07.01.2025 15:28
Berlin/Oberhausen (epd). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) haben an den Anschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" vor zehn Jahren erinnert. Scholz schrieb am Dienstag auf der Plattform X: "Wir fühlen heute wie damals mit unseren französischen Freunden. Der Angriff galt unseren gemeinsamen Werten von Freiheit und Demokratie - das akzeptieren wir niemals."
Roth erklärte, dass der Angriff "ein Anschlag auf die Pressefreiheit, ein Anschlag auf die Kunstfreiheit, ein Anschlag auf die Freiheit von Satire und Karikaturen, ein Anschlag auf uns alle" gewesen sei. Die Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" (deutsch: "Ich bin Charlie") gelte demnach mehr denn je.
Bei dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" waren am 7. Januar 2015 zwölf Menschen von islamistischen Attentätern ermordet worden. Zuvor hatte das französische Magazin islamkritische Karikaturen über den Propheten Mohammed und seine Anhänger veröffentlicht. Die Anschlagsserie rund um das Attentat sorgte für internationales Entsetzen. Zehntausende Menschen gingen in Paris auf die Straße.
"Die Erinnerung an diesen furchtbaren Anschlag mahnt uns, wie überlebenswichtig die Freiheit der Presse, der Kunst, der Möglichkeit von Satire und Karikatur für unsere Demokratien in Europa sind", sagte Roth. "Nicht vergessen dürfen wir auch den furchtbaren antisemitischen Anschlag kurz danach auf den jüdischen Supermarkt Hyper Cacher in Paris. Auch der Kampf gegen Antisemitismus ist leider gerade aktueller denn je."
Ein mit den Angreifern von "Charlie Hebdo" befreundeter Islamist nahm in dem Supermarkt am 9. Januar 2015 Geiseln und tötete vier von ihnen, zuvor ermordete er bereits eine Polizistin.
Zum zehnten Jahrestag erinnern die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen und vier weitere Museen an den Terrorakt. In Oberhausen werden Karikaturen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler zu dem Anschlag und zur Kunstfreiheit gezeigt, wie das Haus am Dienstag bei der Ausstellungseröffnung ankündigte. Die Schau "Charlie Hebdo. Die Freiheit der Kunst - Zehn Jahre nach 'Je suis Charlie'" ist bis zum 2. Februar geplant.
Bis heute beeinflusse das schreckliche Ereignis aus dem Jahr 2015 die Arbeit von vielen Zeichnerinnen und Zeichner nachhaltig, hieß es. Der Anschlag habe Fragen zur Kunst- und Meinungsfreiheit, zur künstlerischen Zensur und zu Grundrechten aufgeworfen. Mit der Ausstellung "gedenken wir den Betroffenen und solidarisieren uns mit ihrem Schaffen", erklärte das Museum.
In der Galerie sind teils drastische religionskritische Motive zu sehen, etwa Jesus Christus am Kreuz mit ausgestrecktem Arm, um ein Selfie von sich zu machen. Prominent platziert ist eine Miniskulptur des Kölner Karnevalswagenbauers Jacques Tilly aus dem 3D-Drucker: die Büste eines katholischen Bischofs, dem die Mitra auf dem Kopf zum Penis mutiert ist.
Per Monitor werden Karikaturen von 20 teils namhaften Künstlerinnen und Künstlern wie Peter Gaymann, Tetsche oder Franziska Becker gezeigt. Darunter ist auch eine Schreibfeder, die in einem bizarren "Schusswechsel" wie ein Pfeil abwehrend auf ein Maschinengewehr gerichtet ist, oder eine Zeichnung von Michael Holtschulte, der einen Künstler ratlos vor ein leeres, tiefschwarzes Papier gesetzt hat.
Die Schau ist Teil eines Gemeinschaftsprojekts mit dem Museum Wilhelm Busch in Hannover, dem Caricatura Museum Frankfurt, der Caricatura Galerie Kassel, dem schauraum: comic + cartoon Dortmund und dem Verein Cartoonlobby. Auf den zuvor ausgeschriebenen Wettbewerb waren mehr als 150 Arbeiten eingegangen, jede der beteiligten Einrichtungen zeigt eine Auswahl. Zwei der Grafiken in Oberhausen sind auch im internationalen Wettbewerb #Mocking God (Gott verspotten), den die "Charlie Hebdo"-Redaktion ausgeschrieben hatte.
cph/lwd
Zuerst veröffentlicht 07.01.2025 13:33 Letzte Änderung: 07.01.2025 16:28
Schlagworte: Frankreich, Medien, Terrorismus, Charlie Hebdo, Roth, Scholz, cph, ld, Karikaturen, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, NEU
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