Journalist Wels und Deloitte untersuchen Gelbhaar-Berichte des RBB - epd medien

03.02.2025 11:04

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg an der Masurenallee in Berlin

Berlin (epd). Der RBB hat die Unternehmensberatung Deloitte und den früheren NDR-Journalisten Stephan Wels beauftragt, die fehlerhafte Berichterstattung des Senders über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar zu analysieren. Wels als ehemaliger Leiter des NDR-Investigativressorts und die Deloitte-Fachleute für Geschäftsabläufe würden dazu "ihre Expertise bündeln und den gesamten Vorgang von der ersten Veröffentlichung bis zum Umgang des RBB mit den gemachten Fehlern untersuchen", teilte der RBB am 31. Januar mit.

Ziel sei es, neben individuellen Fehlern mögliche Schwächen in den organisatorischen und redaktionellen Abläufen offenzulegen. RBB-Intendantin Ulrike Demmer erklärte: "Journalistische Qualität ist unser höchstes Gut, wir können uns keine Zweifel an unserer journalistischen Integrität erlauben." Mit der Untersuchung wolle der Sender sicherstellen, dass die "seriöse Berichterstattung" als wichtigstes Produkt nicht weiter beschädigt werde. Der RBB werde auch die notwendigen Konsequenzen aus den Ergebnissen ziehen.

Kritik im Rundfunkrat

Der RBB hatte am 24. Januar "schwerwiegende Fehler" bei der Berichterstattung über die Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Gelbhaar eingeräumt und sich entschuldigt. So sei die Identität einer Zeugin nicht ausreichend überprüft worden, die für die Publikationen zentral gewesen sei. Zuvor waren bereits große Teile der Berichterstattung, die sich auf eidesstattliche Versicherungen gestützt hatten, zurückgezogen worden. Gelbhaar sei durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan worden, hieß es. Der Politiker hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Im RBB-Rundfunkrat gab es am 30. Januar Kritik an der bisherigen Fehleraufarbeitung durch den Sender. So sprach der Vorsitzende des Kirchenparlaments der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Präses Harald Geywitz, von einer "erschreckenden Salamitaktik" des RBB.

Ergebnisse werden der Öffentlichkeit vorgestellt

RBB-Chefredakteur David Biesinger erklärte in der Mitteilung vom 31. Januar, die unabhängige Untersuchung werde dem Sender helfen, "mögliche Mängel in der internen Kommunikation und Rollenverteilung zu identifizieren und zu beheben". Die externen Experten werden ihre Arbeit laut Sender in Kürze aufnehmen. Die Ergebnisse sollen "möglichst binnen weniger Wochen" vorliegen und dann der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Gelbhaar nahm unterdessen die Entschuldigung des RBB vorerst nicht an. "Man kann sich erst entschuldigen, wenn man die Fehler aufgearbeitet hat", sagte der Grünen-Politiker der "Berliner Zeitung" (2. Februar). "Da ist ein Mitglied des Bundestages, eines Verfassungsorgans, das derartig beschädigt worden ist, mit einem Reputationsschaden, einem finanziellen Schaden, der massiven Beeinträchtigung seines Netzwerkes, der politische Lebensweg entwertet." Die Berichterstattung des RBB habe "leider massiv damit zu tun". So ein Vorgang dürfe sich nicht wiederholen.

In dem Interview äußerte sich Gelbhaar auch zu den verbleibenden sieben Meldungen, die bei der Ombudsstelle seiner Partei gegen ihn vorliegen. So habe er von der Stelle erfahren, "dass es hier um subjektives Unwohlsein gehen soll, um Eindrücke". Nach wie vor kenne er die Meldungen jedoch nicht. Auch hier erhoffe er sich baldige Aufklärung durch die von den Grünen eingesetzte Kommission.

rid



Zuerst veröffentlicht 03.02.2025 12:04

Schlagworte: Medien, RBB, Gelbhaar, Demmer, rid, Wels, Deloitte, Biesinger

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