Kritik an TV-Duell zwischen Scholz und Merz bei ARD und ZDF - epd medien

18.12.2024 15:51

Das von ARD und ZDF geplante Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz sorgt für Kritik vonseiten der Grünen und der AfD. Robert Habeck will sich nicht alleine mit Alice Weidel duellieren, aus Sicht des ZDF kommen aber alle ausreichend zu Wort.

Will sich nicht mit Alice Weidel allein duellieren: Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck

Berlin (epd). Die von ARD und ZDF geplanten Fernsehduelle vor der Bundestagswahl am 23. Februar sind in die Kritik geraten. Die Sender sehen aktuell vor, am 9. Februar eine Debatte zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seinem Herausforderer von der Union, Friedrich Merz (CDU), auszustrahlen. Für ein weiteres Duell sind laut ZDF Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD) angefragt worden. Der Grünen-Spitzenkandidat lehnt eine TV-Debatte mit der AfD-Chefin aber ab.

Ein Sprecher Habecks sagte dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Mittwoch), das Wahlkampfteam habe ARD und ZDF bereits früh mitgeteilt, "dass wir eine Einladung nicht akzeptieren werden". ARD und ZDF hätten dennoch eine Einladung ausgesprochen und dann Fakten geschaffen mit einer Pressemitteilung. "Warum das zwei Monate vor der Wahl verkündet werden musste, ist unverständlich. Damit greifen ARD und ZDF in einen extrem kurzen, intensiven und vor allem offenen Wahlkampf ein", kritisierte der Sprecher. Er ließ erkennen, dass Habeck gern zusammen mit Scholz und Merz in einem Triell auftreten würde.

AfD kündigt juristische Prüfung an

Laut "Bild"-Zeitung will zudem die AfD juristisch prüfen lassen, dass sie "als Partei mit den aktuell zweitbesten Umfragewerten wieder in Ameisen-Runden verschwinden soll", sagte demnach ein Sprecher Weidels. Auf eine epd-Anfrage zum Thema reagierte die Partei nicht. Das ZDF hatte das Duell zwischen Scholz und Merz am Montag angekündigt.

Der Mainzer Sender gab auf Anfrage zum "Bild"-Bericht an, dass ARD und ZDF "zu einem Duell zwischen Amtsinhaber Olaf Scholz und dem Herausforderer mit den besten Aussichten auf die Nachfolge, Friedrich Merz" einladen würden. "Da es zwei weitere Parteien gibt, die seit der letzten Bundestagswahl konstant über zehn Prozent liegen, haben ARD und ZDF auch deren Spitzenkandidatin und Spitzenkandidat eingeladen, um ihre Ideen für das Land angemessen präsentieren zu können." Dazu seien Habeck und Weidel angefragt. Alle Spitzenleute hätten in einer "Schlussrunde" am 20. Februar die Möglichkeit, im direkten Vergleich miteinander zu diskutieren, erklärte das ZDF.

ARD: Sendung ist kein Kanzler-Duell

Die ARD betonte, die Debatte zwischen Scholz und Merz sei ein Duell "mit dem Kandidaten, der bei der letzten Bundestagswahl die meisten Stimmen auf sich vereint hat, und demjenigen, der laut Umfragen derzeit deutlich vorne liegt" sei. "Wir veranstalten kein Kanzler-Duell", erklärte der Senderverbund.

Die "Bild"-Zeitung meldete am Mittwoch auch, dass Weidel nach Habecks Absage ein TV-Duell zu dritt mit Merz und Scholz vorschlage. Weidels Sprecher sagte der Tageszeitung demnach, die Rückkehr zum Triell-Format würde sich für ARD und ZDF anbieten: "Es werden die Vertreter der drei Parteien mit den besten Umfragewerten eingeladen, und die Sache wäre wieder rund."

ZDF verweist auf abgestufte Chancengleichheit

Das ZDF teilte weiter mit, sich der Herausforderung bewusst zu sein, "Wahlformate in einem sich wandelnden politischen Umfeld stets an die aktuelle politische Lage anzupassen". Maßstab dafür sei das für die öffentlich-rechtlichen Sender verpflichtende Prinzip der abgestuften Chancengleichheit - "ebenso wie die journalistische Verantwortung gegenüber den Zuschauerinnen und Zuschauern". Sollte Habeck tatsächlich nicht am Duell mit Weidel teilnehmen wollen, werde das ZDF dem Prinzip der abgestuften Chancengleichheit entsprechend den Spitzenkandidaten Weidel und Habeck "angemessen Sendezeit in anderen Formaten einräumen".

Im Interview mit dem Deutschlandfunk betonte ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten die Gleichwertigkeit der beiden anberaumten Duelle. Beide fänden zur gleichen Sendezeit in der Primetime im gleichen Set statt. Sie verwies auch auf die sogenannte Elefantenrunde drei Tage vor der Wahl, bei der sich alle Kanzlerkandidaten treffen sollen. "Der Eindruck, es gebe ein Duell, zu dem dann manche nicht eingeladen werden, ist ja nicht richtig", sagte Schausten. ARD und ZDF hätten insgesamt drei Sendungen geplant, in denen die vier Spitzenkandidaten aufeinandertreffen.

Quartett-Alternative wurde verworfen

Die Sender hätten zu einer Dreierrunde einladen können, nur sei sie überzeugt, dass die AfD davon angesichts ihrer Umfragewerte und Wahlergebnisse nicht hätte ausgeschlossen werden sollen, so Schausten. Eine Alternative wäre beispielsweise ein Quartett gewesen. Redaktionell sei entschieden worden, dass zweimal 90 Minuten Debatte "eine bessere und intensivere Vertiefung" als eine Sendung mit vier Kandidaten brächten, sagte die Chefredakteurin.

Am Montag hatte der Bundestag Scholz gut neun Monate vor dem regulären Ende der Wahlperiode das Vertrauen entzogen. Mit der Mehrheit von 394 Nein-Stimmen und 116 Enthaltungen verlor der SPD-Politiker im Parlament in Berlin die Vertrauensfrage. Nur 207 Abgeordnete sprachen dem Kanzler in der namentlichen Abstimmung das Vertrauen aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kann nun den Bundestag auflösen, damit wie geplant am 23. Februar vorgezogene Neuwahlen stattfinden können. Scholz hatte die Frage gestellt, um sie zu verlieren und damit den Weg für vorgezogene Neuwahlen freizumachen.

cph/kfr



Zuerst veröffentlicht 18.12.2024 05:08 Letzte Änderung: 18.12.2024 16:51

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Wahlen, Parteien, Habeck, Weidel, kfr, ARD, ZDF, TV-Duell, NEU

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