Medienforscher: Innere Konflikte machen anfällig für Fake News - epd medien

14.05.2024 08:21

Weinheim (epd). Psychisch labile junge Menschen sind nach Ansicht des Medienwissenschaftlers Johannes Gemkow anfälliger für rechtspopulistische Inhalte in sozialen Medien. "Dazu gehören innere Konflikte", sagte Gemkow der in Weinheim erscheinenden Monatszeitschrift "Psychologie heute" (Ausgabe zum 17. Mai). "Sie fragen sich zum Beispiel: Bin ich wirklich ich, bin ich authentisch?"

Junge Leute, die sich radikalisierten, hätten oft keine stabile Ich-Identität, erklärte Gemkow, der am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Leipzig arbeitet. Manche erlebten auch Konflikte mit sozialen Normen oder hätten Schwierigkeiten, verschiedene Weltbilder nebeneinander zu akzeptieren. Der Anschluss an eine Gruppe verleihe hier eine gewisse Stabilität.

Posts der AfD sind nach Gemkows Worten geprägt von positiven Emotionen wie Stolz und Zusammengehörigkeit oder negativen wie Aggression, Wut oder Ärger. Es gebe in ihnen stereotype Rollenklischees. Männliche Personen präsentierten sich als stark, solidarisch und soldatisch, Frauen propagierten den Erhalt traditioneller Frauenbilder.

Die Präsenz in sozialen Medien sei einer von vielen Gründen für den Wahlerfolg rechtspopulistischer Parteien, sagte Gemkow, das sei empirisch gut belegt. Der Konsum solcher Posts sei bedenklich, weil sich in jungem Alter die politische Identität entwickele und verfestige.

Nur acht Prozent der Jugendlichen schätzten soziale Medien als glaubwürdig ein, sagte Gemkow, aber zugleich informierten sich drei Viertel aller 14- bis 29-Jährigen über das Internet, ein Drittel davon über soziale Medien. Mit der Schulpflicht gebe es ein Instrument, um jungen Menschen Medienkompetenz zu vermitteln. Die Schule müsse vermitteln, welche Funktion Journalismus habe, welche Arbeitsweise Journalisten hätten und dass sie nicht dazu da seien, ein bestimmtes Weltbild wiederzugeben.

Meldung aus dem epd-Basisdienst

nis



Zuerst veröffentlicht 14.05.2024 10:21

Schlagworte: Medien, Extremismus, Psychologie

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