Freie Mitarbeiter werfen WDR Altersdiskriminierung vor - epd medien

19.12.2024 16:20

Köln (epd). Freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WDR werfen dem Sender Altersdiskriminierung vor. Es sei enttäuschend und erschreckend, dass der WDR freie Autorinnen und Autoren nach dem Eintritt ins Rentenalter "fast ausnahmslos" nicht mehr beschäftigen wolle, heißt es in einem Brief an Rundfunkrat und Verwaltungsrat des Senders, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Am Freitag findet in Köln die letzte Rundfunkratssitzung in der Amtszeit von Intendant Tom Buhrow statt.

In "teilweise sehr kühlen Perspektivgesprächen" sei älteren freien Mitarbeitern mitgeteilt worden, dass zum 31. Dezember Schluss sei. Ausnahmen würden nur gemacht, wenn man "zum Beispiel Götz Alsmann" heiße, kritisieren die rund 100 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Briefes. Damit verzichte der Sender "nicht nur auf das riesige Potenzial an Wissen, Kontakten, Vernetzung, Themen-Ideen", sondern zerstöre auch Lebenspläne. Vielen älteren Autorinnen drohe ohne die WDR-Honorare Altersarmut.

WDR: Nachwuchsplanung wichtig

Der WDR bestätigte dem epd auf Anfrage einen entsprechenden Beschluss der Geschäftsleitung vom Januar 2024. Dieser besage grundsätzlich, "dass die Zusammenarbeit nach Erreichen des Rentenalters endet". Die Frage, wann diese Entscheidung den Betroffenen mitgeteilt wurde, ließ der Sender unbeantwortet. Medienberichten zufolge soll dies erst Anfang Oktober erfolgt sein.

"Der WDR schätzt und nutzt das Wissen und die Expertise seiner erfahrenen freien Kolleginnen und Kollegen sehr und ist froh, dass viele schon lange für den WDR arbeiten", erklärte der Sender. Es sei jedoch normal, dass man mit Blick auf das Rentenalter in den Austausch komme, wann die Zusammenarbeit ende. "Damit wollen wir auch einen Beitrag zur Zukunftssicherung des WDR leisten, denn es ist wichtig, die Nachwuchsplanung rechtzeitig anzugehen und langfristig eine gute personelle Ausstattung sicherzustellen."

"Eiskalte Politik des Abservierens"

Betroffene berichteten im Gespräch mit dem epd, der WDR habe ihnen gegenüber eine angestrebte Verjüngung der Redaktionen als Begründung angegeben, insbesondere auch im Zuge der Digitalisierung. Allerdings sei ihnen noch im Frühjahr versichert worden, dass eine Weiterbeschäftigung auch im Rentenalter kein Problem sei.

Eine freie Mitarbeiterin sagte dem epd, der WDR betone stets, dass ihm Vielfalt wichtig sei. Nun schließe der Sender aber ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst aus. Ein weiterer langjähriger Mitarbeiter kritisierte ebenfalls die fehlende Transparenz. Er nannte den Umgang des Senders mit den Freien "unkollegial und menschenverachtend" und sprach von einer "eiskalten Politik des Abservierens". Die Gesprächspartner baten darum, ihren Namen nicht zu nennen.

Zum 31. Dezember 2023 waren nach Angaben des WDR 2.459 arbeitnehmerähnliche freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Sender beschäftigt. Zum Jahresende 2024 würden 77 dieser Personen mindestens 67 Jahre alt sein. Die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter lag Ende vergangenen Jahres bei 4.135, wie aus dem WDR-Geschäftsbericht 2023 hervorgeht.

tgr



Zuerst veröffentlicht 19.12.2024 17:20 Letzte Änderung: 19.12.2024 17:26

Schlagworte: Medien, Rundfunk, WDR, Rundfunkrat, Altersdiskriminierung, tgr, NEU

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