Peter Kloeppel: "Es gibt ein Bedürfnis nach Information" - epd medien

21.08.2024 04:54

Fernsehmoderator Peter Kloeppel

Frankfurt a.M. (epd). Peter Kloeppel ist zuversichtlich, dass die Menschen auch in Zukunft Nachrichtensendungen im Fernsehen sehen wollen. "Es wird immer ein Bedürfnis nach Information geben", sagte der TV-Moderator dem epd. "Ich weiß aus Gesprächen mit unseren Zuschauerinnen und Zuschauern, dass sie informiert werden wollen aus verlässlichen Quellen und dass sie kompakt und zusammenfassend Einordnungen bekommen möchten." Der 65-jährige Kloeppel moderiert am Freitag zum letzten Mal die Nachrichtensendung "RTL Aktuell", die er seit 1992 als Chefmoderator präsentiert.

Die Nachrichtensendungen im Fernsehen stünden in Konkurrenz "mit Plattformen, die schneller sind", sagte Kloeppel: "Aber dann müssen wir halt unsere Stärken ausspielen. Die alte Journalistenfaustregel gilt: Wenn der andere schneller ist, musst du besser sein." Die Redaktion wisse, dass die Menschen tagsüber mit vielen Informationen versorgt werden, es gebe aber auch viele, die zwar mitbekommen hätten, dass etwas passiert ist, aber abends mehr Informationen suchten: "Wir wissen, die Menschen schalten unsere Sendung um 18.45 Uhr ein, weil sie mehr erfahren wollen."

Plattform X hat "Zenit überschritten"

Kloeppel arbeitete ab Ende der 1980er Jahre zunächst im Studio Bonn für RTL plus, wie RTL damals hieß. Später ging er für den Sender als Korrespondent in die USA. 1992 wurde er zum Chefmoderator von "RTL Aktuell" ernannt. Von 2004 bis 2014 war er auch Chefredakteur von RTL.

Er informiere sich kaum noch über die Plattform X, sagte Kloeppel in dem Interview mit dem epd. X, das früher Twitter hieß, habe "seinen Zenit überschritten". Als er sich damals auf Twitter angemeldet habe, sei das Netzwerk für ihn vor allem eine Informationsquelle gewesen.

Social Media nur "eine Art Kontrollinstrument"

Am Anfang habe er noch gedacht, es könne ihm Spaß machen, auf Twitter auch aus seinem Leben zu berichten. Er müsse sich aber "nicht mitteilen über soziale Medien, das ist nicht mein Ding", so Kloeppel. Auch bei RTL habe es hin und wieder Gespräche darüber gegeben, wie er sich in den sozialen Netzwerken darstelle, sagte Kloeppel: "Bestimmt gibt es hier im Haus Menschen, die gesagt haben, der Kloeppel sollte auch präsenter sein auf Social Media, aber ich habe für mich entschieden: Das mache ich nicht." Der Nachrichtenmoderator hat auf X derzeit 80.900 Follower.

Er brauche die sozialen Netzwerke auch nicht, "um zu entscheiden, wie unsere Nachrichtensendung aussehen sollte", sagte der Moderator. Zwar beobachte die Redaktion, welche Themen online trenden, das sei aber nur eine Art Kontrollinstrument. "Wir wissen selbst, dass die Absage eines Taylor-Swift-Konzerts wegen Anschlagsplänen ein Thema ist, genauso wie der Vormarsch der ukrainischen Truppen auf russisches Staatsgebiet. Da sind wir als Journalisten wach genug."

Geisendörfer-Preis "große Ehre"

Wenn Themen in den sozialen Medien kontrovers diskutiert würden, überprüfe die Redaktion erst einmal die Relevanz, sagte Kloeppel. Gegebenenfalls suche sie dann einen Ansatz, um konstruktiv etwas zuzuliefern. "Aber wir springen nicht auf ein Empörungsthema auf, weil wir wissen, das klickt. Wir wollen Fakten liefern und nicht Emotionen befördern." Von einer Nachrichtensendung erwarte er, "dass sie den zivilen Dialog befördert und nicht die Mechanismen der Empörungswelt bestätigt", sagte der 65-Jährige.

Im Oktober wird Kloeppel mit dem Sonderpreis des Robert Geisendörfer Preises der evangelischen Kirche ausgezeichnet. Der Moderator sagte, der Preis sei ihm eine "große Ehre und - auch wenn ich das Ende meiner Laufbahn erreicht habe - eine Verpflichtung für meine zukünftige Arbeit". Evangelische Publizistik habe für ihn einen hohen Stellenwert: "Mediale Trends und Produktionen aus einer konfessionellen Perspektive zu betrachten und zu bewerten, ist ein essenzielles Regulativ in unserer Branche." Das christliche Menschenbild dürfe auch in der medialen Darstellung "nicht an den Rand gedrängt werden in einer Welt, die sich zunehmend entfernt von Werten wie Mitmenschlichkeit, Fürsorge und Zuversicht".

dir



Zuerst veröffentlicht 21.08.2024 06:54 Letzte Änderung: 21.08.2024 11:06

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Journalismus, Kloeppel, RTL, Roether, NEU

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