Medienforscher plädieren für innovative Formen von Pressehilfe - epd medien

18.10.2024 08:53

Mainz (epd). Zum Schutz der journalistischen Vielfalt in Deutschland regen Medienwissenschaftler völlig neue Formen staatlicher Unterstützung an. Dafür kämen insbesondere Modelle infrage, die die Nachfrage nach journalistischen Produkten stärken, sagte der Mainzer Professor für Medienwirtschaft, Bjørn von Rimscha, am Donnerstagabend beim "Mainz Media Forum". Denkbar sei etwa der Einsatz von Coupons zum Erwerb von Medieninhalten oder eine steuerliche Absetzbarkeit von Abo-Gebühren "analog zu Parteispenden". Auch eine weitere Absenkung der Mehrwertsteuer für Medienprodukte und Investitionen in die Vermittlung von Medienkompetenz an Schulen sei vorstellbar.

All dies seien mögliche Alternativen zu der seit Jahren diskutierten staatlichen Presseförderung, wie sie beispielsweise in Luxemburg seit Jahrzehnten sogar für Parteizeitungen praktiziert wird. Das bisherige Modell einer überwiegend durch Werbeeinnahmen finanzierten Presse funktioniere immer schlechter, sagte von Rimscha. Anzeigen inmitten von Kriegs- und Krisenberichten würden zunehmend unattraktiv und die Werbewirtschaft könne nicht dazu gezwungen werden, immer mehr Geld dafür auszugeben.

Ebenso wie von Rimscha verwies auch der Hamburger Medienrechtler Tobias Mast darauf, dass Journalismus nicht zwingend die Aufgabe von Printverlagen sei. "Schutz der Presse darf nicht mit dem Schutz bestimmter Medienunternehmen gleichgesetzt werden", sagte er. Daher solle staatliche Förderung weniger konkrete Verlage unterstützen als vielmehr sicherstellen, dass die für eine Demokratie wichtigen Kontrollfunktionen durch Medien erfüllt werden könnten. Es gebe keine Dienstleistungen, die ausschließlich von klassischen Zeitungen erbracht werden könnten.

Überlegungen, Pressehilfen an schärfere Vorgaben für eine ausgewogene Berichterstattung zu knüpfen und das Recht der Verleger einzuschränken, die politische Blattlinie festzulegen, sehen die Medienwissenschaftler skeptisch. Die dann nötigen Kontrollen würden einen erheblichen bürokratischen Aufwand mit sich bringen, sagte Mast. Das "Mainz Media Forum" ist eine regelmäßige Veranstaltung des auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität angesiedelten Mainzer Medieninstituts.

Meldung aus dem epd-Basisdienst

lmw



Zuerst veröffentlicht 18.10.2024 10:53

Schlagworte: Medien, Finanzen

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