Zukunftsrats-Mitglied Sehl: ARD-Struktur muss stark verändert werden - epd medien

05.11.2024 08:56

Annika Sehl, Professorin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

Frankfurt a.M. (epd). Die Medienwissenschaftlerin Annika Sehl, Mitglied des Zukunftsrats für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, hält es für fraglich, ob die geplanten Änderungen an der ARD-Struktur ausreichen. Bei der ARD gebe es ein starkes Strukturdefizit, das dringend beseitigt werden müsse, sagte die Professorin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in der neuen Ausgabe des Medien-Podcasts "Läuft", die am Dienstag erschienen ist. Gefragt seien aus Sicht des Zukunftsrats eine "ganz klare Verantwortungszuweisung" und schnelle Entscheidungsverfahren.

Das von den Bundesländern vorgesehene Federführungsprinzip bei der ARD sei "schon ein Schritt weiter als das, was wir bisher haben", räumte Sehl ein. Ob es sich in der Praxis bewähre, müsse sich zeigen: "Es wäre sicherlich gut, in Zukunft auch noch mal zu evaluieren und gegebenenfalls nachzujustieren."

Länder verwarfen Idee der ARD-Geschäftsführung

Die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten hatten sich Ende Oktober auf den Entwurf eines Reformstaatsvertrags geeinigt. Für die ARD ist die Einführung eines Federführungsprinzips vor allem im administrativen und technischen Bereich geplant, bei dem ein ARD-Sender bestimmte Prozesse für alle koordiniert.

Der Zukunftsrat, der von den Bundesländern eingesetzt worden war, hatte dagegen eine neue Dachorganisation aller ARD-Sender vorgeschlagen, die "die alleinige Strategie-, Steuerungs-, Finanz- und Organisationskompetenz für die ARD und für alle zentralen Aufgaben und Dienstleistungen" hat. In früheren Entwürfen des Staatsvertrags war die Idee einer neuen ARD-Geschäftsführung enthalten, diese wurde aber später aufgegeben.

Zukunftsrat forderte keine neue Anstalt mit Gebäude

Sehl stellte in diesem Zusammenhang klar: "Was wir uns nicht vorgestellt haben, ist, dass man wirklich noch eine Anstalt im Sinne von einem Gebäude mit zusätzlichem Personal und großer Bürokratie schafft, sondern wir haben uns das tatsächlich als zentrale Leitungseinheit vorgestellt, die sehr flexibel, also beispielsweise auch remote hätte zusammenarbeiten können." Damit gebe es in der ARD auch bereits Erfahrungen.

Der Podcast "Läuft" ist eine Koproduktion des Fachdienstes epd medien und des Grimme-Instituts in Marl. Er befasst sich mit aktuellen Themen aus der Medienbranche, nimmt aber auch Fernseh-, Radio- und Streaming-Produktionen sowie Podcasts und besondere Webangebote in den Blick.

rid



Zuerst veröffentlicht 05.11.2024 09:56 Letzte Änderung: 05.11.2024 10:22

Schlagworte: Medien, Rundfunk, Bundesländer, Sehl, Zukunftsrat, Medienpolitik, ARD, rid, NEU

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