Zukunft von Berliner JazzRadio weiter ungewiss - epd medien

17.09.2024 09:46

Ob JazzRadio in Berlin auch künftig die UKW-Frequenz 106,8 MHz nutzen darf, ist weiter offen. Weil der MABB-Medienrat bislang nicht über die Frequenzvergabe entschieden hat, darf der Sender vorläufig bis Ende Februar sein Programm weiterverbreiten.

Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) in Berlin

Berlin (epd). Bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) steht eine Entscheidung über die Vergabe der UKW-Frequenz 106,8 MHz weiter aus. Anfang Februar hatte die MABB die Übertragungskapazität ausgeschrieben, über die in Berlin das Programm JazzRadio verbreitet wird. Dessen Zulassung läuft Ende November aus. Da eine Entscheidung des Medienrates über die Frequenzvergabe immer noch aussteht, darf JazzRadio die Frequenz nun vorläufig bis Ende Februar 2025 weiternutzen, wie die MABB dem epd auf Nachfrage mitteilte.

Bis zum Fristablauf der Ausschreibung im vergangenen März gingen laut Medienanstalt neben einer Bewerbung von JazzRadio noch fünf weitere ein, darunter die eines anderen Jazz-Programms. Die Unternehmen stellten ihre Sendekonzepte dem MABB-Medienrat Ende April in einer Anhörung vor. Der Medienrat hat noch keine Entscheidung getroffen, weil sich das Gremium nach epd-Informationen bislang nicht einigen konnte, ob wieder ein Jazz-Programm oder ein Sender mit anderer Musikausrichtung den Zuschlag erhalten soll. Die MABB äußerte sich auf Nachfrage hierzu nicht.

Geheime Beratungen und Abstimmungen

Für die Vergabe einer Übertragungskapazität müssen im neunköpfigen MABB-Medienrat mindestens sechs Mitglieder stimmen, damit ein Beschluss zustande kommt. Die MABB erklärte, die Sitzungen des Medienrats seien nicht öffentlich. Die Geschäftsordnung des Medienrats regele, dass "der Hergang bei den Beratungen und Abstimmungen geheim" sei. Die Medienanstalt teilte aber mit, dass die Nutzung der UKW-Frequenz 106,8 MHz durch JazzRadio nun nicht am 30. November auslaufe. Das Programm könne die Frequenz bis Ende Februar 2025 nutzen.

Dabei handle es sich um "eine vorläufige Duldung". Das bedeute, so die MABB, dass eine Entscheidung des Medienrats zur Frequenzvergabe erst zum 1. März kommenden Jahres wirksam werde. Laut der MABB wurde die Duldung ausgesprochen, um "sowohl der aktuellen Frequenzinhaberin als auch den übrigen Antragstellerinnen mehr Planungssicherheit zu verschaffen". Wann der Medienrat die Auswahlentscheidung treffen will, ist offen. Die MABB erklärte, in der nächsten Sitzung des Medienrats am 17. September werde es dazu noch keinen Beschluss geben, sondern zunächst weiter beraten.

Jazzszene in Unruhe

JazzRadio, das in seinem Programm auch zu Spenden aufruft, um so den Betrieb mitzufinanzieren, sendet seit Ende 2010 über die UKW-Frequenz 106,8 MHz. In dem Jahr war bei dem Programm das Unternehmen Fujairah Media aus den Vereinigten Arabischen Emiraten eingestiegen, neben den Gesellschaftern Friedrich-Carl Wachs und Julian Allitt, der zugleich JazzRadio-Geschäftsführer ist. Zur aktuellen Gesellschafterstruktur von JazzRadio, das von der New JazzRadio GmbH betrieben wird, wollte sich Allitt auf epd-Anfrage nicht äußern. Nach epd-Informationen soll das Programm künftig von der JazzRadio Deutschland UG & Co. KG veranstaltet werden. Gesellschafter sollen dann nur noch Allitt und Wachs sein. Allitt äußerte sich hierzu ebenfalls nicht.

Um die zu vergebene UKW-Frequenz haben sich neben JazzRadio noch die Radio B2 GmbH (Schlager Radio) beworben, die Jazz FM Berlin starten will. Weitere Bewerber sind Audiotainment Südwest mit Big FM, Skyline Medien (Jam FM) mit Jam FM Türk, die Eagle Broadcast Brandenburg GmbH mit Pure FM und die Großstadtradio-GSR GmbH mit dem Großstadtradio.

Dass künftig möglicherweise über UKW in Berlin kein Jazz-Programm mehr zu hören ist, sorgt in der Jazzszene für Unruhe: Jazzradio sei für die Jazzszene "von existenzieller Bedeutung, weil es leider immer noch so ziemlich das einzige Fenster zu einem größeren Publikum ist", sagte Urs Johnen, früherer Geschäftsführer der in Berlin ansässigen Deutschen Jazzunion, dem epd.

vnn



Zuerst veröffentlicht 17.09.2024 11:46

Schlagworte: Medien, Radio, JazzRadio, Frequenzen, Ausschreibung, vnn

zur Startseite von epd medien