Julia Friedrichs: Diskurs über Reichtum auch in Medien zu unpräzise - epd medien

19.10.2024 07:32

Julia Friedrichs auf der Frankfurter Buchmesse 2024

Frankfurt a.M. (epd). Die Autorin Julia Friedrichs sieht die Ungleichheit der Vermögen in Deutschland als Thema, "mit dem wir uns dringend mehr beschäftigen müssten". Über Reichtum werde zu unpräzise gesprochen. "In der Tat ist es oft so, dass das Schreiben und Sprechen über Reichtum nicht sehr informiert ist. Sowohl in Teilen der Politik, als auch in Teilen der Berichterstattung", sagte Friedrichs dem epd auf der Buchmesse in Frankfurt am Main. Für ihr Buch "Crazy Rich - Die geheime Welt der Superreichen" hat sie unter anderem mit Milliardären und Experten gesprochen.

Häufig werde von "den Familienunternehmern" gesprochen, die das Rückgrat der Gesellschaft seien - "ohne dass geklärt ist, was hinter diesem Begriff steckt", kritisierte Friedrichs. Bei den sehr reichen Familien sei oft das Unternehmen der Ursprung des Vermögens, aber "viele führen das Unternehmen längst nicht mehr selbst, sondern verwalten Vermögenswerte". Über die Superreichen wisse man insgesamt viel zu wenig, obwohl dies Menschen mit sehr großem Einfluss seien.

3.300 Personen besitzen 23 Prozent

In "Crazy Rich" schreibt Friedrichs, dass in Deutschland rund 3.300 Personen etwa 23 Prozent des gesamten Finanzvermögens besitzen. Jedes Jahr würden etwa 250 bis 400 Milliarden Euro vererbt, der Staat nehme aber nur etwa zehn Milliarden Euro über die Erbschaftssteuer ein. Wie viel Ungleichheit eine Gesellschaft aushält, wisse sie nicht, erklärte die Autorin. "Ich kann nur sagen: Die Ungleichheit der Vermögen in Deutschland ist extrem und wir sollten darüber reden, ob wir das so haben wollen oder nicht."

Friedrichs (44) ist Reporterin und Filmemacherin. Sie arbeitet vor allem für "Zeit", ARD und ZDF.

lmw



Zuerst veröffentlicht 19.10.2024 09:32

Schlagworte: Gesellschaft, Reichtum, Armut, Julia Friedrichs, Medien, lmw

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