RBB führt Rechtsstreit mit Ex-Geschäftsführerin von Tochterfirma - epd medien

25.04.2024 09:00

Der RBB befindet sich in einer juristischen Auseinandersetzung mit der früheren Geschäftsführerin der RBB Media, Edda Kraft. Anfang Mai wird Anja Mellage allein vertretungsberechtigte Geschäftsführerin des RBB-Tochterunternehmens.

Der RBB an der Masurenallee in Berlin

Berlin (epd). Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) befindet sich in einer juristischen Auseinandersetzung mit der früheren Geschäftsführerin der Tochterfirma RBB Media, Edda Kraft. Das teilte der RBB auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) am Donnerstag in Berlin mit. Aufgrund des laufenden Verfahrens wollte der Sender keine weiteren Angaben machen. Kraft war Ende 2023 als Geschäftsführerin der RBB Media abberufen und gekündigt worden.

Der RBB Media ist für die Vermarktung von Werbung und Sponsoring bei RBB-Programmen, Merchandising und Lizenzgeschäfte zuständig. Seit Krafts Abberufung wird die Firma von der weiteren Geschäftsführerin Birgit Kuchenreuther geleitet. Ab Mai wird Anja Mellage allein vertretungsberechtigte Geschäftsführerin der RBB Media, wie der RBB mitteilte. Mellage leitet seit November 2022 die Intendanz des Senders. Kuchenreuther wird dann bei der RBB Media für die Bereiche Werbung und Sponsoring zuständig sein.

Noch kein Termin für mündliche Verhandlung

Die frühere Geschäftsführerin Kraft reichte beim Landgericht Berlin II Klage ein. "Die Klägerin beantragt in dem Verfahren die Feststellung, dass ihr Anstellungsverhältnis nicht durch Kündigung beendet wurde", teilte das Gericht auf epd-Nachfrage mit. Einen Termin für eine mündliche Verhandlung gebe es bisher nicht. Krafts Anwalt Torsten Reinprecht sagte dem epd, er könne sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern.

Laut einem Bericht des Onlineportals "Business Insider Deutschland" erfolgte die Kündigung von Kraft, nachdem die RBB-Revision Verstöße gegen das Vergaberecht festgestellt hatte. Demnach hatte der RBB im Jahr 2019 für das inzwischen eingestellte Projekt "Digitales Medienhaus" einen Berater engagiert, dessen Vertrag in der Folge mehrmals verlängert worden sei. Als der RBB aus juristischen Gründen nicht mehr habe verlängern wollen, sei der Berater von der RBB Media unter Vertrag genommen worden und dann weiter an den Planungen für das Digitale Medienhaus beteiligt gewesen.

Von Schlesinger geholt

Kraft war am 1. November 2018 Geschäftsführerin der RBB Media geworden. Sie war von der damaligen RBB-Intendantin Patricia Schlesinger geholt worden. Im Sommer 2022 wurde der Skandal um Vorwürfe der Vetternwirtschaft und Verschwendung gegen Führungskräfte des Senders bekannt. Schlesinger und weitere hochrangige Mitarbeiter mussten den RBB danach verlassen.

Bevor Kraft RBB-Media-Chefin wurde, war sie ab 2012 Geschäftsführerin der Produktionsfirma Saxonia Entertainment, die zur MDR-Media-Gruppe des Mitteldeutschen Rundfunks gehörte. Im Juni 2023 wurde die Liquidation der Saxonia Entertainment bekanntgegeben.

Bei der RBB Media gab es ab Januar 2021 neben Kraft und Kuchenreuther noch eine weitere Geschäftsführerin. Dabei handelte es sich um die damalige Leiterin der RBB-Intendanz, Verena Formen-Mohr, die den Posten bei der RBB Media im Nebenamt innehatte. Ende August 2022 wurde Formen-Mohr als RBB-Media-Geschäftsführerin abberufen, wie aus einem im Frühjahr 2023 veröffentlichten Beteiligungsbericht des RBB hervorgeht.

Am 9. August 2022 war Formen-Mohr im Zuge der RBB-Krise als Leiterin der RBB-Intendanz zunächst freigestellt und später fristlos gekündigt worden. Sie klagt gegen ihre Kündigung. Das Verfahren ist inzwischen in der zweiten Instanz vor dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg anhängig, nachdem Formen-Mohr im April 2023 vor dem Arbeitsgericht keinen Erfolg hatte.

Keysers übernimmt kommissarisch RBB-Intendanz

Anja Mellage, die neue Geschäftsführerin der RBB Media, war vor ihrer Zeit in der RBB-Intendanz Vize-Geschäftsführerin des beim RBB angesiedelten Informations-Verarbeitungszentrums (IVZ). Das IVZ ist der zentrale IT-Dienstleister für die ARD und das Deutschlandradio. Vorher war Mellage unter anderem für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und den Axel-Springer-Konzern tätig. Auf epd-Nachfrage erklärte der RBB, man habe auf eine Ausschreibung der Leitungsposition verzichtet. Grund dafür sei, dass die Besetzung der Position mit Mellage "sehr stark inhaltlich getrieben" gewesen sei.

Mellage habe bei der Aufarbeitung der RBB-Krise maßgebliche Organisationsveränderungen gesteuert, erklärte Intendantin Ulrike Demmer. Sie kenne daher die neuen Senderstrukturen, wodurch zwischen RBB Media und dem RBB Synergien entstehen könnten.

Die Leitung der RBB-Intendanz übernimmt kommissarisch Verena Keysers, wie Demmer in der RBB-Rundfunkratssitzung am 11. April mitteilte. Sie leitet beim RBB die Abteilung Unternehmensentwicklung. Im Sommer werde die Leitung der Intendanz öffentlich ausgeschrieben, dann als Abteilungs- und nicht mehr als Hauptabteilungsleitung. Die Intendanz werde zu einer Abteilung umgebaut, weil verschiedene Aufgaben und Abteilungen aus der bisherigen Hauptabteilung in andere Direktionen des RBB verlagert würden. Für die "dann verbleibenden Querschnittsfunktionen" werde die Intendanz zu einer Abteilung. Das hat auch zur Folge, dass die Jahresvergütung für diese Stelle sinkt.

vnn



Zuerst veröffentlicht 25.04.2024 11:00 Letzte Änderung: 25.04.2024 13:10 (Der RBB hat seine Angaben präzisiert und klargestellt, dass Anja Mellage allein vertretungsberechtigte Geschäftsführerin der RBB Media wird.)

Schlagworte: Medien, Rundfunk, RBB, vnn, Kraft, Mellage, Schlesinger, Formen-Mohr, NEU

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