Topgehälter bei öffentlichen Konzernen: ARD und ZDF im oberen Drittel - epd medien

27.02.2024 12:12

Die private Zeppelin-Universität in Friedrichshafen am Bodensee

Friedrichshafen (epd). Die Vergütung der Intendanten und Direktoren bei ARD und ZDF liegt im Vergleich mit öffentlichen Unternehmen des Bundes und der Länder im oberen Drittel. Im Vergleich mit öffentlichen Unternehmen auf kommunaler Ebene rangiert die Vergütung der Sendermanager hinter der von Sparkassen-Führungskräften auf dem zweiten Platz, wie aus einer Studie der Zeppelin Universität hervorgeht, die am Dienstag in Friedrichshafen veröffentlicht wurde.

Im Jahr 2022 belief sich demnach bei den Führungskräften der öffentlich-rechtlichen Sender die Gesamtdirektvergütung pro Kopf auf "250.000 Euro im Median". Bei drei Branchen aus dem Bereich der öffentlichen Unternehmen des Bundes und der Länder lag die Vergütung des Spitzenpersonals pro Kopf im Median höher als bei den Rundfunkanstalten: Dabei handelte es sich um das "Wohnungswesen" (302.000 Euro) und den Bereich "ÖPNV/Verkehr & Transport" (310.000 Euro) sowie die Branche "Banken und Finanzinvestitionen" (469.000 Euro), die somit mit deutlichem Vorsprung auf dem ersten Platz lag.

In acht Branchen fiel die Vergütung von Führungskräften bei öffentlichen Unternehmen des Bundes und der Länder geringer aus als bei den Rundfunkanstalten, darunter "Flug- & Seehäfen" (203.000 Euro), "Abfall- & Abwasserentsorgung" (181.000 Euro), "Bildung, Wissenschaft & Forschung" (147.000 Euro) und "Kultur, Kunst & Erholung" (138.000 Euro).

Sparkassen-Topmanager verdienen mehr

Im Vergleich mit kommunalen öffentlichen Unternehmen rangieren die Sparkassen mit Abstand an der Spitze: Hier wird in der Studie bei den Top-Führungskräften die Gesamtdirektvergütung pro Kopf mit 379.000 Euro angegeben (Median). In 14 anderen Branchen lag die Vergütung des obersten Managements in dieser Kategorie niedriger, so beispielsweise in den Branchen "Krankenhäuser" (238.000 Euro), "Messen & Kongresse" (193.000 Euro) "Stadtwerke, Energie & Wasserversorgung" (231.000 Euro), "Wirtschaftsförderung & Stadtmarketing" (134.000 Euro) und "Gesundheits- & Sozialwesen" (111.000 Euro).

Verantwortlich für die Studie "Top-Managementvergütung öffentlicher Rundfunkanstalten: Empirische Befunde und Vergleichsgruppe" ist ein Team unter Leitung von Ulf Papenfuß, Inhaber des Lehrstuhls für Public Management & Public Policy an der privaten Zeppelin Universität. Die Untersuchung sei von mehreren öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten finanziell gefördert worden, sagte Papenfuß dem epd. Die Gremienvorsitzendenkonferenz der ARD unterstützt der Professor dabei, einen anstaltsübergreifenden Public Corporate Governance Kodex für eine gemeinsame Aufsichtsordnung in der ARD zu erarbeiten.

Studie berücksichtigt auch Deutsche Welle

Erfasst werden in der Studie die Jahresvergütungen von Führungskräften der neun ARD-Landesrundfunkanstalten, des ZDF und des Deutschlandradios, die aus dem Rundfunkbeitrag finanziert werden. Ebenfalls enthalten sind die Top-Vergütungen beim Auslandssender Deutsche Welle, der aus Steuergeldern des Bundes getragen wird. Maßstab dabei sei die sogenannte Gesamtdirektvergütung pro Kopf. Sie beinhalte "Fixvergütung, variable Vergütung, Nebenleistungen ohne Altersversorgung".

Basis waren grundsätzlich die Vergütungen für 2022. Beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) gab es in dem Jahr auch eine variable Vergütung (Boni). Dies wurde im Zuge der sogenannten Schlesinger-Affäre bekannt, bei deren Aufarbeitung das Bonussystem wieder abgeschafft wurde. In den übrigen Anstalten gibt es keine variablen Gehaltsbestandsteile. Vom ZDF und Deutschlandradio waren die Spitzenvergütungen für 2022 bis zum Erhebungsende der Studie im Oktober 2023 noch nicht veröffentlicht. Daher wurde auf Zahlen für 2021 zurückgegriffen.

Die Daten zu den Vergütungen bei den öffentlichen Unternehmen stammen nach Angaben in der Studie aus dem Jahr 2021. Es wurden aber nicht die Gehälter aller Top-Manager der Rundfunkanstalten und der öffentlichen Unternehmen berücksichtigt. Außen vor blieben Vergütungen solcher Führungskräfte, die unterjährig ausgeschieden oder eingetreten waren, deren Gehalt geringer ausfiel als 50 Prozent des höchstverdienenden Top-Managementmitglieds und die auf einer Teilzeitstelle arbeiteten.

KEF mahnt gemeinsamen Rahmen für Spitzenvergütung an

Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hat sich zuletzt auch mit der Vergütung von Führungskräften bei ARD, ZDF und Deutschlandradio beschäftigt. In ihrem 24. Bericht, der am 23. Februar veröffentlicht wurde, fordert die Kommission die Anstalten auf, einen gemeinsamen Rahmen für die Vergütung von Führungskräften zu entwickeln. Das gelte nicht nur die Intendanten und Direktoren, sondern auch für "die weiteren außer- und übertariflichen Beschäftigungsverhältnisse".

Neben einem übergreifenden Rahmenkonzept hält es die KEF zusätzlich für erforderlich, dass die einzelnen Anstalten "detaillierte AT-Konzepte" erstellen. Die Gehälter sollten sich nach den Vorstellungen der KEF "grundsätzlich am Gehaltsgefüge des öffentlichen Sektors einschließlich vergleichbarer öffentlicher Unternehmen orientieren". Das ergebe sich daraus, dass sich die Anstalten "fast ausschließlich aus dem Beitragsaufkommen, also aus öffentlichen Mitteln, finanzieren".

In ihrem aktuellen Bericht listet die KEF erstmals auf, wie viele außer- und übertariflich Beschäftigte bei ARD, ZDF und Deutschlandradio angestellt sind. Demnach waren es im Jahr 2022 insgesamt 335, was einem Anteil von rund 1,4 Prozent aller Beschäftigten entsprach. Die Personalkosten für diese Gruppe hätten sich 2022 auf 63,4 Millionen Euro (inklusive Sozialversicherungs- und Personalnebenkosten) belaufen. Das seien 2,7 Prozent des Gesamtaufwands für Personal ohne Altersversorgung gewesen.

vnn



Zuerst veröffentlicht 27.02.2024 13:12 Letzte Änderung: 27.02.2024 13:15