-Angaben von 200 Polizisten durchsucht worden, "Stand News" habe noch am selben Tag die Produktion beendet. Rund 70 Mitarbeiter hätten ihren Job verloren. Ausschlaggebend dafür sei auch gewesen, dass die Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone Vermögenswerte des Mediums in Höhe von 61 Millionen Hongkong-Dollar (6,9 Millionen Euro) eingefroren hätten. Sechs Reporter seien damals verhaftet worden.

Vor der Rückgabe durch Großbritannien an China am 1. Juli 1997 hatte Hongkong als Standort mit einer vergleichsweise freien Presse gegolten. Auf der Rangliste der weltweiten Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen" belegte der Stadtstaat 2002 noch Rang 18. Mittlerweile ist er auf Rang 135 von 180 Ländern abgerutscht.

cph



Zuerst veröffentlicht 29.08.2024 13:12 Letzte Änderung: 29.08.2024 13:19

Schlagworte: Medien, China, Hongkong, RSF, BBC, Patrick Lam, Chung Pui-kuen, cph, NEU

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