20.03.2024 09:12
Köln (epd). Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) will im Zuge von Reformen bei seinen Hörfunkprogrammen WDR3 und WDR5 mehrere Sendungen einstellen. Dabei handelt es sich nach epd-Informationen um Musik- und Gesprächsformate. Beim Kulturradio WDR3 sollen demnach die spätabendlichen Musiksendungen "Multitrack" und "Diskurs" in der jetzigen Form entfallen.
Beim Informationsprogramm WDR5 ist vorgesehen, die Abendformate "Tischgespräch" und "Erlebte Geschichte" sowie die spätabendlichen Musiksendungen "Musikbonus" und "Liederlounge" zu streichen. Die Abendsendung "Stadtgespräch" soll nach epd-Informationen auf den Samstagmittag als "Lokalzeit Stadtgespräch" verlegt werden.
Das Kinderformat "Maus Live" (sonntags bis freitags) wird im WDR-Digitalradio Die Maus und weiterhin auch im Programm von WDR5 zu hören sein. Die Frage, wie viele Sendetermine es in Zukunft auf WDR5 geben wird, wollte der WDR nicht beantworten.
Der WDR wollte sich gegenüber dem epd nicht dazu äußern, welche Sendungen bei WDR3 und WDR5 künftig entfallen sollen. Die Vorschläge für die Änderungen bei beiden Programmen lägen "zurzeit den Gremien zur Beratung" vor, sagte ein Sprecher dem epd. Dieser Entscheidung wolle der Sender nicht vorgreifen. Vorgesehen ist, dass sich der WDR-Rundfunkrat am 18. April wieder mit den Programmreformen bei WDR3 und WDR5 befasst. Das Aufsichtsgremium muss den Reformplänen zustimmen.
Der Rundfunkrat hatte in seiner Sitzung im Februar die Pläne für die Programmreform zur weiteren Beratung an seinen Programmausschuss überwiesen. Sollte der Rundfunkrat die Reformen genehmigen, könnten laut dem WDR "bereits erste kleinere Elemente im WDR3-Sendeschema ab Ende April greifen". Bei WDR5 wäre dies "voraussichtlich Ende August" der Fall.
Hintergrund für die geplanten Programmreformen ist dem WDR zufolge "die ARD-Reformagenda". Für die Kultur- und auch Informationsprogramme der ARD sei beschlossen worden, über sogenannte Poollösungen enger miteinander zusammenzuarbeiten. Die ARD strebe bis zum Jahr 2030 "ein gemeinsames, digitales, öffentlich-rechtliches Plattform-Ökosystem" an. Dabei gehe es auch darum, dass "die Bedürfnisse aller Gruppen und Generationen in Budget und Inhalten gerecht berücksichtigt" würden. Ziel des Umbaus sei, "Ressourcen für digitale Angebote zu gewinnen, gerade auch für neue oder wenig erreichte Zielgruppen".
Bei WDR3 will die Rundfunkanstalt nun den Fokus auf die Morgen- und Vormittagsstunden legen. Hier würden die meisten Hörerinnen und Hörer erreicht. Am Abend, wenn deutlich weniger Menschen zuhören, wolle der Sender auf Kooperationsangebote der ARD setzen. Im November 2023 hatte die ARD mitgeteilt, ab April 2024 sollten die Kulturprogramme am Abend gemeinsame Sendungen veranstalten. Zunächst sei ein wöchentlicher gemeinsamer Opernabend geplant, drei Monate später zusätzlich zwei gemeinsame Konzertabende. Außerdem solle es "enge Kooperationen zwischen den Kulturwellen an zwei weiteren Abenden" geben.
Die beiden Musiksendungen "Multitrack" und "Diskurs", die bei WDR3 entfallen sollen, werden bislang donnerstags und freitags ab 23.03 Uhr in der Reihe "WDR3 open" gesendet. Der Sprecher sagte, der WDR wolle die derzeitigen Abendsendungen von WDR3 "noch mehr Menschen zugänglich machen, indem wir sie als Podcasts neu konzipieren und digital verbreiten". Auf WDR3 soll es künftig "ein kuratiertes Angebot aus diesen neuen WDR3-Podcasts und einer Auswahl der besten Kultur- und Klassikpodcasts der ARD" geben.
Die mittägliche Sendung "Lunchkonzert" bei WDR3 soll um 15 Minuten bis 15 Uhr verlängert werden. Dafür soll das bisher werktags ab 14.45 Uhr gesendete 15-minütige Format "Lesezeichen" entfallen. Die Inhalte des "Lesezeichens" sollen aber weiter in der samstäglichen Sendung "WDR3 Lesung" zu hören sein.
Auch bei WDR5 will sich die Rundfunkanstalt nach Angaben des Sprec# hers künftig "auf die hörerstarken Zeiten am Morgen und Vormittag konzentrieren". Im Abendprogramm von WDR5 soll es dann mehr ARD-Gemeinschaftsformate geben. Die ARD will auch in den Infowellen ab Ende April enger zusammenarbeiten. Der WDR wolle außerdem WDR5 "für digital-first-Podcasts öffnen", sagte der Sprecher. Bestehende und neu entwickelte Podcasts sollen dann "im linearen Radio am Abend" gesendet werden. Vorgesehen sei auch, dass WDR5 die "ARD Infonacht" künftig früher übernimmt. Bislang übernimmt WDR5 diese Sendung, die der NDR täglich für die Zeit von 22 bis 6 Uhr produziert, ab 23 Uhr.
Petra Luise Schmitz, stellvertretende Sprecherin der Sektion "Medien/Film" des Kulturrats Nordrhein-Westfalen sagte, für den Kulturrat sei wichtig, dass der Rundfunkrat darauf achte, dass bei den Programmänderungen "keine Kultursparte vom Thema her ausgespart wird". Es müsse eine breite kulturelle Berichterstattung geben. Schmitz, die den Kulturrat auch im WDR-Rundfunkrat vertritt, sagte außerdem, es müsse auch darauf geachtet werden, dass "nicht nur Gesprächsformen das Programm dominieren".
Auch Hörspiel, Feature, Essay und Reportage müssten weiterhin vorkommen, erklärte Schmitz, das seien Genres, "die vor allem von der kreativen Szene im Auftrag der Sender hervorgebracht werden und die teurer sind als moderierte Sendestrecken und Gespräche". Bei den Programmänderungen, die derzeit bei allen ARD-Sendern auf der Agenda stünden, müssten "die Belange der Freien und der Kreativen mit bedacht werden". Wenn die einzelnen Anstalten nun verstärkt untereinander kooperieren wollten, sei "es wichtig, dass regionale Kultur in der Berichterstattung und in der Präsentation gerade in WDR3 und WDR5 einen großen Teil des Programms ausmachen muss", sagte Schmitz.
vnn
Zuerst veröffentlicht 20.03.2024 10:12 Letzte Änderung: 21.03.2024 12:27 (In einer früheren Version dieser Meldung hieß es, das Kinderformat "Maus Live" solle künftig nur noch im WDR-Digitalradio Die Maus zu hören sein. Dies ist nach WDR-Angaben falsch. "Maus Live" wird weiterhin auch im Programm von WDR5 zu hören sein wird. Wir haben die Passage korrigiert.)
Schlagworte: Medien, Hörfunk, Kulturwellen, WDR, WDR5, WDR3, Nünning, Reform, ARD, vnn, NEU
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