MDR-Chefredakteurin: ARD-"Mittagsmagazin" günstiger als angenommen - epd medien

28.05.2024 08:59

Der MDR hat das ARD-"Mittagsmagazin" im Januar vom RBB übernommen und produziert die Sendung dieses Jahr wohl günstiger als angenommen. MDR-Chefredakteurin Julia Krittian erklärt, wie das sein kann - und wie die Sendung einen Fokus auf konstruktiven Journalismus legt.

MDR-Chefredakteurin Julia Krittian

Leipzig (epd). Die Produktionskosten für das ARD-"Mittagsmagazin" werden in diesem Jahr voraussichtlich unter den bisher prognostizierten sechs Millionen Euro liegen. "Wir rechnen mit drei bis 3,5 Millionen Euro jährlich, unter anderem weil die Zulieferungswege der Redaktionen so gut funktionieren", sagte die Chefredakteurin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Julia Krittian, dem epd in Leipzig. Ab dieser Woche wird die Sendung aus einem neuen Studio gesendet, dessen Baukosten nach MDR-internen Zahlen, die dem epd vorliegen, im geplanten Rahmen von rund 2 Millionen Euro geblieben sein sollen.

Der MDR hatte das "Mittagsmagazin" zum Jahresanfang vom RBB übernommen und sendet das Format seitdem im wöchentlichen Wechsel mit dem ZDF von Leipzig aus. Zudem wurde die Länge der Sendung von einer auf knapp zwei Stunden erhöht, sodass Formate, die vorher beispielsweise nur für die ARD-Mediathek produziert wurden, in das "Mittagsmagazin" eingebaut werden können. "Diese Form der Zulieferung war nicht eingeübt, weshalb offen war, ob das kontinuierlich so gut funktioniert", sagte Krittian.

Fokus auf gesamtdeutsche Perspektivvielfalt

Neben Inhalten aus der Mediathek werde unter anderem Material der Studios im In- und Ausland, der ARD-Kompetenzzentren und Recherchen aus Podcasts genutzt. In Verbindung mit enger Zusammenarbeit innerhalb des Senders und seiner neu geschaffenen Gemeinschaftsredaktion "Tagesmagazine und Dialog", würden sich die Produktionskosten so niedriger halten als bisher konservativ kalkuliert, sagte Krittian.

Das "Mittagsmagazin" lege einen Fokus "auf die gesamtdeutsche Perspektivvielfalt" und konstruktiven Journalismus, so die Chefredakteurin. Konstruktiv oder lösungsorientiert meine aber nicht, "dass wir alles rosa anmalen." Es gehe etwa darum, mehr "inspirierende Hintergundinformationen, Ideen für die Zukunft, Erklärformate und Menschen, die Mut machen", in die Berichterstattung einzubauen. "Ich denke, dass viele Menschen gar nicht so sehr die Nachrichten an sich vermeiden, sondern die Art und Weise, wie Nachrichten häufig präsentiert werden."

Community mit mehr als 3.000 Mitgliedern

Unter anderem durch die Rubrik "MIMAfragt" solle mehr Teilhabe erreicht werden. Mehr als 3.000 Menschen hätten sich für die Community registriert, Live-Befragungen ermöglichten aber auch ohne Anmeldung die Teilnahme und "den direkten Draht ins Studio", heißt es in einem MDR-internen Papier. Im Schnitt würden dabei rund 5.000 Stimmen abgegeben werden.

Die verlängerte Sendezeit mache darüber hinaus möglich, Debattenformaten mehr Zeit zu geben. "Ich finde das angenehm, weil man erst einmal viel zuhört und Meinungen auch aushalten muss", sagte Krittian. "Ich habe das Gefühl, dass wir alle wieder lernen müssen, dass Streit nicht per se schlecht ist und man sich an Meinungen auch reiben können muss." Die logische Grenze dessen sei die freiheitlich demokratische Grundordnung.

Angaben des MDR zufolge erzielte das "Mittagsmagazin" im ersten Quartal dieses Jahres einen Marktanteil von sieben Prozent im Ersten und lag damit unter der Vorjahresbilanz von 7,7 Prozent. Angesichts der geänderten Sendezeit und Länge der Sendung sei der Vergleich aber nur eingeschränkt zulässig. Im Schnitt würden rund 496.000 Zuschauer im Ersten einschalten. Im ZDF erziele die Sendung einen Gesamt-Marktanteil von elf Prozent und knüpfe damit an die Vorjahresbilanz an.

cph



Zuerst veröffentlicht 28.05.2024 10:59 Letzte Änderung: 28.05.2024 11:10

Schlagworte: Medien, Fernsehen, INT, NEU

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