Verlage wollen mehr in Künstliche Intelligenz investieren - epd medien

25.02.2025 13:53

Zeitungsverlage stecken vermehrt Geld in KI-Technologien, zeigt eine Umfrage. Aufgrund des schrumpfenden Print-Geschäfts stehen viele Häuser unter Druck. Sie sehen die großen Plattformen wie Google als Bedrohung - und fordern strengere Regeln.

BDZV-Hauptgeschäftsführer Jörg Eggers

Berlin (epd). Zeitungsverlage wollen künftig verstärkt auf Künstliche Intelligenz setzen. Wie aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten Trendumfrage "Zeitungsbranche 2025" des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) hervorgeht, planen 73 Prozent der befragten Verlagshäuser, in KI-Instrumente oder geschultes Personal zu investieren. Die Branche erwartet einen anhaltenden Rückgang des Print-Geschäfts, während die Bedeutung des E-Papers weiter zunimmt.

Der Studie zufolge planen die Verlagshäuser im Schnitt 42 Prozent aller administrativen Tätigkeiten wie Seitenproduktion oder Leser-Hotline durch KI zu automatisieren. Knapp 60 Prozent planen demnach, einen Teil der redaktionellen Texte vollständig von KI erstellen zu lassen und nach menschlicher Prüfung zu veröffentlichen. Beispiele für die Anwendung seien die Verarbeitung von Pressemitteilungen, Vereinsberichten oder Polizeimeldungen. Die gewonnenen Kapazitäten sollen verstärkt in ausführliche Recherchen fließen.

Stärkere Plattform-Regulierung gefordert

Viele Verlage sehen ihr Geschäft aufgrund des Einflusses großer Plattformen wie Google unter Druck. So sehen 42 Prozent die Abhängigkeit von großen Plattformen als "großes Hemmnis für digitales Wachstum".

Von der neuen Regierung fordert BDZV-Geschäftsführer Jörg Eggers eine stärkere Regulierung der Plattformen. Union und SPD streben nach der Bundestagswahl am Sonntag Gespräche über eine gemeinsame Regierungskoalition an. Die bisherigen Regelungen, wie etwa das Gesetz über digitale Dienste, reichen Eggers zufolge nicht aus. Das EU-Digital-Gesetz verpflichtet große Plattformen, systemische Risiken zu minimieren.

Konzentration von Meinungsmacht

Der Leiter der Medienpolitik beim BDZV, Helmut Verdenhalven, ergänzte: "Wir erleben in der digitalen Welt eine Konzentration von Meinungsmacht und Werbemarktmacht, wie wir sie überhaupt noch nie erlebt haben." Regulierende Institutionen seien deshalb aufgefordert, "für eine zukunftsgewandte Medienlandschaft" zu sorgen.

Die Branche steht aufgrund sinkender Print-Auflagen sowie Vertriebs- und Werbeerlösen unter Druck. Bei den Abonnements überwiegt derzeit noch Print mit einem Anteil von rund 66 Prozent. Dieser Anteil wird sich nach Einschätzung der BDZV-Mitglieder jedoch bis 2030 fast halbieren. Dagegen sollen sich E-Paper- und Plus-Abos, die heute bei 20 Prozent beziehungsweise 14 Prozent liegen, fast verdoppeln, sodass sich die drei Bereiche etwa angleichen.

Hohe Vertriebserlöse durch E-Paper

Ursprünglich als Übergangslösung gedacht, gewinnt das E-Paper nach Einschätzung vieler BDZV-Mitglieder an Bedeutung. Das liegt auch daran, dass die Vertriebserlöse des E-Papers etwa dreimal so hoch sind wie bei Plus-Abonnementen bei ähnlichen Produktionskosten. Gleichzeitig hat das E-Paper gegenüber der gedruckten Zeitung den Vorteil, dass Kosten für Papier, Druck und Zustellung wegfallen.

Die Umfrage führte der BDZV mit der Unternehmensberatung Highberg (vormals Schickler) durch. 291 Personen nahmen teil, vornehmlich aus Chefredaktionen, aber auch aus Werbemarkt, Geschäftsführung, Lesermarkt oder Logistik.

kps



Zuerst veröffentlicht 25.02.2025 12:59 Letzte Änderung: 25.02.2025 14:53

Schlagworte: Medien, Presse, Internet, Verbände, BDZV, kps, Eggers, NEU

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