26.05.2025 15:08
Frankfurt a.M./Wien (epd). Vertreter aus Politik und Medien haben mit Trauer auf den Tod des früheren RTL-Chefs Helmut Thoma reagiert. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) würdigte den österreichischen Medienmanager am Montag als "Geburtshelfer des Privatfernsehens" in Deutschland und "mutigen Visionär". Der Gründer des Fernsehsenders RTL habe weit über seine Zeit hinaus Maßstäbe als einer der erfolgreichsten Medienmanager im deutschsprachigen Raum gesetzt. Wie österreichische Medien am Montag meldeten, starb Thoma bereits am 3. Mai an seinem 86. Geburtstag an Herzversagen.
Der aktuelle Chef von RTL Deutschland, Stephan Schmitter, hob "Mut, Kreativität und unternehmerische Entschlossenheit" Thomas hervor. Thoma habe den Sender zu einer starken Marke gemacht, die das Fernsehen in Deutschland verändert und ganze Generationen von Zuschauerinnen und Zuschauern begleitet habe: "Ohne ihn wäre die deutsche Fernsehlandschaft eine andere."
Der Vorstandsvorsitzende des Privatsender-Verbandes Vaunet, Claus Grewenig, äußerte "großen Respekt" vor der Lebensleistung Thomas. Der Medienmanager habe maßgeblich dafür gesorgt, dass in der dualen Medienordnung Deutschlands heute die privaten Angebote neben den öffentlich-rechtlichen für Vielfalt, gute Unterhaltung und verlässliche Information stünden, sagte Grewenig, der auch Bereichsleiter Medienpolitik bei RTL ist.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erklärte, Thoma habe das Privatfernsehen in Deutschland "mit unerschütterlichem Gestaltungswillen revolutioniert". Sein Gespür für Zuschauerinteressen, sein unkonventioneller Ansatz und seine pointierte Art hätten ihn zu einer prägnanten Figur der Branche gemacht. Der rheinland-pfälzische Regierungschef Alexander Schweitzer (SPD) unterstrich, Thomas Innovationsgeist habe die gesamte Medienbranche in Deutschland und Europa vorangebracht.
Thoma, der zunächst als Justiziar beim Österreichischen Rundfunk (ORF) arbeitete, ging 1973 zur deutschen Generalvertretung von Radio Luxemburg nach Frankfurt und stieg dort rasch auf. 1982 wurde er Direktor des deutschen Radioprogramms von RTL und 1984 Direktor des Fernsehprogramms RTLplus. Ab 1986 war er Sprecher der Geschäftsführung von RTLplus Deutschland Fernsehen und ab 1991 alleiniger Geschäftsführer.
Bei RTL setzte Thoma auf eine Mischung aus Unterhaltung, Boulevard, Erotik und Information. Sendungen wie "Explosiv", "Der heiße Stuhl" und die umstrittene Nackt-Show "Tutti Frutti" sorgten für hohe Quoten. 1990 erreichte RTL mit der selbst produzierten Unterhaltungsserie "Ein Schloss am Wörthersee" erstmals eine höhere Einschaltquote als ARD und ZDF. Kritik am Niveau des RTL-Programms begegnete er mit den inzwischen legendären Aussprüchen "Im Seichten kann man nicht ertrinken" und "Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler".
1998 zog sich Thoma aus der RTL-Geschäftsführung zurück und wurde zunächst RTL-Beiratsvorsitzender, später Berater für digitale Fernsehformate bei der RTL-Tochter CLT-UFA. Einen versprochenen Unternehmensanteil klagte er nicht ein - ein später öffentlich bedauerter Schritt.
Thoma übernahm zahlreiche Beratungs- und Aufsichtsmandate, etwa bei den Mobilfunkunternehmen Mobilcom und Freenet. 2011 plante er die Gründung der Sendergruppe "Volks-TV", um eine weitere Kraft im deutschen Privatfernsehen zu etablieren. Das Projekt ließ sich mangels aussichtsreicher Investoren aber nicht umsetzen.
fu
Zuerst veröffentlicht 26.05.2025 17:08 Letzte Änderung: 27.05.2025 17:35
Schlagworte: Medien, Personalien, RTL, Thoma, fu, Schweitzer, Weimer, Wüst, NEU
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