Journalist Awounou: Blick auf Rassismus im Fußball ist legitim - epd medien

04.06.2024 08:34

Philipp Awounou, Autor der ARD-Doku "Einigkeit und Recht und Vielfalt", am Montagabend bei "Hart aber fair"

Köln (epd). Der Journalist Philipp Awounou hält einen differenzierten Blick auf Rassismus gegen Nationalspieler für wichtig. Er könne in Teilen verstehen, dass es viel Unverständnis über eine Umfrage zur Hautfarbe von Nationalspielern gegeben habe, sagte Awounou am Montagabend in der ARD-Sendung "Hart aber fair" mit Blick auf seine TV-Dokumentation über Einstellungen zum deutschen Team. Bei der Recherche für den Film sei er auf rassistisch konnotierte Aussagen gestoßen, und er halte es für legitim, sich damit genauer zu befassen.

In der Umfrage für die Dokumentation "Einigkeit und Recht und Vielfalt" hatten 21 Prozent der Befragten angegeben, dass sie es besser fänden, wenn wieder mehr Spieler mit weißer Hautfarbe in der Nationalelf spielen würden. Die Mehrheit der Befragten (65 Prozent) stimmte der Aussage laut WDR eher nicht oder überhaupt nicht zu. Das Ergebnis und auch die Frage selbst hatten für Kritik gesorgt. Unter anderem Nationaltrainer Julian Nagelsmann kritisierte, dass solche Fragen überhaupt gestellt würden.

Empirische Sozialforschung

Awounou erklärte, es sei ihm als Autor der Dokumentation und dem WDR darum gegangen, zu verstehen, inwiefern rassistische Aussagen zur Hautfarbe von Nationalspielern von einem relevanten Teil der Bevölkerung geteilt werden oder ob es sich dabei lediglich um "Internettrolle und Ewiggestrige" handele. Wenn man rassistische Haltungen überprüfen wolle, müsse man mit ihnen arbeiten. So funktioniere empirische Sozialforschung, sagte der Journalist. "Und deshalb haben wir Rassismen abgefragt, um zu verstehen, ob diese Ergebnisse, die wir in unserer Recherche erzielt haben, ob die einen ausreichend großen Teil der Bevölkerung überhaupt widerspiegeln."

Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil sagte in der Sendung, er nehme in seiner politischen Arbeit wahr, dass Rassismus in Deutschland wieder zunehme. "Das ist da und es würde überhaupt nichts bringen, wenn man das wegwischt." Es sei wichtig, die Mehrheit, die laut Umfrage Spieler mit Migrationshintergrund begrüßen, weiter zu stärken, sagte Klingbeil. Spieler wie Jonathan Tah und Jamal Musiala und alle anderen würden "selbstverständlich dazugehören". "Das ist das moderne Deutschland, und da können wir stolz drauf sein", betonte der SPD-Vorsitzende.

1.304 Wahlberechtigte befragt

Die Umfrage wurde im Auftrag des WDR für die TV-Dokumentation "Einigkeit und Recht und Vielfalt - Die Nationalmannschaft zwischen Rassismus und Identifikation" vom Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap durchgeführt. Dabei wurden den Angaben zufolge am 2. und 3. April 1.304 Wahlberechtigte telefonisch und online befragt.

Bundestrainer Nagelsmann hatte am Sonntag erklärt, er finde es "einen Wahnsinn, dass wir im Öffentlich-Rechtlichen so eine Frage stellen. Ich war schockiert." Er betonte, es werde "eine EM für jeden im Land" gespielt. "Ich hoffe, nie wieder etwas von solchen Scheiß-Umfragen lesen zu müssen", so Nagelsmann.

lwd



Zuerst veröffentlicht 04.06.2024 10:34 Letzte Änderung: 04.06.2024 11:37

Schlagworte: Medien, Umfragen, Rassismus, Fußball, Hart aber fair, Awounou, lwd, NEU

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