Ofcom-Bericht beleuchtet Zukunft des terrestrischen Fernsehens - epd medien

03.06.2024 08:16

Während sich das Fernsehen via Internet zunehmend weiter verbreitet, ist der digital-terrestrische Übertragungsstandard einem Ofcom-Bericht zufolge immer weniger kosteneffizient. Laut der britischen Medienaufsichtsbehörde drängt die Zeit, Maßnahmen für die Zukunft einzuleiten.

Logo der britischen Medienaufsicht Ofcom

London (epd). Die britische Rundfunkindustrie ist sich nicht mehr einig darin, den bisherigen DTT-Übertragungsstandard für Fernsehprogramme ("Digital terrestrial television") auf unbestimmte Zeit aufrechterhalten zu wollen. Der TV-Vertrieb verändere sich radikal, weil die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer mittlerweile Formen des internetbasierten Fernsehens (IPTV) nutzen würden: "Die durchschnittliche Person im Vereinigten Königreich hat im Jahr 2023 im Vergleich zu 2018 25 Prozent weniger Minuten pro Tag ferngesehen", heißt es in einem aktuellen Bericht der Medienaufsichtsbehörde Ofcom zur Nutzung des linearen Fernsehens.

Demnach würden vor allem jüngere Zuschauer Inhalte nur noch über das Internet ansehen. "Rund 5,3 Millionen Haushalte nutzen das Fernsehen ausschließlich über das Internet", so die Ofcom. Mit 17,9 Millionen Haushalte seien die meisten aber hybride Zuschauer, die traditionelle Fernsehsender und On-Demand-Inhalte via Internet kombinieren würden. Etwa 3,9 Millionen Haushalte verließen sich wiederum ausschließlich auf den Empfang via DTT oder Satellit.

Vertriebskosten steigen auf allen Seiten

Das Ansehen linearer Fernsehsender via DTT oder Satellit werde in den kommenden Jahren voraussichtlich drastisch sinken. Im vergangenen Jahr seien noch 62 Prozent professionell produzierter Videoinhalte, etwa bei Fernsehsendern, so konsumiert worden. Im Jahr 2035 werde dieser Anteil prognostiziert auf 28 Prozent, im Jahr 2040 auf 22 Prozent fallen, so die Ofcom.

Rundfunkanbieter versuchten die Anforderungen moderner Zuschauerschaften zu erfüllen, während die Kosten für den Vertrieb via Breitband und traditionelle Infrastrukturen wie DTT steigen würden. Die sinkende DTT-Nutzungsdauer sorge für eine deutlich geringere Kosteneffizienz. "So haben uns zahlreiche Rundfunkunternehmen und DTT-Interessenvertreter gesagt, dass sie einen Kipppunkt erwarten, ab dem es nicht mehr wirtschaftlich tragbar sein wird, DTT in seiner jetzigen Form zu unterstützen", heißt es in dem Bericht "Future of TV Distribution" der Ofcom.

Verzicht auf HD-Programme möglich

Wenn die Schlüssel-Stakeholder, die das DTT-Ökosystem erhielten, weniger Gründe für neue Investitionen sähen, würden sie wahrscheinlich nach Möglichkeiten suchen, die Vertriebskosten zu senken. Das könnte beispielsweise den Verzicht auf HD-Übertragungen oder eine reduzierte Anzahl an Sendern pro Plattform bedeuten. "Zusammenfassend haben wir festgestellt, dass die aktuelle DTT-Marktsituation das Risiko birgt, dass sie für Zuschauer, die sich die nächsten zehn bis 15 Jahre darauf verlassen, schlechter werden könnte", so die Ofcom.

Die Medienaufsichtsbehörde hat dazu außerdem drei breit angelegte Anknüpfungspunkte formuliert, die jeweils mehrere mögliche Modelle für Gegenmaßnahmen beinhalteten. Dazu gehören das Investment in eine effizientere DTT-Infrastruktur, die Reduzierung des DTT-Angebots auf einen kleinen Kern - etwa mit den öffentlich-rechtlichen Programmen - und eine öffentliche Kampagne, durch die Menschen beim Wechsel auf Internet-Fernsehen unterstützt werden sollen und DTT dementsprechend in den 2030er-Jahren auslaufen würde.

Regierung unterstützt DTT bis 2034

Für jede der Herangehensweisen sei eine klare und zeitlich bestimmte Vision wichtig, um sicherzustellen, dass Zuschauer unterstützt würden und um Investoren Sicherheit zu geben. Optionen, die sich entweder auf die Neuplanung der DTT-Übertragungsfrequenzen oder eine komplexe Initiative zur Erhöhung der Breitbandverbreitung stützen, würden acht bis zehn Jahre zur Planung und Ausführung benötigen. Durch das Auslaufen vieler Multiplex-Lizenzen im Jahre 2034 - manche früher - würde es zunehmend dringlicher, bis zum Jahr 2026 Sicherheit über die künftige Herangehensweise für DTT zu haben.

Laut Medienministerin Julia Lopez hat sich die britische Regierung zumindest bis 2034 der Aufrechterhaltung des DTT-Standards verpflichtet. "Neue Wege fernzusehen sollten nicht auf Kosten derer gehen, die immer noch terrestrisches Fernsehen genießen", sagte Lopez laut Redemanuskript am 8. Mai beim Digital Television Group Summit. Die Ministerin kündigte außerdem ein Programm zur Zuschauereinbindung an, mit dem Zuschauerinnen und Zuschauer direkt angesprochen werden sollen. So sollen deren Bedürfnisse und Präferenzen verstanden und damit in der Politik berücksichtigt werden.

cph



Zuerst veröffentlicht 03.06.2024 10:16

Schlagworte: Medien, Internet, Fernsehen, Ofcom, DTT, Großbritannien, cph

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