ARD stellt Deutschen Hörspielpreis ein - epd medien

27.03.2024 09:47

Die ARD vergibt den Deutschen Hörspielpreis nicht mehr. Ein Sprecher des Senderverbunds sagte dem epd, den Hörspielredaktionen des Senderverbunds erscheine der Wettbewerb "wenig plausibel und unzeitgemäß".

Die ARD-Hörspieltage finden seit 2006 im ZKM in Karlsruhe statt

Stuttgart (epd). Die ARD hat den seit 2006 vom Senderverbund vergebenen Deutschen Hörspielpreis eingestellt. Ein ARD-Sprecher sagte dem epd, die Initiative für diese Entscheidung sei von den Hörspielredaktionen der ARD-Sender gekommen. Innerhalb des Senderverbunds gebe es immer mehr Kooperationen, dazu gehöre auch eine virtuelle Gemeinschaftsredaktion für das Hörspiel. Daher sei "ein Wettbewerb als Binnenkonkurrenz zwischen den Landesrundfunkanstalten und Deutschlandradio, ORF und SRF wenig plausibel, unzeitgemäß und nach außen nicht vermittelbar", sagte der ARD-Sprecher.

Nach Angaben des Sprechers erschien den Hörspielredaktionen ein Wettbewerb "fragwürdig, bei dem der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen durch Rundfunkbeiträge finanzierten Preis an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vergibt". In dem jährlich ausgerichteten Wettbewerb konkurrierten ab 2015 zwölf Stücke, die von den neun ARD-Landesrundfunkanstalten, dem Deutschlandradio, dem Österreichischen Rundfunk (ORF) und dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) eingereicht wurden. Jede Anstalt nominierte eine Produktion.

Öffentliche Jury-Diskussion

Von 2006 bis 2014 waren nur die ARD-Anstalten und das Deutschlandradio im Wettbewerb vertreten. Der mit 5.000 Euro dotierte Deutsche Hörspielpreis der ARD wurde im November 2023 zum letzten Mal vergeben. Die Auszeichnung ging an das Hörspiel "Vogel Igel Stachelschwein. Ein Spiel in Weimar Nord" von Mara May und Juraté Braginaité vom MDR.

Der Deutsche Hörspielpreis der ARD wurde bei den jährlich stattfindenden ARD-Hörspieltagen vergeben, die über mehrere Tage im November im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) stattfinden. Dazu gehörte auch, dass alle Wettbewerbsstücke in einer öffentlichen Jury-Diskussion besprochen wurden. Veranstaltet werden die ARD-Hörspieltage von den ARD-Landesrundfunkanstalten, dem Deutschlandradio, dem ORF und dem SRF. Organisiert wird die Veranstaltung durch den Südwestrundfunk (SWR). Partner sind das ZKM, die Hochschule für Gestaltung und die Stadt Karlsruhe.

Kinderhörspielpreise bleiben

Der Sprecher sagte, die ARD wolle die Hörspieltage "neu aufzusetzen", derzeit werde ein neues Konzept ausgearbeitet. Erste Veränderungen solle es bereits in diesem Jahr geben. Die ARD-Hörspieltage sollen vom 7. bis 10. November in Karlsruhe stattfinden und weiterhin Hörspielfans und Hörspielmacher ansprechen. Vorgesehen seien auch künftig Premieren und öffentliche Vorführungen neuer Produktionen sowie Live-Hörspiele, Workshops, eine "Nacht des Hörspiels" und Konzerte.

Der Kinderhörspieltag am Sonntag im Rahmen der Hörspieltage bleibt nach Angaben der ARD erhalten, ebenso der Kinderhörspielpreis der Stadt Karlsruhe und der Deutsche Kinderhörspielpreis. Auch der Preis für Kurzhörspiele der freien Szene, "max15", werde weiter vergeben. Bei der Neuaufstellung der ARD-Hörspieltage gehe es nicht darum, die Veranstaltung zu verkleinern, sagte der ARD-Sprecher. Auch das Budget werde nicht gekürzt. Die Kosten für den nun eingestellten Deutschen Hörspielpreis der ARD würden umgelegt auf andere Programmbeiträge der ARD-Hörspieltage. Finanziert werde die Veranstaltung "von der ARD-Gemeinschaft mit dem SWR als Federführer".

Ein neu aufgesetzter Preis unter anderen Bedingungen ist denkbar.

Fragen dazu, wie hoch das Budget ausfällt und welche Anteile davon die einzelnen Sendeanstalten übernehmen, wollte der ARD-Sprecher nicht beantworten: Zur Finanzierungsstruktur gebe er "keinerlei weitere Auskunft". Der ARD-Sprecher schloss nicht aus, dass es künftig für den Deutschen Hörspielpreis der ARD einen Nachfolgewettbewerb geben könne: "Ein neu aufgesetzter Preis unter anderen Bedingungen ist denkbar, aber 2024 noch nicht umsetzbar."

Derzeit prüfen die Film- und Medienstiftung NRW und der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), wie der von ihnen gemeinsam getragene Hörspielpreis der Kriegsblinden weiterentwickelt werden kann. Zu der Frage, ob sich die ARD an diesem Preis beteilige oder ob sie mit der Filmstiftung und dem DBSV über einen gemeinsamen Hörspielpreis spreche, wollte sich der Sprecher nicht äußern: Zu möglichen Kooperationen mit Partnern oder anderen Institutionen könne er im Moment keine Auskunft geben.

vnn



Zuerst veröffentlicht 27.03.2024 10:47 Letzte Änderung: 27.03.2024 16:17

Schlagworte: Medien, Radio, Auszeichnungen, Hörspiele, ARD, Deutscher Hörspielpreis, vnn, NEU

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