Jenseits von Fake News - epd medien

20.02.2025 13:06

Der wiedergewählte Donald Trump versetzt auch die Medien in Schockstarre. Direkte Drohungen des US-Präsidenten gegen einzelne Journalisten und Klagen sind an der Tagesordnung.

US-Präsident Donald Trump sagt den Medien den Kampf an

"Flood the zone": US-Präsident Trump unterzeichnete seit seinem Amtsantritt eine Rekordzahl an Dekreten

epd Donald Trumps "Shock and Awe"-Politikstil, der Kritikern mit Dekreten im Rekordtempo den Boden unter den Füßen wegzieht und die Opposition lähmen soll, hat in den ersten Amtswochen des wiedergewählten US-Präsidenten auch die Medien gepackt. Mit Fox News und den sozialen Medien im Rücken weiß das Team um Trump, wie man die Branche vor sich hertreibt.

Redaktionen werden überwältigt mit Aufregern und Dekreten, von einem belächelten Erlass für eine nationale Strategie gegen Papierstrohhalme bis hin zu Dekreten zum Rückzug aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und zu Massenabschiebungen "Illegaler". Es folgte die tech-autokratische Attacke von "Effizienzberater" Elon Musk beim Bürokratieabbau im Regierungsapparat.

zitat: All we have to do is flood the zone

Fehlinformationen überfluten die Landschaft. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, nannte die Verteilung von Kondomen im Wert von 50 Millionen Dollar im Gaza-Streifen als Beweis für Korruption bei der Entwicklungsbehörde USAID, der inzwischen die Auflösung droht. Und Trump behauptete, USAID habe "Fake News"-Medien Geld gegeben für positive Artikel über die Demokraten.

Manches aus dem Weißen Haus macht sprachlos, etwa die wiederholte Idee, das Nachbarland Kanada werde sich den USA anschließen. Oder dass Reporter der Associated Press (AP) vom Oval Office ausgeschlossen werden, weil die Nachrichtenagentur den "Golf von Mexiko" nicht "Golf von Amerika" nennt. Sichtbare Solidarität anderer Medienunternehmen bleibt aus.

Der rechtspopulistische Berater Steve Bannon, der während Trumps erster Amtszeit zeitweise als Chefstratege im Weißen Haus arbeitete, gilt als Urheber der Aussage, man müsse "die Zone überfluten" ("all we have to do is flood the zone"). Politiker sollten demnach so viel Unerhörtes und Aufregendes in die Welt setzen, dass der Journalismus nicht mitkommt. In einem Interview mit der Plattform "semafor.com" äußerte sich Bannon Anfang Februar zufrieden. "Es hat funktioniert", sagte er. "Die Medien sind in einer vollständigen, totalen Kernschmelze." Unterdessen erhielt Trumps Schwiegertochter Lara Trump eine eigene Show bei Fox News.

Direkte Drohungen gegen Journalisten

Trump wird in der medialen Berichterstattung kaum zur Rechenschaft gezogen. Als tragendes Thema galt im Wahlkampf der Unmut über die steigenden Lebensmittelpreise. "Beginnend am Tag eins werden wir die Inflation stoppen", versprach Trump. Das ist nicht passiert. Die "New York Times" erläuterte nun, Trump habe seinen Ton zum Thema Inflation "gemäßigt". Und Vizepräsident J.D. Vance darf beim TV-Sender CBS beschwichtigen, Rom sei auch nicht an einem Tag erbaut worden.

Mitunter droht Trump Journalisten direkt. Der "Washington Post"-Kolumnist Eugene Robinson müsse "umgehend entlassen" werden, forderte er auf seiner Plattform Truth Social. Robinson hatte kritisch über Trump und Musk berichtet.

Auch Klagen gehören zum Repertoire des US-Präsidenten. Von CBS verlangt er 20 Milliarden Dollar Schadenersatz, weil die Sendung "60 Minutes" während des Wahlkampfs ein Interview mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris so geschnitten habe, dass sie in einem positiveren Licht erscheine.

Für den Mutterkonzern von CBS, Paramount Global, ist die Sache kompliziert, er will Medienberichten zufolge die Firma Skydance Media übernehmen. Dazu benötigt Paramount grünes Licht von der Kommunikationsbehörde FCC. Das "Wall Street Journal" berichtete über "interne Diskussionen" auf der Führungsebene des Unternehmens darüber, den Streit außergerichtlich zu schlichten. Der Facebook-Konzern Meta und der TV-Sender ABC brachten Trump bereits erfolgreich mit Geldzahlungen dazu, Klagen beizulegen.

PBS schließt Büro für Inklusion und Diversität

Chef der FCC ist der von Trump ernannte Brendan Carr. Republikanische Politiker beschweren sich seit Jahren über das nicht-kommerzielle Hörfunknetzwerk NPR mit den angeschlossenen hunderten Sendern, die mit Spenden, Regierungsgeldern und Sponsoring von Unternehmen finanziert werden. Carr ist gegen staatliche Finanzhilfen und will prüfen, ob die nicht-kommerziellen Sender mit der Nennung von Geldgebern Werbung machen und "gegen das Gesetz verstoßen". Zudem lehnt er eine im Kongress diskutierte Finanzierung von NPR und dem nicht-kommerziellen TV-Netzwerk PBS aus Steuergeldern ab. Er sehe keinen Grund dazu.

Wie der "Hollywood Reporter" berichtete, schloss PBS inzwischen sein Büro für Inklusion und Diversität. Trump hatte derartigen Bemühungen den Kampf angesagt. Im Internetdienst X teilte Carr mit, die FCC prüfe, ob der Medien- und Technologiekonzern Comcast und NBC Universal "Formen von Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion" betreiben, die FCC-Regeln widersprechen.

Auch bei der "Washington Post" halten die Konflikte an. Medienberichten zufolge stornierte die Hauptstadtzeitung eine für die dritte Februarwoche von zwei Bürgerrechtsverbänden bestellte und als Mantelumleger geplante Werbeanzeige gegen Tech-Milliardär und Trump-Intimus Musk. Die "Post" habe die Entscheidung nicht begründet, erklärte der betroffene Bürgerrechtsverband "Common Cause" auf seiner Webseite. Die dort veröffentlichte Anzeige zeigt einen überlebensgroßen Elon Musk auf rotem Hintergrund hinter dem Weißen Haus. "Wer regiert dieses Land? Donald Trump oder Elon Musk?", heißt es dazu, verbunden mit der Forderung, Musk zu feuern.

Vor wenigen Wochen erst hatte die "Washington Post" eine Karikatur über ihren Eigner, den Amazon-Gründer Jeff Bezos, nicht gedruckt. Die Zeichnung zeigte mehrere kniende Männer aus der Tech-Industrie, darunter Jeff Bezos, die einer Trump-Statue Geldsäcke anbieten. Karikaturistin Ann Telnaes reichte ihre Kündigung ein.

Konrad Ege Copyright: Foto: privat Darstellung: Autorenbox Text: Konrad Ege ist freier Journalist in Washington und berichtet für den epd aus den USA.



Zuerst veröffentlicht 20.02.2025 14:06 Letzte Änderung: 27.02.2025 17:05

Konrad Ege

Schlagworte: Medien, USA, ege, Trump, Musk, Pressefreiheit, NEU

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