19.11.2024 10:32
Berlin (epd). Beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) bleibt die finanzielle Lage angespannt. Das Eigenkapital des Senders sei weiterhin negativ, erklärte RBB-Verwaltungsdirektorin Nicole Küchler-Stahn in einer Sitzung des RBB-Rundfunkrats am Montag in Berlin. Es belaufe sich für 2023 auf minus 63,3 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor seien es aber noch minus 90,8 Millionen Euro gewesen. Binnen Jahresfrist sei das negative Eigenkapital gesunken, weil der RBB 2023 mit einem Überschuss von 27,5 Millionen Euro abgeschlossen habe, sagte Küchler-Stahn.
Nach Angaben der Verwaltungsdirektorin hat sich das Ergebnis gegenüber den Planzahlen um 57,1 Millionen Euro verbessert. Der Sender hatte für das Jahr 2023 mit einem Minus von 29,6 Millionen Euro geplant. Insgesamt nahm der RBB im vergangenen Jahr 557,7 Millionen Euro ein. Davon stammten 471,5 Millionen Euro aus Rundfunkbeiträgen, das waren 28,3 Millionen Euro mehr als 2022.
Nach Angaben von Küchler-Stahn stieg der Personalaufwand leicht wegen Ausgaben für soziale Abgaben, Beihilfen, Zuschüsse und die Altersversorgung. Gesunken seien dagegen die Ausgaben für Löhne und Gehälter der festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2023 seien "im Durchschnitt rund 28 Mitarbeitende weniger beschäftigt gewesen als noch im Vorjahr". Im Jahr 2023 waren nach Angaben des Senders insgesamt 2.064 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim RBB beschäftigt. Die Zahl schließt auch Mitarbeiter mit Teilzeitverträgen und befristeten Verträgen ein.
Der RBB-Rundfunkrat stellte in der Sitzung am Montag den Jahresabschluss für 2023 einstimmig fest. Er war zuvor von der Wirtschaftsprüfungskanzlei Ebner Stolz uneingeschränkt testiert worden.
Ursula Weidenfeld, Mitglied im RBB-Verwaltungsrat, äußerte sich in der Rundfunkratssitzung besorgt über die Finanzlage des Senders. Der RBB sei immer noch nicht so konsolidiert, dass er "in Zukunft stabil mehr lineares und nicht lineares Programm machen" könne, sagte sie. Kurzfristige Risiken wie etwa Zinsänderungen oder Tarifabschlüsse würden zu Mehrausgaben führen, die dann zulasten des Programms finanziert werden müssten.
Ein negatives Eigenkapital bedeute "in jedem normalen Unternehmen", dass "ein Insolvenzverfahren eröffnet wird", sagte Weidenfeld. Beim RBB greife dies aufgrund der Gewährträgerhaftung nicht. Damit ist gemeint, dass letztlich die Länder Berlin und Brandenburg für die finanziellen Verbindlichkeiten der Rundfunkanstalt einstehen. Beim RBB war zuletzt im Jahr 2019 das Eigenkapital positiv gewesen.
Die noch von RBB-Interimsintendantin Katrin Vernau eingeleiteten Einsparmaßnahmen fänden sich im Jahresabschluss 2023 wieder, sagte Weidenfeld. Beim Personal hätten sich diese auf befristete Stellen beschränkt, sogenannte ZVO-Stellen (Zeitverträge ohne Planstelle). "Weitere wesentliche und nachhaltige Konsolidierungsmaßnahmen sind bisher nur in Ansätzen erkennbar", sagte die Verwaltungsrätin.
Beim RBB bestehen aus Sicht von Weidenfeld "weiterhin Unsicherheiten für die künftige Entwicklung". Sie verwies auf die Tarifabschlüsse sowie auf das Beitragsaufkommen und die allgemeine Preisentwicklung. Das Risikomanagement des Senders sei hier noch nicht entsprechend. Eine regelmäßige Berichterstattung über solche Risiken habe der RBB dem Verwaltungsrat für das zweite Quartal 2025 in Aussicht gestellt.
Küchler-Stahn sagte, auch die Wirtschaftsprüfer würden Verbesserungspotenzial sehen, was etwa die Einführung eines Risiko- und Compliance-Managementsystems angehe. Dieses befinde sich in der Umsetzung.
Die Jahre 2022 und 2021 hatte der RBB mit Fehlbeträgen abgeschlossen. 2022 belief sich das Minus auf 22,4 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es 68,4 Millionen Euro gewesen. Angesichts dieser Zahlen hatte Verwaltungsrätin Ursula Weidenfeld bereits im September eine deutliche Warnung ausgesprochen: "Wir glauben, dass die härteste Zeit für den RBB, was die Finanzen angeht, noch entschieden vor uns liegt."
2021 hatte der Sender insgesamt 514,7 Millionen Euro eingenommen und 583,1 Millionen Euro ausgegeben. 434,5 Millionen Euro hatte der Sender aus dem Rundfunkbeitrag eingenommen. Im Jahr 2022 beliefen sich die Erträge auf 531,8 Millionen Euro, diesen standen Ausgaben in Höhe von 552,2 Millionen Euro gegenüber. Aus dem Rundfunkbeitrag nahm der RBB 2022 insgesamt 439,4 Millionen Euro ein.
vnn
Zuerst veröffentlicht 19.11.2024 11:32 Letzte Änderung: 19.11.2024 12:24
Schlagworte: Medien, Rundfunk, Finanzen, RBB, Bilanzen, vnn, NEU
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