US-Medien debattieren über kognitive Fähigkeiten von Politikern - epd medien

24.09.2024 10:36

"Gründliche neuropsychiatrische Untersuchung" nötig? US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump

Washington (epd). Im Präsidentschaftswahlkampf befassen sich US-Medien derzeit auch mit "kognitiven Fähigkeiten" von Politikern. Im Vergleich zur Kritik an Joe Bidens Kapazitäten habe es der 78-jährige Donald Trump leichter, weil sein Verhalten medial oft normalisiert werde, sagte der Journalismusprofessor Jay Rosen von der New York University dem epd. Biden (81) hatte im Juli seine Kandidatur zurückgezogen.

Trumps Verhalten liege so außerhalb der Normen, dass es ein "Schock für das System" sei, sagte Rosen. Seine Aussagen seien "voller Absurditäten". Indem Journalisten seine Handlungen mit "halb normalen Begriffen beschreiben", bewahrten sie etwas von ihrer eigenen Selbstachtung.

Unsinnige Behauptungen

Trump präsentiere ein quantitatives Problem, so Rosen. Im Wahlkampf 1976 habe eine einzige zweifelhafte Aussage des republikanischen Präsidenten Gerald Ford zur Sowjetunion einen "wochenlangen Wirbelsturm" ausgelöst. Nach Trumps Amtsperiode von 2017 bis 2021 hätten Factchecker der "Washington Post" 30.000 Lügen und irreführende Aussagen gezählt.

Aktuell fällt Trump mit unsinnigen Behauptungen auf, etwa mit der Aussage, Migranten aus Haiti verspeisten in den USA Katzen und Hunde. Die "New York Times" schrieb, Trumps weitschweifende Reden und seine "manchmal inkohärenten Behauptungen und extremen Ausbrüche" stellten seine "kognitive Gesundheit" in Zweifel. CNN zeigte ein Video, das Trumps Aussagen zur Migration beim TV-Duell mit Hillary Clinton 2016 und bei der Diskussion mit Kamala Harris 2024 vergleicht.

Trump lehnt zweites TV-Duell ab

Gelegentlich zitieren Medien Psychiater und Psychologen auf der Suche nach "Diagnosen". Im Magazin "The Atlantic" schrieb der New Yorker Professor für klinische Psychiatrie, Richard Friedman, es sei bei der Trump-Harris Debatte am 10. September schwierig oder gar unmöglich gewesen, Trumps Gedankengängen zu folgen. Käme Trump in seine Praxis, würde er eine "gründliche neuropsychiatrische Untersuchung" anordnen.

Trump erklärte Ende August bei einer Wahlveranstaltung, wie er seine Reden erstellt: "Ich spreche von neun verschiedenen Dingen, und sie kommen am Ende alle auf brillante Weise zusammen". Englisch-Professoren hätten "ihm gesagt, das sei das Brillanteste, das sie jemals gesehen haben". Harris nahm unterdessen eine CNN-Einladung zu einem zweiten TV-Duell am 23. Oktober an, Trump hingegen lehnte ab. Das sei zu spät, erklärte er.

ege



Zuerst veröffentlicht 24.09.2024 12:36 Letzte Änderung: 25.09.2024 10:30

Schlagworte: Medien, USA, Trump, Harris, CNN, Rosen, ege, Journalismus, NEU

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