13.03.2025 14:22
Stuttgart (epd). Bei den Fernsehübertragungen der Fußball-Europameisterschaft 2024 sind pro Spiel durchschnittlich mehr als 15 Minuten Glücksspielwerbung gezeigt worden. Vorrangig wurde auf Stadionbanden geworben, wie eine am Donnerstag in Stuttgart veröffentlichte Analyse der Universität Hohenheim ergab. Die Bande zeigte demnach überwiegend Logos eines Sportwetten-Anbieters in voller Bildschirmbreite.
In Deutschland verlieren den Angaben zufolge Wettende jährlich mehr als 1,4 Milliarden Euro. Die Umsätze der Anbieter von Sportwetten stiegen weltweit.
Die Studie untersuchte elf EM-Spiele sowie die Social-Media-Aktivitäten von zehn Wettanbietern. Besonders auffällig: bis zu 200 Posts pro Anbieter während des Turniers, oft mit verschwimmenden Grenzen zwischen Information und Werbung. Das könne besonders für Kinder und Jugendliche problematisch sein, sagte Steffen Otterbach von der Hohenheimer Forschungsstelle Glücksspiel.
Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert sieht einen ungleichen Kampf: Wettanbieter investierten 100 Mal mehr in Werbung als der Staat in Prävention. Zu Großereignissen wie der EM steigerten Anbieter ihre Werbebudgets teils auf das Zehnfache.
Aktuell leiden über 1,3 Millionen Menschen zwischen 18 und 70 Jahren in Deutschland an einer Glücksspielstörung. Jeder Dritte davon nutzt Live-Sportwetten. Blienert fordert daher schärfere Werbegrenzen und mehr Präventionsarbeit.
Der Sportwetten-Anbieter Tipico war mehrere Jahre lang auch Sponsor der ARD-"Sportschau" am Samstag. Die Zusammenarbeit wurde aber mit Abschluss der Fußball-Bundesliga-Saison 2023/24 beendet.
lbw
Zuerst veröffentlicht 13.03.2025 15:22 Letzte Änderung: 13.03.2025 15:44
Schlagworte: Medien, Sucht, Sport, Wetten, Werbung, Sportwetten, Uni Hohenheim, Fernsehen, Fußball-EM, lbw, NEU
zur Startseite von epd medien