SR plant Einsparungen bei Personal, Sachaufwand und Programm - epd medien

27.05.2024 17:05

SR-Intendant Grasmück: "Wir schauen in die Zukunft"

Saarbrücken (epd). Das Direktorium des Saarländischen Rundfunks (SR) plant für die kommenden Jahre Einsparungen und Umschichtungen bei Personal, Sachaufwand und Programm. "Es ist nie der richtige Zeitpunkt, zu sagen, wir müssen sparen", sagte Intendant Martin Grasmück am Montag im Rundfunkrat in Saarbrücken. Der SR habe sich in den vergangenen Jahren immer wieder an Gegebenheiten anpassen müssen. Dazu zählten aktuell etwa das geänderte Mediennutzungsverhalten, die Debatte um die Beitragserhöhung sowie die gestiegenen Kosten. "Wir schauen in die Zukunft und stecken nicht den Kopf in den Sand", betonte er.

Verwaltungs- und Betriebsdirektor Alfred Schmitz erläuterte, dass selbst bei einer Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 58 Cent auf 18,94 Euro eine Finanzierungslücke bleibe. Denn die 58 Cent entsprächen nur einem Zuwachs von 0,8 Prozent pro Jahr bei einer aktuellen Inflationsrate von 2,2 Prozent. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hatte im Februar die Erhöhung empfohlen. Mehrere Bundesländer sind gegen eine Erhöhung. Von den KEF-Empfehlungen können sie dabei nur in Ausnahmefällen abweichen.

Abbau im Produktionsbereich

"Wir gehen davon aus, dass die Beitragserhöhung kommt", sagte Grasmück. Es sei wichtig, dass dieses verfassungsrechtlich geschützte Verfahren eingehalten werde. Über die Pläne seien Mitarbeiterschaft und Rundfunkrat nun informiert worden. Es sei wichtig, für die Mitarbeitenden Transparenz herzustellen und die Belegschaft mitzunehmen, "denn die trägt diesen Sender".

Die Zahl der Stellen soll den Plänen zufolge von zurzeit 553 auf insgesamt 536 im Jahr 2028 sinken. Personalabbau sei unter anderem im Bereich der Produktion möglich, wenn der SR mit modernen und smarten Produktionsmethoden arbeite, erläuterte Grasmück. Dazu gehöre es, Journalistinnen und Journalisten in die Lage zu versetzen, selbst zu produzieren und zu schneiden, erklärte der Intendant. Wenn dann die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gingen, könnten Stellen abgebaut oder anders aufgestellt werden. "Ich tue alles, was ich kann, damit betriebsbedingte Kündigungen nicht stattfinden."

Radioprogramme bleiben erhalten

Laut Programmdirektor Lutz Semmelrogge ist geplant, den bisherigen Sendeplatz am Donnerstag um 20.15 Uhr mit dem Magazin Saar3, dem gemeinsamen Talkformat mit der "Saarbrücker Zeitung" Saartalk und dem regionalen Feature Saarthema ab 2025 einzustellen. Wegfallen soll Semmelrogge zufolge auch die Sendung "Alfons und Gäste" mit dem Kabarettisten Emmanuel Peterfalvi. Insgesamt wolle sich der SR stärker auf seine Stärke am Vorabend - also die Zeit zwischen 18 und 20 Uhr - fokussieren.

Beim Radio blieben die vier Programme, SR1, SR2, SR3 und UnserDing erhalten, versprach Semmelrogge. Allerdings würden die Nachrichten von SR1, SR2 und SR3 zusammengelegt werden, sodass es ab Januar nur noch eine anstelle von zwei Nachrichtenausgaben gebe. Die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern solle bestehen bleiben. Langfristig fällt den Angaben zufolge eines von drei Fernsehstudios weg. Mit dem SWR wird den Angaben zufolge derzeit an einer Gemeinschaftsredaktion "Kochen und Kulinarik" gearbeitet, die dann federführend in diesem Bereich in der ARD sein soll. Für junge Zielgruppen sollen weiter gezielt Formate entwickelt werden.

Formate für den non-linearen Bereich

Die Umschichtungen und Kürzungen ermöglichen laut Grasmück auch, den notwendigen Wandel im Medienangebot zu leisten und Formate für den non-linearen Bereich, etwa für die junge Zielgruppe, zu entwickeln. "Wir konzentrieren uns dann auf vergleichsweise wenige, aber umso erfolgreichere Formate", sagte er. Über die Pläne seien Mitarbeiterschaft und Rundfunkrat bereits informiert worden.

Rundfunkratsmitglied Thomas Jakobs von der katholischen Kirche bezeichnete die Planung als "schwere Kost". Das von der saarländischen Verbraucherzentrale entsandte Mitglied Elke Ferner sprach von "gravierenden Veränderungen". "Ich gehe davon aus, dass auch möglicherweise noch Raum für andere Vorschläge ist", sagte sie. An bestimmten Maßnahmen hätte sie für die weitere Debatte gern "ein Preisschild".

Kritik vom Personalrat

Der saarländische Medienstaatssekretär Thorsten Bischoff (SPD) erklärte, dass er dankbar für den Vorschlag des SR-Direktoriums sei. Ob das am Ende der Plan des SR werde, werde man sehen müssen. Es sei der Beginn eines Diskussionsprozesses und nicht das Ende. "Man ist jetzt zeitlich an dem Punkt, wo die finanziellen Unsicherheiten für die Zukunft mit am größten sind", unterstrich er.

Die Vorsitzende des SR-Personalrats Moschgan Ebrahimi erklärte: "Die Entscheidung, die heute getroffen wurde, tut weh, weil die Menschen, die das Programm machen, das Programm lieben." Die Mitarbeitenden hätten aber Vorschläge eingefordert, weil sie Luft bräuchten und nicht mehr in der Lage seien, alles gleichzeitig zu leisten. "Menschen brauchen Verlässlichkeit, Perspektive, Sicherheit und Wertschätzung und die geben Sie uns nicht, wenn Sie die Entscheidungen infrage stellen, die getroffen werden. Sie lähmen uns", sagte sie an den Rundfunkrat gerichtet.

lwd



Zuerst veröffentlicht 27.05.2024 19:05 Letzte Änderung: 28.05.2024 11:27 (Der Text wurde um weitere Stimmen ergänzt.)

Schlagworte: Medien, Rundfunk, SR, Grasmück, ARD, lwd, NEU

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